Hagen. . Sie reisen aus der Ferne an, glauben allerorten Schäden an den Hagener Dächern zu entdecken und auf naive Opfer zu treffen. Bis zu zehn Betriebe sind in den Wohnstraßen unterwegs und versuchen, an der Haustür Aufträge zu akquirieren. Die Dachdecker-Innung warnt vor oft überteuerten Angeboten.

Die Dachdecker-Innung warnt vor unseriösen Dachhaien, die aktuell verstärkt versuchen, den Bürgern durch überteuerte Angebote für Reparaturaufträge das Geld aus der Tasche zu ziehen. „Es handelt sich durchweg um externe Firmen, die aggressiv agieren und zum Teil schon kriminellen Druck auf die Hausbesitzer ausüben“, beschreibt Innungsobermeister Karl-Heinz Ester die Machenschaften der schwarzen Branchenschafe. „Die halten sich an keine energetische Verordnung und sind häufig noch nicht einmal Fachbetriebe, die klassisch in die Handwerksrolle eingetragen und damit zugelassen sind.“

Die Vorgehensweise dieser Unternehmen, von denen nach Schätzung der örtliche Innung sich aktuell bis zu zehn Stück auf dem Hagener Markt tummeln, verläuft dabei immer nach einem ähnlichen Muster:

Inszenierte Notsituation

Unaufgefordert steht ein Handwerker vor der Tür, weist auf einen angeblich durchhängenden First oder schadhafte Pfannen hin und warnt vor einer akuten Einsturzgefahr oder gar drohenden Notsituation, die es sofort zu beseitigen gelte. Der nächste Weg führt dann aufs Dach, um das vermeintlich drohende Katastrophenszenario durch weitere dramatische Mängel-Entdeckungen noch zu untermauern.

Empfehlung: Immer ein zweites Angebot einholen

Die Kreishandwerkerschaft warnt grundsätzlich davor, Aufträge an der Haustür zu vereinbaren.

Grundsätzlich sollte zumindest Rücksprache mit dem eigenen Dachdecker getroffen werden, um ein Vergleichsangebot einzuholen.

Die Hagener Hausbesitzer können sich in Zweifelsfällen an Ingo Friedrich, Justiziar der Kreishandwerkerschaft, werden: 624 68 20.

„Letztlich handelt es sich um die Handwerker-Variante des Enkeltricks“, betont Ingo Friedrich, Justiziar der Kreishandwerkerschaft Hagen, dass vorzugsweise ältere Immobilienbesitzer zu Opfern werden. Meist wird noch an der Tür ein handschriftlicher Kostenvoranschlag entworfen und die erste Rate gleich in bar eingefordert.

„Uns sind sogar Fälle bekannt, wo die Firmen mit dem Immobilienbesitzer direkt zur Bank gefahren sind, um dort eine Abschlagssumme abzuheben.“

Haben die Betriebe dann erst mal ihr Werk begonnen, tauchen plötzlich weitere Schäden auf. Will der Hausherr die Notbremse ziehen, sieht er sich plötzlich der Drohung ausgesetzt, dass bereits abgedeckte Dach so zu hinterlassen und unverrichteter Dinge zu verschwinden. „Das ist schon Nötigung“, meint Jurist Friedrich. „Darüber hinaus machen wir die Beobachtung, dass oft laienhaft gearbeitet wird, die Rechnungen hoffnungslos überteuert sind und auch keine Fachkräfte auf den Dächern arbeiten“, beschreibt Lehrlingswart Heinrich Hilker seine Beobachtungen.

Er erinnert an einen Fall, bei dem der angeblich festgestellte 2500-Euro-Schaden eines Dachhais von einem heimischen Betrieb anschließend für 300 Euro beseitigt wurde. Und seine Kollegin Stefanie Bock ergänzt, dass zudem häufig auch minderwertiges Material verbaut werde.

Gewährleistung problematisch

Und die Garantie? „Natürlich gelten die Gewährleistungsregeln – es handelt sich ja nicht um Schwarzarbeit“, so Friedrich. „Aber die Firmen sind innerhalb kürzester Zeit nur schwer greifbar. Oft gibt es nur Handy-Nummern, oder die Betriebe sind nicht mehr greifbar, weil sie längst umfirmiert wurden.“

Auch steuerlich sind die Rechnungen oftmals nur schwer geltend zu machen, weil Material und Lohn noch nicht einmal getrennt ausgewiesen werden.