Hagen. . Demenzerkrankungen sind längst ein Teil der Lebenswirklichkeit beim Älterwerden geworden – von Stigmatisierung keine Spur mehr. „Das Thema ist in unserer Gesellschaft angekommen“, beschreibt Ulrich Goldmann, Einrichtungsleiter am Helmut-Turck-Zentrum in Helfe, den Ist-Zustand.

Doch was eine Demenz-Erkrankung tatsächlich bedeutet, wie sie die Lebensrealität der Betroffenen verändert und wie sich die damit einhergehenden Einschränkungen tatsächlich anfühlen, das können pflegende Angehörige, Teilnehmer an Fachseminar-Kursen, aber auch professionell Pflegende in dieser Woche in dem AWo-Seniorenzentrum ertasten, ertesten, erschnuppern oder auch ermalen. Ein Demenzparcours zur Selbsterfahrung eröffnet jedermann die Chance, die limitierte Alltagswelt der Erkrankten kennenzulernen.

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Gelerntes mutiert zu Absurdem

Haben Sie schon einmal versucht, vor einem Spiegel einen Stern nachzuzeichnen, oder eine Flüssigkeit aus einer Flasche auf einen Löffel zu füllen? Alltägliches wird urplötzlich zur verkehrten Welt, Selbstverständliches entwickelt sich zu einem unlösbaren Rätsel. Plötzlich sind sämtliche Automatismen weg, Gelerntes mutiert sofort wieder zu Absurdem. „Die Denkleistung verändert sich völlig“, erläutert Michael Keppel, Fachpfleger für Gerontologie am St.-Marien-Hospital. „Selbst ein Hochschulprofessor ist plötzlich nicht mehr in der Lage, sich die Schuhe zuzubinden.“

An den verschiedenen Stationen des Parcours werden die Nöte den Menschen erlebbar gemacht. Eingeschränktes Sehfeld, Bewegungseinschränkungen, Gedächtnisverlust, die einfachsten Begriffsvokabeln sind verschwunden – ausgelöscht für immer. Wie’s sich anfühlt, macht diese Woche offensichtlich.