Hagen. Eine Stadt geriet aus dem Rhythmus. Der Warnstreik im Öffentlichen Dienst legte viele Bereiche in Hagen lahm. Vor allem der ausgedünnte Busverkehr verärgerte viele Bürger. Auf dem Ebert-Platz demonstrierten gestern 1000 Bedienstete.

Komisches Bild. Vormittags um diese Zeit muss man beim Überqueren der Straße vor dem Sparkassen-Karree eigentlich ziemlich aufpassen. Hier herrscht langsamer, aber dichter Busverkehr. Gestern allerdings: verkehrte Welt. Wenn überhaupt ein Bus durch die City rollte, stand „Nachtexpress“ drauf. Am helllichten Tag. Und die wenigen Wartenden zogen noch dazu finstere Mienen. Warnstreik. Das öffentliche Leben in Hagen stand gestern größtenteils still. Überhaupt war gestern vieles anders.

Proppenvolle Straßen. Wohlwissend, dass die „Öffentlichen“ nicht oder nur eingeschränkt rollen, stiegen viele Hagener gestern lieber ins Auto. Das Ergebnis: Rush-Hour-Effekte zu allen Tageszeiten. Es fühlte sich schon vormittags so an, als sei Feierabend. Sämtliche Ampelphasen-Rhythmen waren durcheinander geraten. Zäh fließender Verkehr.

Warteschlangen

Dichtes Gedränge vor den Hagener Schulen. Eltern lieferten ihre Kinder sicherheitshalber mit dem Auto an der Bildungsstätte ab, was an größeren Schulen für längere Warteschlangen sorgte. Nur weil die Busse nicht fuhren, fiel der Unterricht nämlich nicht aus. Das wäre ja noch schöner gewesen.

Aufregen oder cool bleiben?

Regt man sich jetzt auf oder zeigt man sich solidarisch? Keine leichte Frage, wenn man in seinem Auto hinter einem Demonstrationszug hängt, der trillernderweise und zu Fuß über die Hochbrücke Richtung Kegelcasino marschiert. Bei den meisten Fahrern überwog dann doch die Solidarität. Schließlich sorgen jene Männer und Frauen, die da trillerten, dafür, dass viele Dinge in unserer Stadt so reibungslos laufen wie sie laufen. Also Finger weg von der Hupe und geduldig geblieben.

Vor verschlossener Tür

Aber Sport ist doch so gut für das Wohlergehen. Ja, prinzipiell richtig. Aber wenn Hausmeister streiken, können auch keine Hallen auf- oder zugeschlossen werden. Und wenn das nicht geht, fällt das Training aus. An einigen Stellen im Stadtgebiet war das gestern der Fall.

Fahrt verschoben

Tja, dann rollen die neuen oder neuen gebrauchten Autos eben einen Tag später los. Die Besucher der Zulassungsstelle in Hohenlimburg, die nichts von dem Streik wussten, gingen unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Sauer wurde hier niemand.

Der Redner Marquardt

Wenn Jochen Marquardt, DGB-Geschäftsführer der Region Ruhr-Mark, diese Leistung in jeder Stadt seines Zuständigkeitsgebiets gebracht hat, wird die Stimme abends futsch gewesen sein. „Ihr verdient mehr und es ist richtig, dass eure Arbeit besser entlohnt wird“, rief er den 1000 Demonstranten auf dem Ebert-Platz zu. Die Protestler waren zuvor in drei Demonstrationszügen aus Eilpe, Eckesey und der Innenstadt vor die Volme-Galerie gekommen, wo sie sich in Streiklisten eintrugen und austauschten. Dazu gab’s Brezeln und Kaffee.