Herdecke. . Der Autobahnlärm der A1 stört Schüler und Anwohner. Zwei Frauen aus Herdecke haben daher eine Petition an den NRW-Landtag gestartet.
Beim Gespräch bleiben wir vor der Friedrich-Harkort-Schule sitzen, fürs Foto geht es dann doch an die Ruhrseite des Gymnasiums. Und spätestens hier wird klar, wie drängend das Thema Lärm ist: Das Dröhnen und Rauschen der A1 ist laut, sehr laut.
Friederike Harnisch und Kristina Igelhorst, Mütter von Schülern der FHS, wünschen sich mehr Ruhe für ihre und alle anderen Kinder und haben eine Petition verfasst, die sie Anfang März an den nordrhein-westfälischen Landtag geschickt haben. Gleichzeitig bitten sie im Internet (www.chanche.org) um Unterstützung. 120 Menschen haben bis heute unterschrieben.
Das Thema Verkehrslärm ist nicht nur am Gymnasium ein alter Hut. Immer wieder haben sich Schulleitung und auch Stadt – bislang erfolglos – an die Straßenbauverwaltung Straßen-NRW gewandt, die im Land auch für die Bundesautobahnen zuständig ist. „Der Landesbetrieb hat sich immer auf die errechneten Werte zurückgezogen. Und die reichen nicht aus, um einen Lärmschutz zu rechtfertigen“, erklärt Stadtsprecher Dennis Osberg.
Hochrechnungen statt Messungen
Tatsächlich wird der Lärmpegel gegenüber der A1 nicht gemessen, sondern unter anderem aus der Zahl der Fahrzeuge und der zu Grunde liegenden Topographie errechnet. Ein Standardverfahren, da nach Aussage des Bundesumweltministeriums konkrete Lärmmessungen von zu vielen Randbedingungen beeinflusst würden. So kann die Witterung den Lärmpegel ebenso beeinflussen wie die Verkehrsdichte.
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Erfahrungen, die Friederike Harnisch und Kristina Igelhorst bestätigen können, denn beide wohnen oberhalb des Gymnasiums. „Ja, es gibt Tage, an denen ist es noch lauter“, sagen sie und unterstreichen damit ihre Forderung, endlich die tatsächliche Lärmbelastung zu messen und Maßnahmen gegen den Lärm zu ergreifen.
Das Mindeste wäre, so die Forderung der Stadt in diesem Zusammenhang, die Verkehrsdichte erneut zu überprüfen. Denn gerechnet wird derzeit mit vergleichsweise alten Zahlen. „Der Verkehr auf der A1 hat in den vergangenen Jahren zugenommen“, sagt Dennis Osberg und hofft, dass die Petition vielleicht ein wenig Bewegung in die Sache bringen kann.
Vorhaller und Boeler dabei
Die Herdeckerinnen sind nicht die einzigen, die das Thema Lärm der A1 erneut aufgegriffen haben. Vor ihnen haben schon Bürger aus Hagen-Vorhalle eine Petition gestartet, auch in Hagen-Boele ist man aktiv geworden. „Wir hoffen, dass so der Druck noch ein wenig höher wird“, sagt Kristina Igelhorst.
„Im Schulalltag besteht nur die Wahl zwischen Lüften und Lernen“, sehen sowohl die Schulpflegschaftsvorsitzende Kerstin Schiller als auch Schulleiter Andreas Joksch dringenden Handlungsbedarf. Auch wenn die Stadt auf der Ruhrseite bereits in zwei Bauabschnitten neue Schallschutzfenster einbauen ließ (Bauabschnitt Nummer drei folgt in diesem Jahr), ist die Situation in den Klassen und auf dem Schulhof „nicht akzeptabel“, so Joksch. Die Schulkonferenz habe darum beschlossen, dass auch die Schule als Institution die Petition unterschreibt. Und die Schülervertretung will das Thema in alle Klassen tragen. Denn unterzeichnen dürfen alle, unabhängig vom Alter. 120 Menschen haben bereits ihr Votum im Internet abgegeben. Weitere haben sich in die ausliegenden Listen eingetragen, die die Organisatorinnen der Petition in den Herdecker Geschäften verteilt haben. „Und wir werden auch noch einmal von Haus zu Haus gehen“, sagt Friederike Harnisch.
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Schlaflosigkeit
Nicht nur Sonnenstein-Anwohner sind unter den Unterzeichnern, sondern auch Menschen, die den Lärm in der Schule aus eigener Erfahrung kennen. „Ich unterschreibe, weil ich selbst auf die FHS gegangen bin und die Lärmsituation schon vor über 20 Jahren Wenige interessierte. Da muss nun endlich etwas getan werden. Mit einem lieben ‘Bitte bitte’ kommen wir wohl nicht mehr weiter, denke ich“, so das Statement von David Hatzky auf der Seite www.change.org. Andere bestätigen, dass sie nachts nicht schlafen können, weil durchs offene Fenster der Lärm dringt. Und wieder andere betonen schlicht: „Lärm macht krank!“