Hagen. . Die Polizei nimmt organisierte Einbrecherbanden verstärkt ins Visier. Unter Federführung des Hagener Polizeipräsidiums waren am Donnerstag 330 Beamte in Südwestfalen im Einsatz. Sie kontrollierten Autofahrer auf der Suche nach Diebesgut - und hatten dabei vor allem einen Autotyp im Visier.

Der 28-Jährige staunt. Nachmittags 15.46 Uhr. Direkt an der Ausfahrt Hagen-West der A 1. Die Autos drubbeln sich. Der Hagener muss rechts ran. Eine Polizistin winkt ihn mit der Kelle raus: „Fahrzeugschein und Führerschein, bitte.“ Sebastian Ahn wird auf dem Weg zum Einrichtungsmarkt gestoppt. Ein Blick noch in den Kofferraum und der Hagener darf weiterfahren. Alles in Ordnung. „An dieser Stelle um diese Zeit eine Polizeikontrolle“, sagt der junge Mann, „das überrascht mich. Das ist selten.“

So soll es sein. Die Polizei setzt bei der Fahndung nach mobilen Einbrecherbanden mit groß angelegten Verkehrskontrollen auf den Überraschungseffekt. Nicht nur gestern, sondern morgen, vielleicht auch übermorgen. „Nein, eine Eintagsfliege ist das nicht“, versichert Michael Bauermann.

Polizei in Hagen steuert Einsatz

Unter seiner Leitung steuert das Polizeipräsidium Hagen zum ersten Mal eine Verkehrskontrolle an allen Ab- und Auffahrten der Autobahnen in Südwestfalen und im Ennepe-Ruhr-Kreis. Es ist der erste konzertierte Schwerpunkteinsatz in der Region zur Bekämpfung der Wohnungseinbrüche.

Der Anstieg in den vergangenen vier Jahren um fünfzig Prozent ist alarmierend. Es scheint als kämpfe die Polizei einen aussichtslosen Kampf. „Nein“, sagt der 40-jährige Kriminalrat, „auf verlorenem Posten sehe ich uns nicht. Wir gehen das Problem an.“

Das Problem sind mobile Einbrecherbanden, die gewaltsam in Häuser und Wohnungen eindringen, Beute machen und nach der Tat über die Autobahn aus der Stadt verschwinden. „In diesem Fall ist die gute Autobahnanbindung von Hagen kein Segen“, sagt Bauermann.

Dass auffällig oft Kleintransporter, der eine oder andere mit südosteuropäischen Kennzeichen kontrolliert werden, überrascht nicht. Die Banden packen die Autos mit sechs, sieben Leuten voll, lassen sie im Zielgebiet ­ausschwärmen, verabreden einen Zeitpunkt und treten gemeinsam mit der Beute die Flucht an. „Dass darunter auch unter 14-Jährige sind, die wir sofort freilassen müssen, ist eine besonders perfide Variante“, so Bauermann. Autos mit Kennzeichen aus Nachbarstädten wie Duisburg oder Bottrop, in denen mehrere Männer sitzen, müssen eher mit einer Kontrolle rechnen.

Hinweise auf Reisebewegungen

„Ein Ziel des Einsatzes ist es“, sagt Bauermann, „Hinweise auf reisende Tätergruppen, deren Reisebewegungen, Begleitpersonen und Lebensumstände zu bekommen. Oftmals stecken organisierte Netzwerke hinter den Tätern.“ Am späten Abend ist er mit den ersten Ergebnissen hoch zufrieden: „Diesem Ziel sind wir ein Stück näher gekommen.“ Mit den gesammelten Informationen lässt sich aus seiner Sicht ein aufschlussreicheres Lage- und Täterbild erstellen. „Jetzt gilt es im Nachgang, alle Erkenntnisse auszuwerten.“

Dass der Polizei an diesem Tag der eine oder andere Fisch ins Netz geht, der nicht auf der Liste steht, gehört dazu. So wird auf der A 45 ein 33-jähriger aus Osteuropa festgenommen, weil er mit Haftbefehlen wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis gesucht wurde. Er kann die geforderten 2100 Euro nicht zahlen. Ein Fall fürs Gefängnis. Im Ennepe-Ruhr-Kreis stoßen die Beamten auf Diebesbeute: Parfüm in großen Mengen im Kofferraum - und auf zwei Autofahrer, die stark alkoholisiert unterwegs sind. Sie müssen zu Fuß nach Hause gehen. Kontrolle am frühen Nachmittag, die beiden haben gestaunt.