Hagen. .

Sie ist eine interessante, doch kaum erforschte Figur der deutschen Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts: Yvonne Georgi. Vor einer Woche fand die Premiere des Ballettabends „Der Schrank der ­Georgi“ im Stadttheater statt – eine ­Hommage an die große, doch beinahe vergessene Tänzerin und Choreographin (1903 – 1975).

Begleitend zu der tänzerischen Recherche zeigt das Hagener Haus eine Ausstellung, in der der Werdegang der beeindruckenden Frau veranschaulicht werden. In zwölf Vitrinen werden Einladungen zu Tanzabenden, Zeitungsartikel, Dokumente und kleine Schwarz-Weiß-Fotos präsentiert, außerdem großformative Bilder und Requisiten. „Das Material haben wir beim Theatermuseum Hannover ausgeliehen“, erklärt Dramaturgin Maria Hilchenbach.

Zwölf Vitrinen

Zum Hintergrund: Yvonne Georgis letzte Station ihrer beruflichen Laufbahn war die Hochschule für Musik und Theater in Hannover, wo sie als Ballettdirektorin tätig war. In Hannover ist sie eine Persönlichkeit, selbst heute noch kennt sie dort beinahe jeder.

„Vor fünf Jahren hat sich eine Abi­klasse in Hannover mit der Figur Yvonne Georgi beschäftigt. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin haben die Schüler ein Buch herausgegeben und besagte Ausstellung, die wir in Teilen nun in Hagen zeigen, konzipiert“, erklärt Hilchenbach.

Begleit-Ausstellung läuft bis zum 5. Juli

Die die Ballett-Recherche ­begleitende Ausstellung ist im ­Foyer des Theaters und im Gang vor dem Theatercafé während ­jeder Vorstellung im Großen Haus zu besichtigen. Sie läuft bis zur Spielzeitpause am 5. Juli.

Weitere Termine des Ballettabends, den Ballettchef Ricardo Fernando inszeniert hat: Sonntag, 25. Mai, um 15 Uhr sowie am Freitag, 30. Mai, Samstag, 21. Juni, und Freitag, 4. Juli, um jeweils 19.30 Uhr.

In Hannover wurde die Ausstellung für einige Wochen im Theatermuseum im Schauspielhaus gezeigt, „seit der Finissage ruht das Material dort im Archiv. Hagen ist das erste Theater, das die Sammlung nun begleitend zu einer Georgi-Aufführung präsentiert“.

Das Dream-Team des Tanztheaters

Yvonne Georgi war Meisterschülerin von Mary Wigman. Marie Wiegmann, wie die Wegbereiterin des expressiven Ausdruckstanzes mit richtigem Namen hieß, war 17 Jahre älter als Yvonne Georgi und stets ihr Vorbild und ihre Mentorin. Auch Georgi spiegelte in ihrem Tanz die Befreiung von Regeln und Konventionen wider. „Beide Frauen brachten Revolutionäres auf die Bühne. Die Garderobe der Tänzer wurde spartanischer, es wurde barfuß getanzt, teilweise wurden Ballette ohne Musik auf die Bühne gebracht – die Bewegung stand absolut im Mittelpunkt“, erklärt die Dramaturgin und weist auf eine Vitrine mit entsprechenden Fotos hin.

Ebenso in Schaukästen zu sehen: Eine Einladung einer Tanzschule in Dresden zu einem bunten Nachmittag in einem städtischen Kaufhaus. Georgi tanzte dort als 17-Jährige. Einladungen zu Wohltätigskeits- und Kulturabenden, ein Glückwunsch-Telegramm zu einer gelungenen Ballettaufführung, Programmhefte, Tanzschuhe aus den 20er Jahren, ein Brokat-Kostüm aus dem „Persischen Ballett“ und großformatige Fotos von Georgi und ihrem Tanz- und Lebenspartner Harald Kreutzberg. Hilchenbach: „Die beiden waren das Dream-Team im Tanztheater und wurden in Amerika gefeiert wie die Könige.“