Hagen. Wie es in der Hagener Schullandschaft weiter gehen soll, weiß nach der Sitzung des Schulausschusses am Dienstag niemand so recht. Sowohl die Schließung von Grundschulen als auch die möglichen Sekundarschulstandorte bleiben umstritten.
Die Hagener Schulpolitik verfährt weiterhin nach dem Motto: „Sicher ist nur, dass nichts sicher ist.“ Im Schulausschuss wurden gestern abermals alte Beschlüsse revidiert und die Schulentwicklungsplanung in Frage gestellt.
Den Höhepunkt des Zick-Zack-Kurses bildete das Abstimmungsverhalten in der Frage, ob die Grundschule in Delstern geschlossen werden solle. Gleich drei Anträge fielen hintereinander durch, so dass am Ende der langen, emotional geführten Diskussion überhaupt kein zukunftsweisendes Ergebnis zu verzeichnen war. Jetzt liegt die Entscheidung beim Stadtrat, der am Donnerstag tagt.
Eierkurs rund um Delstern
Hagen-Aktiv-Chef Josef Bücker hatte vorgeschlagen, die Schule in Delstern weder jetzt noch in Zukunft zu schließen – was bei zwei Ja-, sieben Nein-Stimmen und sechs Enthaltungen abgelehnt wurde. Sodann beantragte Friedrich-Wilhelm Geiersbach (SPD), die Schule erst ab 2015 und nicht, wie vom Schulamt vorgeschlagen, schon 2014 auslaufen zu lassen. Ergebnis: Fünf Ja-, acht Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen. Nun hätte man eine Mehrheit für den Vorschlag des Schulamtes erwarten dürfen, doch auch dieser fiel bei sieben Ja- und sieben Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung durch.
Ausschuss-Chefin Ellen Neuhaus verordnete den erschöpften Politikern anschließend fünf Minuten Erholungspause, in der heftig weiter diskutiert wurde. So kritisierte Thomas Walter (CDU), dass der Abstimmung zahlreiche Grundschüler aus Delstern beigewohnt hätten: „Die Kinder werden instrumentalisiert, das kenne ich nur aus Diktaturen.“
Wie es auf dem Spielbrink in Haspe weiter geht, ist nach der gestrigen Sitzung ebenfalls kaum einzuschätzen. Acht Mitglieder des Ausschusses stimmten für ein Auslaufen der Schule ab 2014, sechs dagegen. Angesichts dieses knappen Ergebnisses kann kaum jemand eine Prognose für die Ratssitzung wagen.
OB Dehm erwartet mehr Mut
Oberbürgermeister Jörg Dehm zeigte sich gestern enttäuscht, dass einige Mandatsträger beim Thema Grundschulschließung inzwischen wieder zurückzuckten: „Mit den Wahlkämpfen kommen jetzt wieder jene Zeiten, in denen die Baumstämme immer breiter werden, hinter denen sich Politik gerne verdrückt.“ Es mache einfach keinen Sinn, alte Gebäude mit immer weniger Schülern zu erhalten. Dadurch blieben die Wege für die Kinder zwar kurz, doch auch die Fördermöglichkeiten würden schwieriger. Der Verwaltungschef mahnte an, dass Schulschließungen Teil der Konsolidierung seien: „Ich habe weiterhin die Hausaufgabe des Regierungspräsidenten, sämtliche Beschlüsse zu beanstanden, die dem Haushaltssanierungsplan widersprechen.“
Auch in Sachen Sekundarschule machten die Schulpolitiker – zwangsläufig – eine Rolle rückwärts. Und bewiesen erneut ihre Uneinigkeit. Im Vorfeld der Sitzung hatte die Bezirksregierung dem Ausschuss klar gemacht, dass der Mitte Juni gefasste Beschluss, zwei Sekundarschulen in Haspe und am Remberg einzurichten, die neue Schulform aber auch als Außenstelle in Altenhagen auf den Weg zu bringen, nicht genehmigungsfähig sei.
Votum für Sekundarschulen in Altenhagen und am Remberg
Notgedrungen musste es gestern eine neue Beschlussempfehlung für den Rat geben. Der Antrag der SPD, Sekundarschulen in Haspe und am Remberg zu gründen, fiel mit 5:8-Stimmen durch, während der CDU-Vorschlag für die Standorte Remberg und Altenhagen - unterstützt von den Grünen - eine Mehrheit fand. Wie es aussieht, rasen vor der Sitzung am Donnerstag zwei Züge in hohem Tempo aufeinander zu.