Hagen. . Fahrstunden sind teuer - deshalb lassen sich viele Jugendliche vor der Prüfung von Freunden oder Familie privat und ganz umsonst die Techniken des Autofahrens beibringen. Blöd nur, dass dies illegal ist. Werden sie erwischt, gibt es eine Strafe - wie für Ayshe und Mehmet aus Hagen.

Sie haben das gemacht, was bei vielen jungen Leuten so beliebt ist: private Fahrübungen mit dem Auto auf dem großen Parkplatz am Sportpark. Ihr Pech: Sie wurden dabei erwischt.

Ayshe und Mehmet (beide 19, Namen verändert) sind in derselben Klasse auf der Kaufmannsschule und wollen demnächst Betriebswirtschaftslehre studieren. Doch, darauf legen sie großen Wert, sie sind kein Liebespaar, sondern lediglich „wie Geschwister“. Man hilft sich gegenseitig. Das brachte sie jetzt gemeinsam auf die Anklagebank.

Zick-Zack-Tour auf dem Parkplatz

Ischeland, 10. Juli 2013, gegen 13.40 Uhr: Den Mittagsgästen im China-Restaurant „Große Mauer“ wird durch die verglaste Wintergartenfront ein interessantes Schauspiel geboten.

Draußen fährt ein roter Toyota auffällig im Zickzack, der kleine Wagen bremst abrupt, er ruckelt und hoppelt, dann wird der Motor abgewürgt. Schüler Mehmet, mit Führerschein, gibt eine private Fahrstunde und zeigt Klassenkameradin Ayshe, wie man „falsch“ und „richtig“ Auto fährt.

Polizei erscheint mit Streifenwagen

Dass der junge Mann hier offensichtlich den Fahrlehrer spielt und dazu noch auf einem öffentlichen Parkplatz, ärgert zwei Besucher des Lokals besonders. Dafür lassen sie sogar die Ente süß-sauer kalt werden. Die beiden Männer, der eine 62 Jahre und der andere 54 Jahre alt, sind nämlich selbst Fahrlehrer – aber echte, wohlgemerkt.

Einer greift zum Handy und benachrichtigt die Polizei. Kurz darauf trifft der Streifenwagen ein. Dann nimmt alles seinen geregelten Lauf.

Ertappte Schüler bestreiten Vergehen

Vor Jugendrichterin Ulrike Radke-Schäfer (48) wurden jetzt die beiden Vorwürfe verhandelt: Fahren ohne Fahrerlaubnis betreffend Ayshe und das Zulassen des Fahrens ohne Fahrerlaubnis durch Mehmet. Doch beide Schüler bestreiten energisch.

Ayshe sei wirklich nicht selbst gefahren. „Jedes Mal, wenn sie zur Probe hinterm Steuer saß, war der Motor aus“, beteuert Mehmet. Die mitangeklagte Schulfreundin pflichtet ihm bei: „Als ich mich auf den Fahrersitz setzte, dann nur, um einmal selbst die Pedale durchdrücken zu können.“

20 Stunden Sozialer Hilfsdienst

Richterin Radke-Schäfer reagiert ungläubig: „Trockenübungen ohne Motor sind doch völliger Quatsch, so bekommt man kein Gefühl für Bremse und Gas.“ Doch am Ende verkündet sie ein sehr mildes Jugendurteil: Eine sogenannte „Erziehungsmaßregel“, die nicht als Strafe gilt und nicht ins Zentralregister eingetragen wird, reiche aus. Beide Heranwachsenden müssen je 20 Stunden sozialen Hilfsdienst ableisten.

Ayshe hat bis heute keinen Führerschein. Aufgrund des Vorfalls wurde sie nicht zur Prüfung zugelassen.