Hagen. .

Das Benefizkonzert des Rotary Clubs Hagen zugunsten von pädagogischen Projekten des Philharmonischen Orchesters Hagen am Samstagabend war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Die Stadthalle war im großen Saal fast restlos gefüllt, GMD Florian Ludwig hatte seine Musiker fest im Griff, ein brillant spielendes Solisten-Geschwisterpaar setzte Glanzlichter.

„Tschaikowsky pur“: Das Programm mit dem Klavierkonzert Nr. 1 b-Moll op. 23 mit Alexandra Troussova und dem Violinkonzert D-Dur op. 35 mit Kirill Troussow bot romantische Highlights zum Schwelgen in lyrischen Gefühlen wie Erschütterungen in dramatischem Aufruhr. Die schmale junge Pianistin ging mit energischer, auch trotziger Akzentsetzung zu Werke; dämonisches Brodeln im Bass und zartes Glitzern im Diskant, rauschendes Laufwerk, rasende Dreiklangspassagen und liebliche Melodik prägten die gegensätzlichen Charakteristika des Werkes.

Ein strahlendes Orchester

Gut nachvollziehbar für den Zuhörer war die Struktur der Sätze mit der häufigen Übertragung von Themen des Klaviers auf das Orchester, oft im Frage- und Antwort-Modus oder die Fortsetzung eines Motivs in den Instrumenten zum Aufbau eines neuen Satzteils. Im Allegro con fuoco raste quasi in wilden Sprüngen ein Kobold über die Tasten. Dem begeisterten Beifall des Publikums dankte die Pianistin mit Variationen von Liszt über ein Thema von Paganini, einem musikalisch-artistischen Drahtseil-Akt. Das Violinkonzert – gespielt auf einer Stradivari aus dem Jahr 1702, die auch bei der Uraufführung eingesetzt wurde – hatte heitere Züge. Sonore Tiefe wie hauchzarte himmelhohe Töne, Doppelgriffe im rasenden Tempo, elegante geschmeidige Melodiegestaltung, virtuose Raserei versetzten das Publikum in atemloses Staunen.

Das Orchester (von einem kleinen Ausrutscher beim Einsatz im ersten Satz abgesehen) beherrschte, gelenkt von ausdrucksvollem Dirigat, perfekt auch die vielen Synkopen auf unbetonten Taktteilen. Tempoveränderungen des Solisten wurden kongruent übernommen. Auch dem zartesten Pianissimo der Geige ordneten sich die Musiker unter. Das Andante der Canzonetta, dem 2. Satz, oft als „simpel“ belächelt, entwickelte sich hier als tief empfundenes melancholisches Lied, in dem auch die Holzbläser eine wichtige Rolle spielten.

Nach dem rasanten Finale mit folkloristischen Zügen brach das Publikum in lauten Jubel aus, der sich nach der Zugabe, skurrilen Variationen über „Mein Hut, der hat drei Ecken“ von Paganini, zu stehenden Ovationen steigerte, als die Geschwister beide auf der Bühne standen. Auch der Dirigent und das Orchester strahlten, angesichts dieses denkwürdigen Auftritts.