Hagen/Düsseldorf. .
Die wachsende Konkurrenz aus dem Internet zwingt den Handelsriesen Douglas bei der Buchhandels-Tochter Thalia zur strategischen Rolle rückwärts. Die einst großzügig ausgebauten Filialen sollen angesichts schwindender Erlöse nun gezielt verkleinert werden. Kräftig ausbauen will Douglas dagegen das eigene Online-Geschäft und sein Lese-Angebot für digitale Bücher und Multimedia-Handys.
„Wir müssen uns leider darauf einstellen, dass die Umsätze im stationären Buchhandel auch in den nächsten Jahren weiter rückläufig sind“, begründete Douglas-Chef Henning Kreke gestern die geplante „Restrukturierung“ von Thalia. Auslöser ist der Wandel im Kaufverhalten der Kundschaft: Buchkäufer wandern zunehmend ins Internet ab oder steigen gleich ganz auf elektronische Lesegeräte um. Zwar fingen die stark gestiegenen Online-Erlöse bei Thalia die Einbußen in den Filialen im Geschäftsjahr 2010/11 (30.9.) noch mehr als ab. Aber obwohl ein Umsatzplus von 3,2 Prozent zu Buche steht, brach der Vorsteuergewinn wegen der deutlich niedrigeren Margen im Internethandel von 20 auf 5 Mio. Euro ein.
„Wir müssen weg von den überdimensionierten Filialen. Die Buchhandlung der Zukunft wird wieder kleiner und intimer werden“, skizzierte Kreke den Branchentrend. Auch bei Thalia seien es gerade die kleinen Filialen, die es derzeit schafften, ihren Umsatz zu behaupten. Deshalb schickt Douglas die Buch-Tochter nun auf Schrumpfkurs. Auf 500 bis 600 Quadratmeter bezifferte Kreke die „optimale Filialgröße“ für Thalia: „Bei allem, was größer ist, haben wir Handlungsbedarf.“ Dazu sollen der Umsatzanteil der Zusatzsortimente (DVDs, Papierwaren, Spiele) bis zu 30 Prozent ausgebaut, für Teilflächen Untermieter gesucht oder sogar der Umzug in kleinere Immobilien geprüft werden. Wie viele der 295 Thalia-Filialen davon betroffen sein werden, ließ Kreke offen: „Die Analyse läuft noch.“ Auch Schließungen und Stellenabbau wollte der Konzernchef nicht ganz ausschließen.
Parallel dazu will Douglas das Thalia-Angebot für das eigene elektronische Lesegerät OYO und andere digitale Bücher ausbauen und auch eigene Apps für iPhone & Co. anbieten. „Wir möchten, dass der Kunde Bücher von Thalia auf unterschiedlichen Geräten lesen kann“, erklärte Kreke. „Multichannel“-Strategie lautet sein Schlagwort - heißt: vernetzter Vertrieb über alle bestehenden Verkaufskanäle. Ein Ziel, das Douglas auch für alle anderen Sparten verfolgt - von den Parfümerien über die Christ-Schmuckgeschäfte, die Hussel-Confiserien bis hin zu den Appelrath-Cüpper-Damenmodehäusern. Den Online-Anteil von 6 bis 7 Prozent (Thalia: 14 Prozent) will der Konzern weiter ausbauen.
Neben den Problemen bei Thalia bremsten den Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr auch der Rückzug aus dem Parfümgeschäft in Russland, Dänemark und den USA. So fiel das Umsatzwachstum mit 1,7 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro recht bescheiden aus - obwohl Douglas in Deutschland (+4 %) durchaus von der guten Konjunktur profitierte. Im Ausland (-2,5 %) machten sich dagegen auch die Folgen der Schuldenkrise durch Einbußen etwa in Spanien und Portugal bemerkbar. Im Kerngeschäft Parfümerien stagnierte daher der Umsatz; die kräftigsten Zuwächse (+10 %) verbuchte Douglas mit seiner Schmuck-Tochter Christ. Trotz allem kletterte der Jahresüberschuss unterm Strich um 14,3 Prozent auf 87 Mio. Euro. Seine Aktionäre will Douglas daran mit einer unveränderten Dividende von 1,10 Euro je Aktie beteiligen.
Trotz eines „zufriedenstellenden Starts“ im Weihnachtsquartal fiel Krekes Ausblick für das laufende Jahr verhalten aus. Bei einem nur leichten Wachstum gut 3,4 Milliarden Euro erwartet Douglas deutliche Ertragseinbußen.