Hagen. Der Kraftstoffpreis kann sich in Hagen zwischen der Kabeler Straße und der Hohenlimburger Straße schon mal um sechs Cent pro Liter unterscheiden. Apps helfen seit einem Jahr beim Preisvergleich

Einmal volltanken, aber bitte günstig. Der Preis für Kraftstoff kann von der Kabeler Straße bis zur Hohenlimburger Straße allerdings schon mal einen Unterschied von sechs Cent pro Liter betragen. Der stadtweite Spritpreis-Vergleich in Hagen.

Seit knapp einem Jahr müssen Mineralölunternehmen und Tankstellenbetreiber ihre Preise an die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe weiterleiten. Von dort aus werden die Daten dann an Verbraucherinformations-Dienste weitergeleitet. Heißt, die Preise können ganz einfach im Netz und per App verglichen werden.

Die Konkurrenz per App im Blick

Der Preisvergleich des ADAC spuckt für Hagen am Testtag 42 Tankstellen aus. Aufgelistet von der günstigsten, wie der Supermarkt-Tankstelle an der Kabeler Straße, wo Kunden den Liter Super E10 gerade für 1,469 Euro erhalten, bis hin zur teuersten, aktuell die Aral-Tankstelle an der Hohenlimburgerstraße, wo 1,529 pro Liter hingeblättert werden muss.

Liste aller Verbraucher-Informationsdienste

Seit dem 31. August 2013 sind Tankstellenbetreiber verpflichtet, ihre Preise für die Kraftstoffsorten Super E5, Super E10 und Diesel an die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe zu melden.

Diese gibt die eingehenden Preisdaten dann weiter an die Verbraucher-Informationsdienste, so können die Preise vom Nutzer für jede Stadt ganz einfach online abgefragt werden.

Eine Liste aller Apps gibt es unter: www.bundeskartellamt.de, dort einfach auf „Wirtschaftsbereiche“ und „Mineralöl“ klicken.

Tankstellenbesitzer Matthias Stickdorn sieht die Portale positiv. Der Betreiber der Westfalen-Tankstelle an der Ruhrtalstraße hat die Konkurrenz per App im Blick: „Die Marktbeobachtung ist einfacher geworden, für uns ist das gut.“ Unterschiede auf Kundenseite kann Matthias Stickdorn allerdings nicht feststellen. „Ich sehe zwar manchmal, dass Kunden die App nutzen, kann aber nicht sagen, ob sich die Kundschaft dadurch verändert hat.“

Von 14 bis 16 Cent pro Tag

Ähnliches berichtet auch Sheila Donat, Inhaberin der Jet-Tankstelle an der Eckeseyer Straße: „Wir können durch die App schneller auf Preisänderungen der Konkurrenz reagieren, das ist für uns ein sehr positiver Effekt. Kunden haben sich aber bislang weder positiv noch negativ zum Thema geäußert.“

Diese Form der Marktbeobachtung löst nach Meinung von Jürgen Ziegner täglich sehr starke Preisschwankungen aus. Der Geschäftsführer des Zentralverbandes des Tankstellengewerbes (ZEG) sieht darin gerade für Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber ein Problem. „Wir haben Preisschwankungen von 14 bis 16 Cent pro Tag. Die Preisänderungen finden viel rasanter statt als früher. Besonders Betreiber freier Tankstellen haben vor Zeiten der Preis-Transparenz Mitarbeiter losgeschickt, um die Preise der umliegenden Tankstellen auszukundschaften und die eigenen Preise anzupassen. Das hat damals natürlich etwas Zeit gekostet. Heute geht es ganz schnell.“

Tankstellenbetreiber haben keine Chance

Am späten Nachmittag sinke der Preis meistens auf den günstigsten Tagespreis: „70 Prozent des Tagesgeschäfts findet am Nachmittag statt. Morgens dagegen herrscht gähnende Leere an den Zapfsäulen“, so Ziegner.

Tankstellenbetreiber haben keine Chance. Um auf dem Markt mitzumischen, müssen sie mitziehen, auch wenn mancher Betreiber damit ein Minusgeschäft riskiert: „Bei freien Tankstellen wird zum Teil häufig der Einstandspreis unterschritten, die Folge sind Verluste.“ In der Lage, Preise nach oben zu steuern, wären dagegen nur die großen Konzerne Shell und Aral. „Diese Unternehmen haben deutschlandweit die meisten Tankstellen und können somit Preise vorgeben.“

Verbraucher nutzen Service weniger

Laut einer von Ziegner angeführten Studie des ADAC nutzen nur 30 Prozent aller Verbraucher die Vergleichsportale. „Allerdings nutzen 100 Prozent der Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber den Service“, ergänzt er.

Der ZEG-Geschäftsführer sieht das Ziel der Markttransparenzstelle, mehr Preisstabilität zu schaffen, als nicht erfüllt an. „Die ständigen Preisschwankungen haben sogar noch zugenommen“.

Für den Verbraucher aber bleibt festzuhalten, dass sich beim Preisvergleich in Hagen immer ein paar Cent sparen lassen. Manchmal liegen zwischen der Kabeler Straße und der Hohenlimburger Straße eben ganze sechs Cent.