Hagen. Angefangen hat alles, wie so häufig heutzutage, im Internet. Kaum hatte sich Robin Brandes mit 19 für eine Karriere in der Musikbranche entschieden, schon wurde er zum ersten Mal veröffentlicht – und heute ist er international bekannter DJ. Trotzdem ist der Hagener in seiner Heimat verwurzelt.

Robin Brandes hat die Energie im Blut. Das wird schon nach wenigen Minuten im Gespräch mit dem Hagener DJ klar. Pures Adrenalin scheint durch seine Adern zu fließen, so lebendig, enthusiastisch und entschlossen spricht er von seiner Berufung. Und die ist die Musik. Elektronische Disco-Musik. Für Profis: „Hands Up“ – Hände in die Luft und tanzen. Ganz einfach.

Weil das so ist, und immer schon so war, ist Brandes hauptberuflich DJ seit er 19 ist. „Es war nicht leicht, das meiner Familie beizubringen“, schmunzelt der 30-Jährige heute. Dabei müssten gerade die das Gefühl kennen: Schließlich hat er – nach eigener Aussage – mit der Musik ein Familien-Gen geerbt.

Besser kennt man den Sohn eines Opernsängers und Neffen einer Pianistin heutzutage unter einem seiner Pseudonyme. Für jedes seiner zahlreichen Projekte schlüpft er in eine andere Rolle. Die wichtigsten, weil erfolgreichsten, dieser Alter Egos heißen Rob Mayth, Dave Darell und schlicht Rob von Rob & Chris.

Plattform für Nachwuchs-Musiker

Robin Brandes war ein 19-Jähriger mit einer Idee und viel Mut, als er auf die Internet-Community „MyOwnMusic“ stieß. Über diese Plattform für Nachwuchs-Musiker knüpfte er erste Kontakte zu Labels, und lernte nebenbei den heutigen zweiten Part des Duos Rob & Chris kennen. Der ersten Veröffentlichung 2003 folgten unzählige Projekte und Remixe (eigene Interpretationen fremder Titel).

Erste Auftritte gingen in Tourneen über, plötzlich ging alles ganz schnell: Besonders als Dave Darell heimste Brandes Erfolg und internationalen Ruhm ein. „Das war der Knackpunkt“, resümiert er heute, „die Songs liefen auch auf Einslive und ich war auf Tour in Norwegen und Russland. Dabei habe ich selbst auflegen immer gehasst: Ich will mit Kreativität überzeugen, nicht mit Selbstdarstellung.“

Die perfekte Performance macht den Unterschied

Und das empfindet er auch als Alleinstellungsmerkmal. Denn seine Branche lebt von der perfekten Performance. Seine Musik wird gespielt, wenn Menschen feiern wollen. Er steht hinter dem DJ-Pult, wenn sie Spaß suchen. Begeistert werden wollen. Den Kick, den Exzess suchen. Zu Hunderten, zu Tausenden feiern sie den DJ, wenn er sie bei Laune hält.

Wenn nicht, können sie gnadenlos werden – da fiele es leicht, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Und ab und zu wird man auch einsam, in dieser Umgebung: „Manchmal wird es zuviel, immer auf Knopfdruck Party machen zu müssen“, erzählt der Hagener DJ von seinem Arbeitsleben, „da kann man den Leuten auch nichts vormachen. Es braucht schon ein gutes Selbstbewusstsein, um sich so zu präsentieren.“

Inspiration für hoffnungsvolle Musik

Dabei ist gerade Bodenständigkeit wichtig für den Hagener. Anstatt in eine der deutschen DJ-Hochburgen wie Hamburg zu ziehen, bleibt er lieber in seiner Heimat Hagen. Hier ist er verwurzelt, hier hat er bis vor einem Jahr bei seiner Oma im Keller seine Tracks produziert. Mittlerweile kann er sich in einem eigenen Haus hoch über den Dächern der Stadt, mit Panorama-Blick auf Haspe, vom Trubel erholen und neue Energie fürs Komponieren schöpfen.

Denn Brandes, ganz das Gegenmodell zum stumpfen DJ-Klischee, schätzt den Kontakt zu der Natur. „Meine Inspiration finde ich in den alltäglichen Dingen des Lebens“, erzählt der 30-Jährige, „manchmal reicht ein Geräusch aus der Natur, ein Vogelzwitschern, und ich habe eine Melodie im Ohr. Die setze ich dann um. Ich will hoffnungsvolle, positive Emotionen transportieren – ganz ohne Worte, nur durch die Musik. Wenn einem gelingt, so etwas zu erschaffen, ist das ein richtiges Gänsehaut-Gefühl.“