Hagen. . Die heißen Annäherungsgespräche zwischen dem AKH (566 Betten, 1100 Mitarbeiter, 65 Millionen Euro Jahresumsatz) und der Evangelischen Stiftung Volmarstein (ESV), zu der auch das Mops-Krankenhaus in Haspe (314 Betten, 500 Mitarbeiter, 35 Millionen Euro Jahresumsatz) gehört, sind erkaltet.
„Wir wären gerne einen gemeinsamen Weg gegangen, der in eine gesellschaftliche Verschmelzung hätte münden können“, bedauert AKH-Verwaltungsleiter Reinhard Tennert diese jüngste Entwicklung.
Seitens der Volmarsteiner hat man in Richtung Buschey signalisiert, dass man sicherlich an Kooperationen interessiert sei, aber eine tiefgreifende große Lösung aktuell nicht weiter verfolge. „Wir haben keinen Druck, uns in ein solches Großprojekt zu stürzen“, sieht Markus Bachmann, kaufmännischer ESV-Vorstand, keinen Grund, sich mit Tempo in eine Allianz mit dem AKH zu stürzen. Die Volmarsteiner sind zunächst einmal froh, dass die Klinikum Westfalen GmbH das defizitäre Evangelische Krankenhaus in Lütgendortmund übernimmt. Eine Verflechtung, von der auch das Bethanien-Krankenhaus der ESV in Dortmund profitieren soll.
Evangelische Achse
Das Evangelische Krankenhaus Witten gGmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Diakonie Ruhr. Zum 1. Januar 2012 übernahm die Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel die Geschäftsführung durch einen Managementvertrag. Als Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung verfügen die Wittener über 302 Betten, davon 15 Plätze in der Geriatrischen Tagesklinik. Außerdem gibt es die Abteilungen Innere Medizin (74 Betten), Hämotologie und Onkologie (22 Betten), Strahlentherapie (5 Betten), Urologie (35 Betten), Unfallchirurgie und Orthopädie (24 Betten), HNO-Heilkunde (5 Betten) sowie Allgemein- und Viszeralchirurgie (49 Betten).
Das Bethanien-Krankenhaus Iserlohn, ein Unternehmen der Diakonie Mark-Ruhr gGmbH, steht bereits seit einiger Zeit zum Verkauf an. Zu dem Krankenhaus mit gut 220 Betten und etwa 450 Mitarbeitern gehören eine Krankenpflegeschule und ein Medizinisches Versorgungszentrum. Als Fachabteilungen werden dort eine Frauenklinik, eine Kinderklinik, eine Innere Abteilung sowie eine Geriatrie vorgehalten.
Die Lungenklinik Hemer ist ein Fachkrankenhaus mit überregionalem Versorgungsauftrag. Sie agiert unter dem Dach des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes (DGD) mit Sitz in Marburg. In den fünf Fachabteilungen werden jährlich mehr als 10 000 Fälle ambulant und stationär versorgt. Die 223 Betten verteilen sich auf die Abteilungen Pneumologie (135 Betten), Strahlentherapie (18 Betten) und Thoraxchirurgie (70 Betten). Aktuell sind dort 462 Mitarbeiter (337 Vollzeitkräfte) beschäftigt. Seit 1996 gehört auch ein Forschungsinstitut mit Schwerpunkt Tumorbiologie zur Lungenklinik.
Zu geringe Synergie-Effekte
Parallel dazu bewegt sich auch das Mops in Haspe kontinuierlich aus den roten Zahlen, dort greift offenkundig das Hasper Regionalkonzept. „Im Mittelpunkt unserer Analysen steht immer die Frage: Was bringt es uns für Vorteile, welchen Sinn macht eine große Lösung?“ beschreibt Bachmann seine Gedankenwelt. Aktuell kommen etwa 40 Prozent der 11 000 stationären Mops-Patienten aus dem EN-Kreis, knapp 30 Prozent aus Haspe sowie weitere 20 Prozent aus Hagen.
„Das heißt, dass die Überschneidungen der Einzugsgebiete eher gering sind“, konstatiert der ESV-Manager. Dafür gibt es reichlich Parallelen bei den Fachabteilungen. „Nicht überlappende Einzugsgebiete, aber überlappende Disziplinen bedeutet geringes Synergiepotenzial und damit weniger Benefit“, verspürt Bachmann, der auch immer noch das hochprofitable Rechenzentrum Volmarstein als tragende ESV-Säule an seiner Seite weiß, keinerlei akuten Handlungsdruck, sich in eine Großfusion zu stürzen.
Verhandlungen ohne Druck
„Nicht unter Druck verhandeln zu müssen, macht eigentlich mehr Sinn“, betrachtet AKH-Verwaltungsleiter Tennert die Strategie der Volmarsteiner, die sich ursprünglich bei ihm zu Annäherungsgesprächen gemeldet hätten, mit gelassener Distanz. Denn ähnlich wie die katholischen Hospitäler in Hagen, die ihre Verbindung zu den kath. Kliniken im Märkischen Kreis besiegelt haben, blickt das AKH parallel auch in Richtung Iserlohn und Hemer. Aktuell prüft eine externe Beratungsgesellschaft, ob eine Verschmelzung mit dem AKH beispielsweise das Bethanien-Krankenhaus in Iserlohn (siehe unten) aus der Verlustzone führen könnte – die Ergebnisse sollen im August vorliegen. Auch zur Lungenklinik in Hemer (siehe unten) hat die Buschey-Führung bereits ihre Fühler ausgestreckt.
Beide Häuser interpretieren den aktuellen Druck auf dem Krankenhaus-Markt ähnlich wie Tennert und sind an zügigen gesellschaftlichen Verflechtungen mit anderen Trägern stark interessiert. Entsprechende Signale empfängt Tennert ebenso vom Evangelischen Krankenhaus in Witten (siehe unten). „Die Zeit ist einfach reif, diesen Weg zu gehen. Eine evangelisch-diakonische Lösung hat durchaus großen Charme“, wirbt Tennert weiterhin für einen Verbund mit mehr als 2000 Betten. „Die Katholiken konzentrieren ja auch.“ Bis zum Jahresende soll der künftige Weg des AKH klare Konturen haben.