Hagen-Mitte. Eine unbekannte Gruppe hat eine alte Fichte neben Gleis 18 am Hagener Hauptbahnhof geschmückt und ein Spendenpäckchen dazu gelegt. Die Bahn zeigte sich erbarmungslos und ließ den Baum sofort entfernen. Die Botschaft der Aktion kam trotzdem an.

Erst die traurige Tanne in der Eingangshalle, jetzt ein geschmückter Baum neben den Schienen von Gleis 18. Nachdem eine Gruppe junger Hagener im vergangenen Jahr kurz vor Heiligabend mit einer Guerilla-Aktion den bis dato ungeschmückten Weihnachtsbaum in der Empfangshalle des Hauptbahnhofs aufgehübscht hatte, hat nun eine andere Gruppe mit einer besonderen Aktion für Aufsehen gesorgt. Sie schmückte eine neben den Schienen von Gleis 18 angesiedelte Fichte und hinterließ ein Päckchen mit Spenden für die Bahnhofsmission darunter.

Viele Leute freuten sich, nur die Bahn nicht. Sie ließ die geschmückte Fichte – völlig unbesinnlich – kurzerhand entfernen. Die tolle Botschaft ist trotzdem bei der Bahnhofsmission angekommen.

Spende für die Bahnhofsmission

Wie die Gruppe, die sich vertrauensvoll an unsere Redaktion gewandt hat, den Baum neben dem Gleisbett geschmückt hat, ist nicht überliefert. Klar ist: Als man mit dem Schmücken fertig war, legte man noch ein kleines Paket unter den Baum. Der Inhalt: Kaffee, Tee, Leckereien, ein 50-Euro-Schein und eine kleine Karte. Darauf stand: „Liebe Mitarbeiter der Bahnhofsmission, mit dieser Spende möchten wir euch ein wenig unterstützen, da wir finden, dass ihr Tag für Tag tolle Arbeit leistet.“

Ein Reisender gab das Paket bei der Bahnhofsmission ab, die den ungewöhnlichen aber netten Vorgang der Deutschen Bahn meldete. Daraufhin wurde das Paket überprüft und von der Bundespolizei für ungefährlich befunden.

Polizei drückt Auge zu, Bahn nicht

Eduard Mandt, Mitarbeiter der Bahnhofsmission, erinnert sich, dass die herbeigerufenen Polizeibeamten wegen des guten Zwecks keine Anzeige stellen wollten. „Obwohl die Aktion sicher nicht ganz astrein war, wollten die Polizisten davon absehen.“ Die Bahn allerdings drückte kein Auge zu. Sie schickte sechs Mitarbeiter der DB Netz AG zu Gleis 18 und ließ die dort angesiedelte Tanne kurzerhand entfernen.

Achtung, höchst verkopftes Bahn-Deutsch: „Der Baum befand sich im Profil, genauer gesagt im Regellichtraum und musste somit von der Gefahrenstelle beseitigt werden“, sagt ein Bahnsprecher. Und weiter: „Außerdem ist es ja auch noch ein Unterschied, ob nur ein Baum oder ein Baum mit glitzerndem Schmuck am Gleisrand steht.“

Die Fichte, die seit Jahren an dieser Stelle stand, sei der erbarmungslosen Motorsäge der Bahnmitarbeiter zum Opfer gefallen, schreibt das Schmücker-Team von Gleis 18. Dass der Baum schon länger dort gestanden habe, dazu wollte die Bahn nichts sagen.

„Wir freuen uns trotzdem über die Aktion“, sagt Eduard Mandt von der Bahnhofsmission, „schön, dass unsere tägliche Arbeit wertgeschätzt wird.“