Hagen. Der Kampf um das Überleben des Allerwelthauses geht weiter. Mit einem überwiegend neu gewählten Vorstand, der aus engagierten jungen Vegetariern besteht, auf die jetzt Mammutaufgaben warten.

Der Kampf um das Überleben des Allerwelthauses geht weiter. Mit einem überwiegend neu gewählten Vorstand, der aus engagierten jungen Vegetariern besteht, auf die jetzt Mammutaufgaben warten: Das vergiftete Betriebsklima soll wieder gesunden. Vorrangig muss die beliebte Einrichtung vor dem ­finanziellen Ruin gerettet werden.

„Der Verein ist pleite.“ Hans-Peter Schmitz redet Klartext. Er war die vergangenen fünf Monate 1. Vorsitzender des Allerwelthaus-Vereins und hat am 6. Februar frustriert die Brocken hingeworfen. Zeitgleich erklärten auch Vorstandsmitglied Mathias Herzog sowie zwei Beisitzerinnen ihren Rücktritt.

Schlechtes Benehmen und persönliche Angriffe

Donnerstagabend die Mitgliederversammlung – dort redet Ex-Vorstand Schmitz Tacheless: „Wir können die Finanzierung der Löhne nicht mehr vornehmen.“ Deshalb habe man die beiden Kulturbeauftragten Claudia Pempelforth und Ulrich Korfluer zu Ende Juni gekündigt, „sonst hätten wir Insolvenz anmelden müssen“.

Versuche, mit den Betroffenen zu reden, seien gescheitert: „Sie waren nicht gesprächsbereit“, sagt Hans-Peter Schmitz und macht seinem Unmut Luft: „Wenn nur noch schlechtes Benehmen da ist und persönliche Angriffe, das habe ich nicht nötig. Idioten sind wir nicht.“ Vor 34 Vereinsmitgliedern zeigt sich der ehemalige Vorsitzende resigniert: „In diesem Haus herrscht keine Gemeinschaft mehr. Irgendwann gibt man dann auf.“

Pempelforth und Korfluer ausgeladen

Claudia Pempelforth und Ulrich Korfluer konnten sich nicht verteidigen – sie waren von der Veranstaltung „ausgeladen“, wie es hieß. Beide sind zwar Angestellte des Vereins – aber keine Vereinsmitglieder. Bis heute, so Schmitz, gäbe es noch immer keine abschließenden Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2012, als noch sein Vorgänger Martin Schwerdtfeger im Amt war. „Wir operieren da im Nebel.“

Für 2013 konnte man jedoch Zahlen vorlegen: In der Sparte Kultur stehen 136.000 Euro an Einnahmen 144.000 Euro an Ausgaben gegenüber – also ein Minus von 8000 Euro. Das Café machte weitere 7000 Euro Minus. Nur der Weltladen erzielte ein Plus von 7000 Euro. In der Gesamtbilanz 2013 steht das Allerwelthaus mit 8347 Euro im Verlust.

Hinzu kommen noch Schulden: 41.000 Euro aus Darlehen von Mitgliedern und 14.000 Euro aus einem Kontokorrentkredit der Sparkasse. Aufgrund der Finanzmisere fand sich 25 Minuten niemand, der sich zum neuen Vorstand wählen lassen wollte. Schließlich erklärte sich Martin Pietschik (32), der bei der Kreishandwerkerschaft arbeitet und im Allerwelthaus beim Veganer-Brunch mitmacht, bereit, und wurde zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Er gehört dem Verein seit drei Wochen an. Neue Mitstreiterin im Vorstand ist auch Svenja Müller (21), die Lehramt studiert und sagte: „Das Allwerwelthaus ist ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.“