Hagen. . Die Hagener Bürger müssen am Sonntag, 15. Juni, erneut zu den Urnen. Der parteilose Bewerber für das Oberbürgermeisteramt, Erik O. Schulz, erarbeitete sich mit 47,8 Prozent einen klaren Vorsprung vor seinem SPD-Rivalen Horst Wisotzki (35,6 Prozent) und geht damit als klarer Favorit ins OB-Duell.

Für eine absolute Mehrheit reichte es nicht. Dafür wurden die Sozialdemokraten mit 32,8 Prozent der Stimmen erstmals nach 15 Jahren wieder stärkste Fraktion im Rat. Sie verfügen künftig wieder über 21 Sitze im Stadtparlament. Knapp dahinter die CDU mit 32,0 Prozent und 20 Sitzen. Außerdem erreichten Grüne (9,0 Prozent, 6 Sitze), Hagen Aktiv (8,1 Prozent, 5 Sitze) und Linke (4,3 Prozent, 3 Sitze) noch Fraktionsstatus. Hingegen sind FDP (2 Sitze), AfD (2 Sitze), Pro NRW (1 Sitz) und Bürger für Hohenlimburg (1 Sitz) lediglich als Ratsgruppen bzw. Einzelvertreter im Rat repräsentiert. Damit wächst das Stadtparlament auf 62 Mandate.

Bis in die späten Abendstunden verfolgten zahlreiche Hagener auf den Fluren des Rathauses die eingehenden Zahlen aus den einzelnen Stimmbezirken und Bezirksvertretungen. Das Organisationsteam der Stadtverwaltung hatte mit solch einem Interesse gar nicht gerechnet und musste bereits kurz nach 20 Uhr Bier und Sekt nachordern, um den Durst der Besucher stillen zu können.

Keine Empfehlungen für Stichwahl

Der größte Applaus gehörte am Sonntagabend Erik O. Schulz, der von „einem überragenden Ergebnis für so ein Experiment“ sprach. „Mit einem Vorsprung von gut zehn Prozent kann man optimistisch in die Stichwahl gehen.“ Er kündigte an, mit seinem Team in den nächsten drei Wochen noch einmal richtig Gas geben zu wollen. Eine Formulierung, die auch Horst Wisotzki bemühte: „Ich freue mich auf diese dreiwöchige Verlängerung.

Ich werde noch einmal für eine neue politische Kultur werben mit mehr Beteiligung und Bürgernähe.“ Schulz stellte hingegen heraus, dass der neue Rat durch weitere politische Gruppierungen noch bunter geworden sei. Hier gelte es, über Parteigrenzen hinweg Politik zu gestalten: „Das kann einer besser, der von vielen Fraktionen getragen wird“, erinnerte Schulz an seine Jamaika-Unterstützung.

Auf ausdrückliche Rückendeckung der abgeschlagenen Mitbewerber können die OB-Duellanten bislang noch nicht hoffen. Weder Josef Bücker (Hagen Aktiv) noch Michael Eiche (AfD) wollten eine Empfehlung aussprechen: „Ich traue unseren Wählern zu, dass sie clever genug sind, sich ihre eigene Meinung zu bilden“, so Bücker. Linken-Kandidat Ingo Hentschel wollte vor einer Wahlempfehlung erst noch das Votum seiner künftigen Fraktion abwarten.

Parteichefs optimistisch

SPD-Parteivorsitzender Timo Schisanowski zeigte sich sehr zufrieden: Man sei nach Jahren wieder stärkste politische Kraft in Hagen. Und auch den Kampf um den OB-Sessel gebe man noch lange nicht verloren: „Am Montag wird umplakatiert. Wir sind sofort bereit für die Stichwahl-Kampagne.“

CDU-Kreisvorsitzender Christoph Purps zeigte sich ebenso siegesgewiss: Das gute Ergebnis von Erik O. Schulz bringe den nötigen Schwung für eine erfolgreiche Stichwahl. Dass die CDU nicht mehr stärkste Fraktion sei, sei bedauerlich. Doch habe man fast das Ergebnis von 2009 erreicht.