Hagen. Der Rapper Afrob wird am Sonntag zu einem Wahlkampfauftritt von CDU-Bundestagskandidatin Cemile Giousouf erwartet. Textzeilen des Musikers lassen in der Partei irritiert aufhorchen.

Der geplante Polit-Talk zwischen CDU-Bundestagskandidatin Cemile Giousouf und dem prominenten, aus Eritrea stammenden Deutsch-Rapper Afrob am kommenden Sonntag in den Elbershallen sorgt für reichlich Diskussionsstoff in der heimischen CDU.

Martin Reinhardt, Beisitzer in der Ortsunion Altenhagen, weist in einer E-Mail an Kandidatin Giousouf und den Kreisverbandsvorsitzenden Christoph Purps darauf hin, dass Rapper Afrob „sich darin gefällt, antisemitische Ressentiments zu schüren und islamistischen Terrorismus zu relativieren“.

Reinhardt stellt die Frage, wie die Kreispartei dazu komme, einem derartigen Künstler eine Plattform zu bieten. „Wir hatten doch vor ein paar Wochen erst die Diskussion mit Bushido, seiner Israelfeindlichkeit, seinen Mafia-Verstrickungen und seinen Songs, in der er über die Tötung von Politikern singt“, sagt Reinhardt. Der Skandal-Rapper soll vom CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Freiherr von Stetten ein Praktikum im Bundestag gewährt bekommen haben.

Forderung die Veranstaltung abzusagen

Reinhardt zitiert Auszüge aus einem Afrob-Interview mit einer Rap-Internetplattform. Darin sagt Afrob Sätze wie „Und das, was sich die Industrieländer mit Blut ergaunert haben, müssen sie jetzt auch mit Blut wieder verteidigen. Einfach weil sich die sogenannten ‚Terroristen’ denken, ihr habt uns Jahrhunderte lang gefi***, jetzt kommen wir und fi*** euch“. Oder: „Was soll ich denn als Afrikaner sagen, wenn mir einer von sechs Millionen ermordeten Juden erzählt? Sklaverei?! Wie viele Leute sind dabei draufgegangen? Stehen wir jetzt etwa unter Denkmalschutz?“ Oder: „Man redet immer von Terrorismus, aber es ist doch klar, dass diese Männer dann Sachen in die Luft sprengen in ihrer Verzweiflung.“

Martin Reinhardt, der von einigen Mitgliedern der Jungen Union auf die Aussagen Afrobs hingewiesen worden ist, fordert Giousouf auf, die Veranstaltung abzusagen: „Unsere Partei bekennt sich zu Israel und wir haben eine muslimische Kandidatin. Wir sollten aufpassen, mit welchen Menschen wir uns schmücken?“

Im Kreisverband wurden Reinhardts Bedenken ernst genommen. Geschäftsführer Bernd Löwenstein: „Wir haben die Vorwürfe von unserer Bundesgeschäftsstelle prüfen lassen und es gab keine Einwände. Das habe ich Herrn Reinhardt auch so mitgeteilt.“ Die Afrob-Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Afrob stehe zudem auf der Unterstützerliste von Kanzlerin Angela Merkel.

Giousouf will Jugend ansprechen

Bundestagskandidatin Cemile Giousouf verweist ebenfalls auf die Afrob-Überprüfung durch die Bundesgeschäftsstelle. Sie sei neulich von einem jungen Mitglied der Partei „Alternative für Deutschland“ in Hagen angesprochen worden. „In Hagen leben zu viele Ausländer“, habe der junge Mensch gesagt. „Ich betrachte solche Aussagen als hoch gefährlich“, so Giousouf. Sie wolle junge Leute anregen, wählen zu gehen. Die jungen Menschen würden die CDU-Kandidatin oft aber gar nicht kennen. Als sie Afrob auf der Merkel-Unterstützerliste sah, wollte sie mit dessen Besuch versuchen, den Bogen zwischen Jugend und der Politik zu schlagen.

„Es gibt nicht nur die Meinung von Herrn Reinhardt“, sagte Giousouf gestern. Sie werde den Termin mit Afrob nicht absagen. Lars Vogeler, Kreisvorsitzender der Jungen Union, sieht den Besuch des Rappers am kommenden Sonntag um 17 Uhr in der Säulenhalle der Elbershallen unkritisch: „Man muss die Anregung von Martin Reinhardt ernst nehmen. Aber die Sache ist geprüft und für unbedenklich befunden worden. Und deshalb finde ich den Auftritt nicht schlimm.“