Hagen. . Mittelständler kennen das: Kreditverhandlungen mit Banken gestalten sich für junge Unternehmer oft schwierig. Vor allem dann, wenn es keine kurzfristigen Aussichten auf Rendite gibt. Ein Whisky-Brenner aus Hagen setzt deshalb auf eine außergewöhnliche Idee der Kapitalbeschaffung: die Fass-Anleihe.

Kapitalbeschaffung ist eines der zentralen Themen des Mittelstandes, zumal für Existenzgründer. Oft sind sie auf Gedeih und Verderb der Expertise ihrer Hausbank oder einer Förderbank angewiesen.

Wenn diese den Daumen senken - falsche Branche, schlechte Geschäftsidee, unglückliches Auftreten des Bewerbers, hohes Risiko - ist oft Schluss. Dabei ist es den Kreditinstituten am liebsten, wenn sich eingesetztes Kapital möglichst schnell rentiert.

Kerngeschäft Whisky

Genau das ist das Problem von Klaus Wurm, Inhaber der Märkischen Spezialitätenbrennerei in Hagen-Dahl. Sein Kerngeschäft ist nämlich Whisky. Reifezeit: mindestens dreieinhalb Jahre bis zum Verkauf. Da rentiert sich nichts sofort. Sein Bankberater habe bei seiner Bitte um einen Kredit die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, berichtet Wurm: Brennerei? Falsche Branche, ethisch und rechtlich ganz schwierig.

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Von Hartmut Becker

Bei Obstbränden ist das einfacher, da vergehen maximal zwei Jahre von der Ernte bis zum Verkauf. Nicht ohne Grund stünden heute hinter Whisky-Brennereien oft riesige, international operierende Konzerne mit großer Kapitalkraft.

Fassanleihe als Finanzierungsform

„Ich habe bei einem Fass Whisky mit 175 Liter Inhalt Herstellungskosten von rund 6000 Euro“, so der Unternehmer. Damit trete ich in Vorleistung. Und wenn ich in drei Jahren 5000 Flaschen Whisky verkaufen will, muss ich heute 20 Fässer brennen - das sind dann 120.000 Euro.“

So lange Zeiträume hätten die Banken bei ihrer Kreditvergabe nicht im Blick - „das muss sich schneller drehen.“ Zu exotisch, zu gefährlich, passt in kein Raster. Auch nicht in das Standardprogramm der NRW-Bank. Das Ergebnis ist eine wohl eher seltene Finanzierungsform, die Fassanleihe. „Die läuft hervorragend an“, berichtet Klaus Wurm stolz. 13 Fässer seit Januar.

Sicherheitsübereignung

Wer 6000 Euro in ein mittelständisches Unternehmen aus der Region investieren will, bekommt bei einer Laufzeit von fünf Jahren bei fünf Prozent Zinsen am Ende 7800 Euro ausgezahlt. Das Whiskyfass wird sicherheitsübereignet, das heißt, der Darlehensgeber kann es im schlimmsten Fall selbst verwerten, verspricht der Brennerei-Inhaber, der längst auch klare Brände im Angebot hat.

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Seit seinen Anfängen als Hobby-Brenner hat sich vieles verändert. Christian Vormann, Inhaber der benachbarten Brauerei, ist zwar weiter Maische- und Quellwasser-Lieferant, aber geschäftlich ausgestiegen. Dafür hat Klaus Wurm für seine Kommanditgesellschaft vier neue Investoren gewonnen, die jeweils eine fünfstellige Summe in das Unternehmen geschossen haben, so dass die Märkische Spezialitätenbrennerei mit einem Gesellschaftskapital von 202 000 Euro heute ein recht flüssiges Unternehmen ist.

Dazu kommen ja noch die Anleihe-Geber. Auf jeden Fall fühlt sich Wurm, der schon einige internationale Auszeichnungen vorweisen kann, jetzt unabhängiger von Kreditinstituten und ihren Befindlichkeiten: „Ein gutes Gefühl.“