Hagen.. Die CDU fordert den sechsspurigen Ausbau der Sauerlandlinie A45. Doch auch viele andere vierspurige Autobahnen in NRW, die noch stärker belastet sind, müssten ausgebaut werden. Allerdings steht für die Politik die Sanierung vieler baufälligen Brücken zur Zeit im Vordergrund.

Die CDU weiß, wer schuld ist: Weil die Landesregierung keine baureife Planung vorlege, werde es lange dauern, bis Geld für den durchgehend sechsspurigen Ausbau der Sauerlandlinie A 45 fließe, bemängelte die Opposition vor wenigen Tagen. Der Verkehrsminister wies das umgehend zurück.

Wegen möglicher Klagen müsse „sensibel“ vorgegangen werden. Aber etwas hat sich in den vergangenen Jahren schon getan: Zumindest grundsätzlich besteht politisch weitgehend Einigkeit, dass die wichtige Nord-Süd-Verbindung für den weiter wachsenden Verkehrsstrom gerüstet werden muss.

106 Millionen für Lennetalbrücke

Aktuell steht die Sanierung der vielen baufälligen Brücken im Vordergrund. Die wird aufwendig genug. Und teilweise reicht eine Renovierung nicht aus. Aber diese schlechte Nachricht hat einen guten Aspekt: „Überall da, wo Brücken neu gebaut werden, bekommen sie in jeder Richtung drei Fahrspuren und einen Standstreifen“, verspricht Karl-Josef Fischer aus der Südwestfalen-Abteilung von Straßen NRW. Aktuell betrifft das den Neubau der Lennetalbrücke in Schwerte, der noch im August beginnt. 106 Millionen Euro sind dafür eingeplant, die Bauzeit soll knapp fünf Jahre betragen.

Brunsbecke und Rinsdorf

Aber die Lennetalbrücke liegt auch in dem Bereich - zwischen Hagen und dem Westhofener Kreuz -, für den der sechsspurige Ausbau ohnehin kommt. Bei den Talbrücken Brunsbecke in Hagen und Rinsdorf im Siegerland ist die Planung dagegen auf die Zukunft ausgerichtet. „Zur Zeit entstehen Entwürfe“, sagt Fischer, „Baubeginn könnte in drei bis dreieinhalb Jahren sein“.

Die Sauerlandlinie ist wie alle Straßen nicht überall gleich belastet. Die letzte Straßenverkehrszählung von 2010 ergab zwischen Westhofener Kreuz und Schwerte-Ergste durchschnittlich 83.400 Fahrzeuge pro Tag, zwischen Drolshagen und Olpe 45.700. Weniger sind es nirgends zwischen Dortmund und der hessischen Landesgrenze. Aber die absoluten Zahlen sagen nicht alles: Auf diesem Abschnitt liegt der Anteil des Schwerlastverkehrs bei 23,2 Prozent.

Bedarf für einen Ausbau

Das ist ein Argument, mit dem die Wirtschaft immer wieder ihre Forderungen nach einem zügigen Ausbau begründet: „Die drittgrößte Industrieregion Deutschlands hängt an dieser wichtigen europäischen Trasse“, betont Jan Tornow, Verkehrsexperte der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK). Zumindest zwischen Hagen und Lüdenscheid sieht er vordringlichen Bedarf für einen Ausbau.

Die derzeitige Situation ist so: In Richtung Süden wird die 45 zwischen Lüdenscheid-Süd und Meinerzhagen zweispurig, bekommt bei Olpe-Süd kurzfristig eine Spur mehr und dann erst wieder ab Siegen-Eisern. In Richtung Norden ist nur ein Kilometer bei Siegen dreispurig, dann die Strecke zwischen Olpe und Meinerzhagen. In großen Teilen ist die Autobahn somit fünfspurig. Und immer, wenn es schmaler wird, knubbelt es sich.

Als Kapazitätsgrenze für eine vierspurige Autobahn werden üblicherweise 60.000 Fahrzeuge am Tag angenommen. Da in den kommenden zehn Jahren eine Steigerung des Personenverkehrs um 10 Prozent und des Lkw-Aufkommens um 15 Prozent erwartet wird, sind Staus unvermeidlich. Der größte Engpass dürfte von Lüdenscheid nach Hagen entstehen, wo heute schon mehr als 60.000 Autos unterwegs sind.

Führend ist die A 3 bei Köln

Aber wie sieht das im Vergleich mit anderen Strecken im Land aus? Spitzenreiter ist die A 3 zwischen Köln-Ost und Heumar mit 166.100 Fahrzeugen. Genau deshalb wurden dort auch acht Spuren gebaut. Es existieren jedoch auch vierspurige Autobahnen mit dramatischer Belastung:

  • Die A 1 verkraftet zwischen Kamener Kreuz und Hamm 63.200 Kfz,
  • die A 40 zwischen Kreuz Bochum und Werne 96.500,
  • die A 42 zwischen Herne-Wanne und Crange 80.600,
  • die A 43 zwischen Herne-Eickel und Bochum-Riemke 93.300,
  • die A 46 zwischen Wuppertal-Katernberg und Elberfeld 76.700.

Gleiche Nummer, andere Zahlen:

  • Zwischen Meschede und Bestwig sind 9300 Fahrzeuge unterwegs,
  • zwischen Iserlohn-Letmathe und Oestrich 45.800.

Doch wie vergleichbar ist das wirklich? Im Ruhrgebiet herrscht abends und morgens viel Pendlerverkehr. Aber es gibt Routen-Alternativen. Und an vielen Engpässen ist der Ausbau schon beschlossen. Anders als im Sauerland. Und: „An der A 45 sind viele Gewerbegebiete angesiedelt, und damit das so bleibt, ist der Ausbau unumgänglich“, sagt Marc Simon, Spediteur aus Hagen und Vorsitzender der Unternehmerinitiative A 45. Ihr Ziel und das der meisten Kommunen der Region: Der Abschnitt Hagen-Lüdenscheid muss in den Bundesverkehrswegeplan 2015.