Hagen-Mitte. . Der Tubist Andreas Hofmeir stattete dem Ricarda-Huch-Gymnasium einen Besuch ab. Er hat seinem Instrument zu großer Popularität verholfen.
Zuerst fand er keinen Parkplatz, und dann musste er sich die Zähne putzen: „Sonst bleiben die Tuba-Ventile stecken.“ So kam es, dass Andreas Martin Hofmeir (36) zu spät und dann auch noch in Schuhen in der Aula des Ricarda-Huch-Gymnasiums erschien.
Mit dabei hatte er seine Fanny, die es ausgewickelt auf 5,75 Meter, die Länge eines Alphorns, bringen würde, aber dann bekäme man keinen Ton mehr aus ihr heraus. Selbst Hofmeir nicht. Nein, seine Tuba soll bleiben, wie sie ist, denn: „Sie ist so weich, so rund, so voll, so schön.“
Liebeserklärung für ein Blech
Wenn das keine Liebeserklärung für ein Blech mit Messinglegierung ist. Aber man darf sagen, dass Hofmeir, der das Ricarda-Huch-Gymnasium im Rahmen des Musikvermittlungsprojektes „Rhapsody in School“ besuchte, diesem Instrument zu ungeahnter Popularität verholfen hat. Er gibt Konzerte mit den berühmtesten Philharmonischen Orchestern Europas, er steht mit den Ärzten und den Toten Hosen auf der Bühne, er ist Gewinner des Musikpreises Echo Klassik und hat eine Professur am Mozarteum in Salzburg. Eine ganz schöne Karriere für einen, der einst Hausverbot an seiner Schule in der bayerischen Provinz erhielt.
Das empfanden wohl auch die Ricarda-Schüler so, wenngleich sie sich auf einen ungewöhnlichen Musiker gefasst gemacht hatten. Denn Hofmeirs Markenzeichen sind, seitdem er bei einem Auftritt in Stralsund seine Konzertschuhe vergaß, seine nackten Füße. Damals habe das Publikum zum ersten Mal nicht weggeschaut, als er die Bühne betrat, berichtet der bezopfte Hofmeir, der im Zweitberuf als Kabarettist agiert. „Meine Füße sind das einzige, was ich vorzeigen kann.“
In der RHG-Aula erschien er jedoch in gewöhnlichen Halbschuhen. Und er wurde auch nicht von der Bühne gejagt, wie ihm das in einem niederbayerischen Kaff, in dem er sich einst über die deutschen Truppen in Schlamuristan mokiert hatte, widerfahren war. Vielmehr wollte das Moderatoren-Duo Karo Kowall und Lindsay Traoré (beide 17) wissen, warum er sich denn ausgerechnet für die Tuba entschieden habe („Sie ist so ein schmachtendes Liebesinstrument.
Außerdem müsste ich bei jedem anderen Instrument zu viel üben“), ob er klassische oder Rockmusik bevorzuge („Sagen wir mal so: Die Klassik hat mehr Emotionen“), und warum er seine Tuben auf weibliche Namen taufe: „Das ist so Tradition, Trompeten haben männliche, Tuben weibliche Namen. Meine erste hieß Ursula, und dann habe ich noch eine Anneliese, die stinkt und es stecken tote Tiere drin. Auf der lasse ich meine Gäste spielen.“
Kostproben von Bach
Aber Hofmeir ist kein Blödelmusikant, das bewies er den Schülern mit Kostproben von Bach und Telemann. Er ist ein Tuba-Pionier, in jeder Beziehung. Bei einer seiner zahlreichen Auslandsreisen spielte er vor Aids-Waisen in Zimbabwe – Kinder, die die tödliche Krankheit von ihrer Mutter übertragen bekommen hatten und die ihre todkranke Mutter nun pflegten.
Man habe ihn gewarnt, die Kinder nicht auf seiner Tuba spielen zu lassen, so Hofmeir, denn im Falle einer Mundverletzung hätten sie die Infektion auf das Instrument weiterleiten können: „Aber ich konnte diese Kinder gar nicht abhalten, so begeistert wie sie waren. Na, da habe ich den ganzen Abend mit meiner Tuba und Desinfektionsmittel an der Badewanne gestanden.“