Hagen/Porto Seguro/Rio. Drei Wochen waren sie als Fans bei der Fußball-WM in Brasilien: Lucas, Thomas und Johannes Herbert aus Hagen. Zusammen mit Freundin Lisa sind die drei Brüder wieder zurück in Deutschland; überwältigt von den Erlebnissen bei der Weltmeisterschaft. Schalke-Star Kevin-Prince Boateng wohnte mit ihnen im gleichen Hotel.
Bis auf das Spiel im Viertelfinale gegen Frankreich (1:0) im Maracana-Stadion von Rio haben die Hagener alle deutschen WM-Spiele live gesehen und noch viel mehr am Rande des Weltmeisterschaftsspektakels in Brasilien erlebt.
Thomas hatte sich frühzeitig um die Karten gekümmert: Gegen Portugal in Salvador, gegen Ghana in Fortaleza, gegen die USA in Recife und gegen Algerien in Porto Alegre – alle deutschen Spiele haben die Brüder bislang gesehen. Mit einem Flugpass, der jedem neun Inlandsflüge zum Festpreis von 700 Euro garantiert, reisen sie an der Ostküste den Profis hinterher. Immer dabei: Die selbst designte Fahne mit ihren Namen, dem Weltmeisterpokal – und natürlich einem Verweis auf ihren Lieblingsklub: Borussia Dortmund.
„Wir haben fantastische Plätze gehabt“, schwärmt Thomas Herbert. „In Recife haben wir auf Höhe der Mittellinie gesessen, in der ersten Reihe. Wir konnten fast hören, wie sich Mario Götze und Andre Schürrle beim Warmmachen unterhalten.“
Pünktlich zum Tor im Stadion
Überhaupt sind sie begeistert von ihrer Reise, die ins Ungewisse zu gehen schien. Viele schlechte Dinge waren vor dem Turnier erzählt worden. „Wir können nur Gutes berichten. Wir haben nicht das Gefühl, dass uns irgendwer über den Tisch ziehen möchte. Im Gegenteil: Alle Brasilianer, die wir treffen, sind super nett“, sagt Johannes Herbert.
Ein Eindruck den Ingo Quent (Hagen, 46), Thomas Jacobsen (früher Hagen, jetzt Unna, 49) und Olaf Hasse (46, Dortmund) teilen. Die drei Freunde reisten von Frankfurt über Lissabon nach Fortaleza und von dort weiter nach Recife. Sie sahen Deutschland gegen Ghana und Deutschland gegen die USA. Zweiteres zumindest zur Hälfte. Denn in Recife hatten schwere Niederschläge die Straßen überflutet.
Fanduell: USA vs. Deutschland
Die Folge: unendliche Staus. Vier Stunden benötigte das Trio mit dem Mietwagen vom Hotel zum Stadion. Ein Weg, der sonst in 30 Minuten zu schaffen ist. Zur Halbzeit kamen sie im Stadion an. Aber sie nehmen es gelassen. „Erst waren wir ein bisschen traurig. Aber wir haben zwei Minuten gesessen, da schoss Müller das 1:0“, sagt Ingo Quent doch noch zufrieden.
In Fortaleza wohnten die Freunde im ghanaischen Mannschaftshotel. Abschottung? Berührungsängste der Fußballer? Fehlanzeige. Schalke-Stars Kevin-Prince Boateng und die anderen Spieler waren zum Anfassen nah. „Alle waren super nett und freundlich“, sagt Thomas Jacobsen, „man hatte nicht den Eindruck, dass da ein WM-Teilnehmer wohnt, sondern eher ein Bezirksligist.“ Er meinte das positiv, der mittlerweile suspendierte Boateng hat es ähnlich empfunden, nur weniger gut gefunden.
Plötzlich im Regenwald
Kurzfristig hatten sie sich noch Karten für die Partie Kroatien gegen Mexiko in Recife besorgt. Die Eindrücke werden die wohl prägendsten bleiben. „Man kennt ja viel an Begeisterung aus Schalke oder Dortmund oder Köln. Aber das war besser als alles andere, was man so kennt“, sagt Olaf Hasse über die Mexikaner: „Die bringen ihren Hund, ihre Oma und ihren Tequila mit ins Stadion, setzen dir ihre Hüte auf und feiern wie wild.“
Auch Italien gegen Uruguay wollten sie sich noch anschauen. Die Fahrt mit dem Mietwagen von Recife nach Natal verlief suboptimal. „Wir hatten keine Karte und wollten das Handy nicht einschalten. Da sind wir zwei Stunden in die falsche Richtung gefahren und waren plötzlich mitten im Regenwald. So sah das zumindest aus“, sagt Ingo Quent, „aber dann hat sofort ein Lkw-Fahrer angehalten und uns gefragt, ob er helfen könne.“ Nur ins Stadion haben sie es nicht mehr geschafft.
Mittlerweile sind die Drei wieder zurück in der Heimat. Mit 22 Stunden Verspätung, passiert schon mal. 5000 Euro hat jeder von ihnen für die Reise ungefähr bezahlen müssen. Sie klingen als bereuten sie keinen einzigen Cent.
