Hagen. . Hauptversammlungen der Douglas Holding gehorchten bislang einer über Jahrzehnte erprobten und unaufgeregten Routine. Der Ablauf im inzwischen etwas betagten Ambiente der Hagener Stadthalle war leicht planbar, die Entlastung des Managements stets Formsache. Besondere Vorkommnisse: keine. Doch dieses Mal ist alles anders. Schauplatz des heutigen Aktionärstreffens ist die Essener Grugahalle, und vorhersehbar ist wenig.

Hauptversammlungen der Douglas Holding gehorchten bislang einer über Jahrzehnte erprobten und unaufgeregten Routine. Der Ablauf im inzwischen etwas betagten Ambiente der Hagener Stadthalle war leicht planbar, die Entlastung des Managements stets Formsache. Besondere Vorkommnisse: keine. Doch dieses Mal ist alles anders. Schauplatz des heutigen Aktionärstreffens ist die Essener Grugahalle, und vorhersehbar ist wenig.

Grund: Douglas steht womöglich vor einer tiefgreifenden Zäsur. Seit Vorstandschef Henning Kreke die Buchtochter Thalia auf der Bilanzpressekonferenz Mitte Januar zum Sanierungsfall erklärte und noch am selben Abend durchsickerte, dass die Gründerfamilie einen Börsenrückzug mit Hilfe von Finanzinvestoren erwägt, ist es vorbei mit der gewohnten Ruhe im und um den Hagener Handelskonzern. Kaum eine Woche vergeht seither, in der sich nicht neue Spekulationen um die Douglas-Zukunft ranken.

Dass darin fast nichts mehr als ausgeschlossen gilt, selbst ein Ausstieg der tragenden Anteilseigner Kreke und Oetker, hat entscheidend mit den undurchsichtigen Motiven des neuen Großaktionärs Erwin Müller zu tun. Der Drogerie-Unternehmer könnte sich in naher Zukunft über Optionen eine Sperrminorität von mehr als 25 Prozent sichern und damit alle strategischen Weichenstellungen blockieren. Zumindestens theoretisch. Denn über die Pläne des 79-jährigen Milliardärs bei Douglas ist nichts bekannt. Müller mauert, er schweigt eisern - mindestens bis zur Hauptversammlung, wie es hieß.

Auch in der Hagener Douglas-Zentrale hält sich öffentlichen traditionell sehr bedeckt. So gibt es bisher keinerlei Neuigkeiten über den Stand der Gespräche der Familie Kreke angeblich mit Apax und BC Partners über einen großangelegten Aktienrückkauf mit dem Ziel, Douglas von der Börse zu nehmen. Ihre Gedankenspiele begründen die Krekes offiziell vor allem mit der als unfair empfunden Bewertung der Aktie; eine weitere Triebfeder dürfte ganz sicher aber auch die drohende Einmischung Müllers in die Konzernstrategie sein. Schließlich wäre ein Börsenabschied ein sehr weitreichender Schritt nach fast 40 Jahren am Aktienmarkt, zunächst noch unter dem alten Namen der Konfiserie-Kette und Konzern-Keimzelle Hussel. Vier Jahrzehnte, in denen der heutige Aufsichtsratschef Jörn Kreke und seit 2001 sein Sohn Henning Douglas zu einem Europa umspannenden Handelsimperium entwickelten - aus Parfümerien, Schmuckläden (Christ), Buchhandlungen, Modehäusern (Appelrath-Cüpper) und Konfiserien.

Dessen Zukunft ist im Vorfeld der Hauptversammlung so ungewiss wie nie zuvor. Es gibt viele offene Fragen, und die Aktionäre dürften heute in der Grugahalle auf Antworten drängen. Dorthin hatte Douglas die Veranstaltung wegen des erwarteten großen Interesses verlegt. Spannend und bis zuletzt ungeklärt war vor allem die Frage, ob sich Großaktionär Müller selbst oder über einen Vertreter in Essen zu Wort melden wird.

„Wir möchten uns hierzu nicht äußern“, erklärte die Drogeriekette schriftlich auf unsere Anfrage. Und auch bei Douglas hat man dazu nach Angaben eines Sprecher keine Erkenntnisse. Die Vertreter der Aktionärsschützer von SdK und DSW ergriffen traditionell das Wort, aber „darüber hinaus ist uns kein weiterer Redner bekannt“. „Wir wissen nicht, was passieren wird und auch überhaupt nicht, wie lange es dauern wird“, sagte der Sprecher einen Tag vor der Hauptversammlung, die eine der letzten sein könnte in der Geschichte der Douglas AG.