Modi’in. Unser Mitarbeiter Valentin Dornis war unterwegs in Hagens israelischer Partnerstadt Modi’in, einer ständig wachsenden Metropole, die es erst seit 20 Jahren gibt. Jedes Jahr kommen rund 2500 Menschen mehr nach Modi’in als die Stadt verlassen.

Diese Stadt hat etwas, das Hagen fehlt: Sie wächst unaufhörlich. Überall in der israelischen Stadt Modi’in gibt es Baustellen. Ein aufstrebender Ort, der nicht verschiedener von seiner deutschen Partnerstadt Hagen sein könnte.

Jedes Jahr kommen rund 2500 Menschen mehr nach Modi’in als die Stadt verlassen. Rund 90.000 Einwohner sind es mittlerweile – und das in einer Stadt, die es gerade einmal seit 20 Jahren gibt. Denn Modi’in ist eine geplante Stadt. Sie ist das Ergebnis einer Idee von umweltfreundlichem Wohnen, von der „grünen Großstadt“. Dass diese Idee mitten im kargen Land zwischen den Metropolen Tel Aviv und Jerusalem umgesetzt wird, ist eine große Herausforderung.

Wie im Mittelmeer-Urlaub

Doch dieser Herausforderung stellten sich die Planer. Sie entwarfen eine Stadt, die sich an die Hügel schmiegt, mit großen Freizeitanlagen und Grünflächen in den Tälern und Wohngebieten auf den Hügeln. Strom- und Wasserleitungen verlaufen unterirdisch, nichts stört das Straßenbild mit gepflegten Blumenbeeten und Palmenalleen.

Modi’in wirkt auf Besucher fast ein bisschen unwirklich. Wie im Mittelmeer-Urlaub aus dem Prospekt: Alle Häuser haben eine Fassade aus rauem Sandstein, auch „Jerusalem Stone“ genannt. Kein Gebäude ist wirklich bunt, alles passt ­zueinander. Überall gibt es Rasenflächen mit Bäumen, kleine Spielplätze.

Viele junge Einwohner

Das zieht junge Familien in die Stadt: Rund 40 Prozent aller Einwohner sind unter 18 Jahre alt. Am späten Nachmittag, wenn die Sonne nicht mehr so heiß vom Himmel brennt, hört man sie überall in der Stadt spielen. Man könnte sagen: Das Beste an Modi’in sind die vielen Kinder.

Nur momentan, seit der Gaza-Konflikt wieder eskalierte, ist auf den Straßen weniger los. Auch in Modi’in gibt es immer wieder Raketenalarm, das Geräusch heult durch die ganze Stadt. Dann müssen die Einwohner Schutz suchen. Sie ­hoffen auf das Abwehrsystem „Iron Dome“, das vor der Stadt installiert ist. Es hat bisher alle Raketen abgefangen, die aus dem Gazastreifen auf das Stadtzentrum geschossen wurden.

Der Konflikt zwischen der Hamas und Israel, dessen Auswirkungen ausgerechnet die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten treffen, beschäftigt auch den Oberbürgermeister von Modi’in. Denn Haim Bibas ist gleichzeitig auch der Vorsitzende der Versammlung aller Bürgermeister Modi’ins und damit so etwas wie das Bindeglied zwischen den Städten und der Regierung in Jerusalem. Er vertritt dort die Interessen der Gemeinden, was momentan ein ziemlich zeitaufwändiger Job ist. Trotzdem nimmt er sich ein wenig Zeit, um gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin ZivaAssa über die Beziehung zwischen den Partnerstädten Modi’in und Hagen zu sprechen.

Die Städtepartnerschaft schläft ein

Denn die ist in den letzten Jahren ziemlich eingeschlafen. Schon lange waren aus beiden Städten keine offiziellen Delegationen mehr zu Gast im anderen Land. Das soll sich ändern: „Je nachdem, wie die aktuelle Situation ist, würden wir gerne noch in diesem Jahr nach Hagen kommen“, sagt Bibas. Eine offizielle Anfrage stehe aber noch aus.

Auch dem Austausch, der Jugendliche aus beiden Städten zueinander führte, müsse wieder Leben eingehaucht werden. Gemeinsam mit dem „Freundeskreis der Städtepartnerschaft Hagen-Modi’in“ und anderen Partnern sollen Jugendliche aus beiden Ländern wieder die Gelegenheit bekommen, sich kennen zu lernen. Denn nur so könne man einander besser verstehen, abseits aller Konflikte. Vorurteile abbauen und Freundschaften unabhängig von Politik und Religion knüpfen. „Dann könnten beide Städte wieder mehr von dieser Partnerschaft profitieren“, so Bibas.

Doch dazu braucht es wieder mehr Engagement auf beiden Seiten.