Hagen. . Es gibt immer mehr Veganer in Hagen- das sagt Marlene Hildebrand, die Mit-Organisatorin eines regelmäßigen veganen Brunchs in Hagen. Doch gibt es auch eine gute Infrastruktur für die Ernährung ohne Tier-Produkte? Noch sind die Noten eher mäßig - aber immerhin hat nun ein veganer Schnellimbiss eröffnet.
Vegetarisch essen? Das ist mittlerweile durchaus verbreitet. Aber vegane Ernährung – also nicht nur der Verzicht auf Fleisch, sondern auch auf Milch, Eier und alle tierischen Produkte? Das gilt dann oft doch noch als außergewöhnlich oder gar verrückt. Wie ist der Stand der Veganer in der Großstadt Hagen, wo es eine Veganergruppe und neuerdings einen veganen Schnell-Imbiss gibt? Eine Spurensuche.
Die Veganer-Gruppe
Marlene Hildebrand ist überzeugte Veganerin, aber sie kann die Vorbehalte gut nachvollziehen: „Wer aufgewachsen ist, mit dem ‘Deutschen Dreiklang’ aus Fleisch, Kartoffeln, Erbsen und Möhrchen, der schluckt erstmal. Der subtrahiert im Kopf auf seinem Teller das Fleisch, dann bleibt nicht mehr viel auf dem Teller. Doch es eröffnen sich ganz neue kulinarische Welten.“
Vegane Ernährung hat nichts mit Verzicht zu tun
Für die Aktivistin in der Hagener Regionalgruppe des Vegetarierbunds Deutschland hat vegane Ernährung nichts mit Verzicht zu tun. „Reis mit Zucchini-Paprika-Räuchertofu-Rahmsoße, Butternut-Kürbis im Backofen, geschmorter Lauch mit Vollkornreis und mariniertem Tofu“, das ist nur ein kleiner Auszug aus einer Liste von Lieblingsgerichten, die Hildebrand und ihre Mitstreiter zusammen getragen haben. Seit Oktober 2012 treffen sie sich am letzten Sonntag im Monat von 11 bis 14 Uhr im Allerwelthaus zum Brunch. Beim jüngsten Treffen waren es knapp 50 Interessierte.
Als bierernste Gruppe von Missionaren sieht man sich nicht. „Wir möchten zeigen, was vegane Ernährung ist. Lecker, vielseitig, nicht nur Tofu, Salat und Nüsse knabbern.“ Aufklären wolle man aber auch: „Viele wissen nicht, wie Milch produziert wird, woher Eier kommen oder was mit den Küken passiert.“
Wie bewerten die Veganer die Infrastruktur für eine gänzlich tierfreie Ernährung in Hagen? Marlene Hildebrand hat eine kleine Umfrage unter den Aktiven gestartet. Nach Schulnoten geben die Befragten nur eine glatte 4 für das Veganer-Angebot in Geschäften. Beim Angebot in der Gastronomie (also in Restaurants, Cafés, Bäckerei etc.) wird sogar nur im Schnitt eine 4,29 verteilt .
Zwei Facebook-Gruppen haben über 200 Mitglieder
Wie viele Veganer es in Hagen gibt, weiß Marlene Hildebrand nicht genau, aber sie ist sich sicher: „Die Zahl steigt.“ Allein zwei Facebook-Gruppen zählten über 200 Mitglieder. „Aber es gibt sicherlich einige Hundert Veganer.“
Der vegane Schnell-Imbiss in Hagen ist ein Familienunternehmen
Auf eine stattliche Anzahl von Veganern hofft auch der neue Schnell-Imbiss „Cigköftem“ am Bergischen Ring 1. Es ist deutschlandweit die 22. Filiale der türkischen Fast-Food-Kette. Cigköfte – das sind eigentlich rohe Hackfleischbällchen. Doch die Kette setzt auf die fleischlose Variante aus Weizen und Tomatenmark. In Hagen ist das Ganze ein Familienunternehmen: Hülya Ay und Mehmet Ay, der Cousin ihres Mannes, sind als Franchisenehmer die Geschäftsführer, andere Familienmitglieder sind mit an Bord.
18 verschiedene Gerichte werden rund um das Weizengericht angeboten: als Gemüserolle oder als türkischer Burger. Es gibt aber auch ein Gericht mit Fleisch – so ganz ohne scheint man sich noch nicht zu trauen. „Doch bei der Zubereitung wird alles streng getrennt. Alle Mitarbeiter sind extra geschult worden“, sagen die Geschäftsführer.
Sie setzen aber nicht nur auf die völlig überzeugten Veganer, sondern auch auf die vielen Hagener mit türkischen Wurzeln. Aber auch auf die Partyszene: Die Öffnungszeiten von 11 bis 22 Uhr werden freitags und samstags bis 24 Uhr ausgedehnt.