Hagen-Vorhalle. . In den ehemaligen Kindergarten an der Unteren Lindenstraße in Vorhalle ziehen bald Steuerberater ein. Vor der Sanierung der Villa öffnete das Haus noch einmal seine Pforten. Viele Kindergarten-Kinder von einst warfen einen Blick in die alten Räume.

An einen Kindergarten erinnert hier nichts mehr: Eine dicke Staubschicht bedeckt den Boden, die Ziegelwände sind offengelegt und Stromleitungen liegen kreuz und quer. Doch für Harald Schelke steckt jeder Raum voller Erinnerungen. Der 70-Jährige kam 1947 in den Kindergarten, der damals in der alten Unternehmervilla an der Unteren Lindenstraße in Vorhalle untergebracht war.

Im Mai möchten hier die Rechtsanwälte und Steuerberater der Partnergesellschaft Buerger und Schmaltz einziehen. Dafür wird das dreistöckige Haus kernsaniert und auf einen modernen Stand gebracht. Am Samstag luden die neuen Besitzer noch einmal alle Interessierten zu einem letzten Rundgang in das Gebäude, und Harald Schelke ließ sich nicht lange bitten.

Gebäude ging durch viele Hände

Schließlich war der Weg für ihn auch nicht allzu weit: Er wohnt seit über 40 Jahren schräg gegenüber. Wenn jemand etwas über die Geschichte dieses Gebäudes weiß, dann er. Und es ist eine Menge passiert. Schätzungsweise Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, gehörte die Villa zunächst einem Bauunternehmer. Der verkaufte sie an die Kirche, irgendwann übernahm die Stadt Hagen das Gebäude. Es war Privathaus, nach dem Krieg Ort provisorischer Gottesdienste, Kindergarten und Wohnhaus.

Dass die Villa durch so viele Hände ging, sieht man ihr an: Eine riesige Fluchttreppe aus der Zeit in städtischer Hand stört den Gesamteindruck von außen, innen sind an den letzten Resten des Putzes noch bunte Kinderzeichnungen zu sehen. Unter dem PVC-Boden kommen alte Steinfliesen zum Vorschein.

Viele Erinnerungen

„Es blitzt überall etwas Originales auf“, sagt Schelke, während er sich langsam durch die Räume bewegt. Immer wieder schließt er die Augen und zeigt in den Raum, als habe er vor seinem inneren Auge die Zeit zurückgedreht. „Da stand ein langer Tisch, das Fenster war damals auch schon da“, sagt er und fügt hinzu: „Es ist doch erstaunlich, an wie viel man sich noch erinnert.“

Irgendwie hatte die Villa immer einen Platz in Schelkes Leben: Nicht nur, dass er dort zum Kindergarten ging. Über Jahrzehnte sah der ehemalige Feuerwehrmann sie fast täglich auf dem Weg zur Arbeit. Verständlich, dass ihm auch die Zukunft des Gebäudes am Herzen liegt: „Ich fände es schön, wenn der Stil auch nach der Sanierung erhalten bliebe“, sagt Schelke. Das wird er, verspricht Steuerberater Dieter Schmaltz: „Bausünden wie die große Fluchttreppe planen wir rückgängig zu machen. Wir wollen das Schöne erhalten und mit Modernem kombinieren.“ So soll die große Eichenholztreppe poliert werden, über den Türen werden Ziegelbögen zu sehen sein. Und das große Schmuckstück der Villa, das meterhohe Buntglasfenster im Treppenhaus, bleibt selbstverständlich auch erhalten.