Hagen. . Eine 40-jährige Frau muss sich seit Montag vor dem Hagener Landgericht verantworten. Sie hatte im Mai Mitarbeiter der Caritas-Betreuungsstelle mit Messer und Hammer attackiert. Nun geht es um eine mögliche dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie. Der Prozessauftakt verlief turbulent.
Was für ein Prozess: Die Beschuldigte (40) tobte, schrie und beschimpfte jeden im Gerichtssaal.
Nur mit Mühe konnte Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer die Antragsschrift auf Unterbringung in einer geschlossenen Anstalt verlesen – ständig wurde er durch einen Schwall von Zwischenrufen gestört. „So wie sie sich hier gibt“, befand Pflichtverteidiger Ralph Giebeler, „ist eine Verhandlung nicht möglich.“ Kurz darauf wurde die Sitzung unterbrochen.
Geld als Tatmotiv
Die Frau mit dem niedlichen kleinen Pferdeschwanz lieferte gestern Morgen vor dem Schwurgericht eine eindrucksvolle Kostprobe ab, wie schnell sie heftig in Rage gerät. So soll es auch am 23. Mai gewesen sein, als sie gegen 11.40 Uhr mittags in den Räumen der Betreuungsabteilung der Caritas an der Bergstraße 81, völlig außer sich, mit einem Taschenmesser zustach und mit einem Zimmermannshammer um sich schlug.
Es ging um Geld, von dem die gesetzlich Betreute damals glaubte, dass es ihr noch zustand. Nach dem Hinweis des Caritas-Mitarbeiters, dass das nicht stimmen würde, soll die Beschuldigte aggressiv und laut geworden sein. Schließlich wurde sie aufgefordert, die Räume der Einrichtung zu verlassen. Daraufhin soll sie ihr mitgeführtes Messer gezückt haben.
Vier Mitarbeiter bändigten die Frau
Die Vorwürfe: Mit der sechs Zentimeter langen Klinge stach die Beschuldigte in Richtung des Caritas-Mitarbeiters. Der konnte dem wuchtigen Hieb jedoch ausweichen, verletzte sich nur leicht am Bauch und erlitt eine Schnittwunde. Dann kam der mitgebrachte Hammer zum Einsatz. Die völlig aufgebrachte Frau schlug mit dem Werkzeug nach einer Caritas-Angestellten (32) und verletzte diese leicht am Handgelenk.
Schließlich gelang es vier Mitarbeitern, die tobende Frau zu überwältigen und bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Auch jetzt wehrte sie sich noch und biss einem Mann in die Hand. Sie hatte drei Messer und einen Hammer in ihrer Plastiktüte dabei.
Teil der wirren Einwürfe protokolliert
Seitdem ist die schwer erkrankte Beschuldigte, sie leidet an einer chronisch schizophrenen Psychose, durch richterlichen Beschluss im Landeskrankenhaus Lippstadt-Eickelborn untergebracht. Auf diese Einrichtung ist sie nicht gut zu sprechen: „Sie haben mich dort mit Pharmazeutik kaputt gemacht, ich bin ausgeraubt worden, sie vernichten meine Beweise“, brüllt die Frau in den Gerichtssaal und stört erneut den Ablauf der Verhandlung. Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen lässt einen Teil der völlig wirren Einwürfe protokollieren: „Die Beschuldigte bezeichnete die Vorsitzende als Nazifrau, die sie mit Promi-Namen und 50-fachen Doppelgängern übergehe: Thomas Gottschalk und Helge Schneider. Das Gericht sei eine dreckige Folterschweinebande.“
Heute soll das Einweisungssverfahren weitergehen. Die Beschuldigte hat sich einen anderen Verteidiger gewünscht. Der kommt nun eigens aus Bielefeld angereist.