Hagen. Zehn Brücken sind an der Volmetalbahn zwischen Hagen und Lüdenscheid so marode, dass die Bahn sie in den nächsten zehn bis 15 Jahren abreißen will. Eine Sanierung ist aus Sicht der Bahn wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Auf kaum einer Bahnstrecke ist der Sanierungsstau so groß, wie an dem Abschnitt zwischen Hagen und Lüdenscheid. Insgesamt zehn Brücken müssen an der Volmetalbahn erneuert werden. Allein sieben davon liegen auf dem Gebiet der Stadt Hagen. Das geht aus der Antwort einer Anfrage der Fraktion der Grünen im Landtag NRW hervor.

Die Brücken über die Volme und die Bundesstraße 54 in Eilpe, Ambrock, Dahl, Priorei und Rummenohl ordnet die Deutsche Bahn in ihrer mehr als 80-seitigen Antwort in die schlechteste Kategorie 4 ein. Darunter fallen Brücken, deren Instandsetzung sich nicht wirtschaftlich darstellen lässt. Im Klartext: Sie werden abgerissen und durch neue ersetzt.

„Gravierende Schäden“

„Dabei“, so erklärt ein Bahnsprecher, „gibt es zwei Methoden. Einen Abriss und einen Neubau an gleicher Stelle. Oder einen Ersatzbau, der neben der alten Brücke entsteht und dann eingeschoben wird. Bei dieser Variante wird der Verkehr nur geringfügig beeinträchtigt.“ Welche Variante an welcher Brücke angewendet wird, stehe aber noch nicht fest.

9200 Eisenbahnbrücken in Deutschland sind älter als 100 Jahre

Neben den Brücken an der Volmetalbahn im Hagener Süden ist auch in Haspe eine Brücke betroffen.

In NRW sind laut Bahn 270 Brücken dringend sanierungsbedürftig.

Bundesweit gibt es 25 000 Eisenbahnbrücken, 9200 sind älter als 100 Jahre. 1400 sollen erneuert werden. Kosten: 30 Milliarden Euro.

Dafür aber, dass die „Zustandskategorie 4“ Brücken mit „gravierenden Schäden am Bauwerksteil erfasst, welche die Sicherheit noch nicht beeinflussen“. Pauschal will die Bahn die Brücken jedoch nicht als „dringend sanierungsbedürftig“ bezeichnen. Im besten Amtsdeutsch heißt es dazu: „Themen der Zuordnung 3 und 4 werden daher in regionalen Entscheiderkonferenzen einer Maßnahmenfestlegung zugeführt.“

Großer Sanierungsstau

Was das konkret für die Volmetalbahn bedeutet – dazu konnten sich die Sprecher der Deutschen Bahn angesichts einer Flut von Anfragen gestern nicht äußern. Allerdings scheint der Sanierungsstau auf der Strecke, die bereits 1874 in Betrieb genommen wurde und auf der heute Personenzüge im Stundentakt zwischen Dortmund und Lüdenscheid sowie Güterzüge verkehren, besonders groß zu sein. In den nächsten 10 bis 15 Jahren sollen die Bauwerke erneuert werden.

„Das Problem ist der Bahn seit Jahren bekannt, trotzdem investiert sie viel zu wenig in den Erhalt“, sagt Verena Schäffer, Grünen-Landtagsabgeordnete aus Witten, mit Blick auf die Brücken in Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis, „die Gewinne der DB Netz müssen in den Erhalt fließen, sonst stehen weitere Streckensperrungen bevor. Statt Milliarden in Straßenbau und Prestigeobjekte wie Stuttgart 21 oder den Kauf von Logistikunternehmen im Ausland zu versenken, müssen sich Bund und Deutsche Bahn endlich um den Erhalt der Infrastruktur und eine Stärkung der Schiene kümmern.“

Kein Denkmalschutz

Die Stadt ist bei der Sanierung außen vor. „Wir sind nur für die Bauwerke zuständig, bei denen Straßen über Bahnlinien führen“, so Baudezernent Thomas Grothe, „bislang haben wir von der Bahn noch nichts gehört.“ Auch Denkmalschutz spielt keine Rolle.