Eppenhausen. . Im Landschaftsschutzgebiet Hohenhof ist eine alte Platane der schönste Baum. Die Nachbarn argwöhnten jetzt, dass dieses Sinnbild der Natur gefällt werden sollte. Keineswegs, versichert der WBH.
Das Landschaftsschutzgebiet Hohenhof ist die grüne Lunge von Eppenhausen. Die prächtigen Buchen, Weiden und Pappeln, die hier stehen, verströmen Waldduft, dämpfen die Geräusche der nahen A 45 und neutralisieren das Kohlendioxid der vorbeirauschenden Autos. Der schönste Baum aber ist eine alte Platane, die das Schutzgebiet von den Häusern in der Thorn-Prikker-Straße abgrenzt. Drohte diesem Sinnbild der Natur jetzt das Ende?
Heike (50) und Rüdiger (51) Fey wollten ihren Augen nicht trauen, als sie von ihrem Balkon aus beobachteten, wie sich zwei Waldarbeiter mit Motorsägen dem Baum-Hünen näherten. Als sie sich erkundigten, was denn geschehen solle, hätten die Männer geantwortet: „Das ist doch der Baum, der auf Wunsch Ihres Nachbarn weg soll.“
Für Rüdiger Fey brach eine Welt zusammen. Denn dem schwerbehinderten Mann verleiht der tägliche Blick in den belaubten Wald und auf die herrliche Platane frischen Lebensmut. Eulen und Eichhörnchen suchten Schutz zwischen den Bäumen, berichtet er, erst neulich hätten sie eine Ricke mit drei Kitzen beobachtet, bestätigt Tochter Ann-Cathrin Fey (23). Umgegend rief der Vater beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) an, um den Baumfrevel in letzter Minute abzuwenden: „Ansonsten hätte ich mich an die Platane gekettet.“
Rechtsanspruch der Eigentümer
Das war zum Glück nicht mehr nötig. Denn die kurz darauf eintreffenden Mitarbeiter des WBH versicherten der aufgebrachten Familie, dass dem Baum nicht ein Ästlein gekrümmt werde: „Eine Fällung war gar nicht vorgesehen“, erläutert Fachleiter Gerald Fleischmann. Vielmehr sei es um den Rückschnitt von Baumüberhängen gegangen, welche angrenzende Privatgrundstücke beeinträchtigten. Und auf eine solche Maßnahme hätten die betroffenen Eigentümer einen Rechtsanspruch.
Forstwirtschaft im Schutzgebiet erlaubt
Das Landschaftsschutzgebiet Hohenhof ist ca. 3,2 Hektar groß. Erlaubt sind dort ordnungsgemäße Forstwirtschaft sowie Eingriffe zur Verkehrssicherung und zur Abwendung von Rechtsansprüchen.
Das Alter der Platane beträgt nach WBH-Angaben 80 Jahre.
Tatsächlich ruft die Platane bei einigen Anwohnern der Thorn-Prikker-Straße durchaus zwiespältige Gefühle hervor. Friedrich-Adolf Schweizer etwa beklagt sich, dass die mächtige Baumkrone sein Grundstück beschatte und jetzt im Herbst der Westwind die Blätter in den Garten treibe: „Wir würden gern mal in der Sonne sitzen. Stattdessen ist es ständig feucht auf unserer Terrasse.“ Deshalb habe er beim Wirtschaftsbetrieb darum gebeten, die Platane zu stutzen: „Am liebsten wäre es mir, sie würde gefällt.“
Fallbett für den Baumriesen
Dieses Schicksal ereilte allerdings nur einige Weiden, mit denen die Waldarbeiter nach dem Anruf Schweizers kurzen Prozess machten. Doch dass sich die gefällten Bäume allesamt in unmittelbarer Nachbarschaft der Platane befanden, machte Wilhelm Bögemann misstrauisch. Der engagierte Naturschützer, zugleich Vorsitzender des Landschaftsbeirates der Stadt, war von Rüdiger Fey ebenfalls über die Arbeiten im Landschaftsschutzgebiet informiert worden und herbeigeeilt: „Es sieht so aus, als sollte hier ein Fallbett für die Platane geschaffen werden“, beurteilte er die Situation. Nur die Intervention von Rüdiger Fey habe die ungerechtfertigte Baumfällung offenbar verhindert: „Das ist mal ein positives Beispiel bürgerschaftlichen Engagements.“ Leider seien in Hagen schon mehrmals kerngesunde, alte Bäume abgeholzt worden: „Und anschließend hieß es: O, das tut uns leid, das war ein Versehen.“ Bögemann will nun beantragen, dass die Platane zum Naturdenkmal erklärt wird. Beim WBH bekräftigt man jedoch, es habe nie die Absicht bestanden, die Platane zu fällen: „Und das wird so bleiben“, betont Fachleiter Fleischmann: „Der Baum ist standsicher.“
Rüdiger Fey wird seinen täglichen Ausblick ins Landschaftsschutzgebiet auch weiterhin genießen dürfen: „Ja, der Baum nimmt uns manchmal die Sonne. Aber er gibt uns auch sehr viel . . .“