Hagen-Haspe. Der Hasper Süden bietet nicht nur Wohnquartiere zum Wohlfühlen, sondern vor allem ausgedehnte Waldgebiete zwischen Hestert und Talsperre.

Der Hasper Süden beginnt am Brandenburger Tor. Echte Hasper wissen, dass damit nicht etwa das Hauptstadt-Wahrzeichen am Pariser Platz gegenüber vom Hotel Adlon gemeint ist, sondern die Eisenbahnbrücke über die Voerder Straße hinweg. An Luhn & Pulvermacher, der Verzinkerei Pfingsten, dem Schmiedetechnik-Betrieb Emil Erdmann und unterschiedlichsten Wohnbebauungen im Charakter der vergangenen Jahrzehnte vorbei führt die Ausfallstraße durch das enge, durch steile Berghänge eingefasste Tal des Hasper Baches in den Ennepe-Ruhr-Kreis.

„Richtig hell wurde es hier erst, nachdem die Andreas-Brauerei verschwunden war“, erinnert sich SPD-Ratsherr Jochen Weber. Mit dem Ende der traditionsreichen Produktionsstätte, die über Jahrzehnte zu Haspe gehörte wie einst die Hütte, wurde hier Platz geschaffen für schmucke Reihenhäuser. „Hier konnten sich Familien den Traum vom Eigenheim verwirklichen, die eigentlich bloß ein Budget für eine Eigentumswohnung hatten.“ Gediegener geht es mit jedem weiteren Höhenmeter zu. An den Piepenstöcken, auf dem Gellenkamp oder auch an der Waldstraße schmiegen sich die Einfamilienhäuser an den Berghang. Wer hier lebt, sollte angesichts der steilen Straßen gut zu Fuß sein.

Keine klassische, großstädtische Infrastruktur

Ähnlich rasant geht es gegenüber vom „Alten Pfingsten Brauhaus“ am Freibad vorbei zur Hestert hinauf. Die schmucke Freizeitstätte, die bei aller Schönheit angesichts des Spardrucks auch permanent von Schließungsgerüchten umwabert wird, lockt im Hochsommer Besucher aus dem gesamten Stadtgebiet an. Zum Leidwesen der Anwohner, deren Quartier angesichts fehlender Stellplätze sich in einen gigantischen, regelfreien Parkplatz verwandelt.

Und dennoch lieben die Hesteraner ihr Bad. Das Areal in Bauland zu verwandeln, käme nicht nur für Margit Wortmann (69), Ingeborg Szepanski (73) und Ruth Michels (77) dem Sündenfall gleich. Die drei Damen drehen täglich – bei jedem Wetter – in dem Freibad ihre Bahnen. Und auch das Frühschwimmen stemmen die Anwohner in den Sommermonaten in Eigenregie. Ansonsten sucht man klassische, großstädtische Infrastruktur unterhalb des Kaiser-Friedrich-Turms vergeblich. Mit einem Imbiss, Kiosk sowie der Apotheke an der Hestert-Brücke endet auch schon das Laden-Angebot. Die regelmäßig rollenden Busse und ein Briefkasten sichern den Kontakt zur Außenwelt.

"Mein Garten ist eine Oase"

Akkurate Häuschen, in denen die zweite Etage meist schon das Dachgeschoss bildet, bestimmen die Atmosphäre. Auf der Hestert wohnen jene Menschen, die mit Hilfe der Baumarkt-Zunft in jeder Sommersaison versuchen, ihren Garten den ganz persönlichen Vorstellungen vom Paradies wieder ein Stück anzunähern. „Das ist die schönste Wohngegend von Hagen“, duldet Hans-Dieter Szepanski (73) aus der Hördenstraße in dieser Frage keinen Widerspruch.

Der ehemalige Berufsfeuerwehrmann lebt seit 40 Jahren hier: „Mein Garten ist meine Oase.“ Damit spiegelt er exemplarisch die Stimmung der Poahlbürger wider, die sich auch heute noch bei Klaus-Dieter Wortmann zum Bierchen in der gleichnamigen Gaststätte zum Klönen treffen. Dieses Lebensgefühl der heimatlichen Geborgenheit sorgt dafür, dass Wohnungsleerstände und Haus-Offerten sich hier meist nach wenigen Tagen erledigt haben.

Schönheit zum Verweilen

Oberhalb des Klutert-Sportplatzes beginnt dann das Revier von Forstoberamtsrat Michael Knaup, den Naturfreunde um seinen Arbeitsplatz am Forsthaus Kurk, dem Waldpädagogischen Zentrum im Kettelbachtal, beneiden. Wer unweit des Ausflugslokals Hinnenwiese oberhalb des Hasper Babywaldes sich schon einmal die Zeit genommen hat, einen Sonnenaufgang zu genießen, oder vom Flugplatz Wahl aus den Feuerball hat untergehen sehen, der weiß, was die Schönheit und den romantischen Reiz des Hasper Südens ausmacht.

Es ist kein Zufall, dass Baumwipfelpfad-Betreiber genau diese Höhen an der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Sauerland sich für ihr nächstes Invest ausgeguckt haben. „Wo gibt es in fußläufiger Nähe zu einer Großstadt schon so eine Waldfläche“, fragt Förster Knaup eher rhetorisch. „Diese besondere Abgeschiedenheit, das typische Waldklima – das ist schon ein Schatz.“ Auch die Tierwelt ist hier noch intakt. Dazu zählen Rehwild und Wildschweine ebenso wie deutlich seltenere Arten, deren Vorkommen in den Hasper Wäldern Knaup nur ungern an die große Glocke hängt. Nur soviel: „Die Hagener sind stolz auf ihren Wald, und das können sie auch sein.“

„Bei uns dominiert Natur pur“, schwärmt auch Hans-Werner Korttengräber. Der 77-Jährige Besitzer des Restaurants „Plessen“, der am Fuße der Hasper Talsperre seit 55 Jahren das gastronomische Angebot gestaltet, versichert: „Das Hasper Bachtal ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel für Familien.“ Und manchmal fragen die Gäste bei ihm sogar noch nach Andreas-Pils.