Hagen. . Seit 15 Jahren trainieren Grundschüler in der Busschule der Hagener Straßenbahn AG, wie man sich im Bus und an der Haltestelle verhält. Mit dem Projekt leistet das Unternehmen einen Beitrag zur Verkehrssicherheit.

Der Dennis kann sich nicht festhalten. Der Dennis hat nämlich keine Arme. Der Dennis ist eine große, blaue Tonne. Und wenn Odo, der Fahrer, vorne kräftig auf die Bremse tritt, fliegt der Dennis einmal quer durch den Bus – seit 15 Jahren immer wieder.

Der Dennis ist an diesem Morgen der einzige, der fliegt. Weil Yannik, Lisa und all die anderen Kinder der Schnellmark-Grundschule die Hände um die Haltegriffe gekrallt haben, als Odo Rehbein auf dem Betriebsgelände der Hagener Straßenbahn AG in die Höllenschlucht einbiegt und das Gefährt auf Tempo 35 beschleunigt. Dann nimmt er den Fuß kurz vom Gas und tritt die Bremse durch. Dennis fliegt, und der ganze Bus skandiert: „Noch mal, noch mal!“

Sparpakete überstanden

Die Busschule der Hagener Straßenbahn AG hat alle Umstrukturierungen und Sparpakete überstanden. „Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine absolut sinnvolle Einrichtung ist“, sagt Straßenbahn-Chef Christoph Köther, „wir übernehmen Verantwortung für die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr. Und das tun wir gern.“

Rund 46.000 Kinder haben die Busschule bislang besucht

Rund 30.000 Schüler befördert die Hagener Straßenbahn an jedem Wochentag.

Damit werden die Schüler für das Verkehrsunternehmen zu einer der wichtigsten Kundengruppen.

Mit Tanja Thiel kümmert sich eine Mitarbeiterin in Vollzeit um die Betreuung. Unterstützt wird sie von zwei Busfahrern.

Insgesamt rund 46.000 Kinder haben seit 1999 die Busschule der Hagener Straßenbahn besucht.

Die Kinder werden morgens mit einem Bus der Straßenbahn direkt an der Schule abgeholt und mittags zurückgebracht.

Zumal die Beziehung zwischen Straßenbahn-Mitarbeiterin Tanja Thiel und den Kindern, die in der Regel in die vierte Klasse gehen, ein Geben und Nehmen ist.

Ein Geben und Nehmen

„Am Ende des Tage bekommen die Kinder meine Visitenkarte. Und wenn sie merken, dass in einem unserer Busse irgendetwas nicht in Ordnung ist, dann rufen sie mich an“, sagt die Frau, die sich seit 15 Jahren um die Kinder kümmert, „manchmal klingelt das Telefon sogar abends, wenn ich längst zu Hause bin.“

Die Kinder von heute sind die Jugendlichen von morgen. „Wir bauen auf diese Weise eine Verbindung zu unserem Unternehmen auf“, sagt Köther, „natürlich kann man nicht jeden überzeugen. Aber ich denke schon, dass das auf lange Sicht das Benehmen im Bus verbessert und hilft, Vandalismusschäden zu mindern. Ich werde immer wieder von Freunden meiner Kinder angesprochen, die sich noch an die Busschule erinnern.“

Viele praktische Übungen

Dabei geht es nicht nur um das Verhalten im Bus, sondern auch um das an der Haltestelle. „Wir machen an einem Vormittag unheimlich viele ganz praktische Übungen mit den Kindern“, so Tanja Thiel und weist darauf hin, dass es der Straßenbahn gelingt, mit nahezu allen Hagener Grund- und Förderschulen und auch Schulen in Nachbarstädten, deren Schüler die Hagener Busse nutzen, zu kooperieren. „Die Kinder lernen, eine Straße an einer Haltestelle sicher zu überqueren. Sie gucken, was ein Busfahrer aus seiner Perspektive wahrnehmen kann. Wir sprechen über gekennzeichnete Sitze und über das Schwarzfahren.“

Das alles hinterlässt bleibenden Eindruck. Bei Yannik, dem die Vollbremsung am besten gefallen hat. Bei Lisa, die schon jetzt jeden Morgen eine Viertelstunde mit dem Bus zur Schule fährt und bei all den anderen, die Jahr für Jahr die Busschule der Hagener Straßenbahn besuchen.

Nur nicht bei Dennis. Der wird sich niemals festhalten und fliegt weiterhin durch den Bus.