Hagen. Am zweiten Tag nach dem schweren Unwetter in Hagen heißt es höchste Vorsicht für Tausende Autofahrer, deren Fahrzeuge von Hagelkörnern ramponiert wurden. Denn: Viele Versicherungen kündigten wenige Stunden nach dem Wolkenbruch bereits große Sammel-Begutachtungen von beschädigten Autos an. Dabei winkt für Versicherungsnehmer zwar schnelles Geld. Aber auch großes Risiko.

Am zweiten Tag nach dem schweren Unwetter in Hagen heißt es höchste Vorsicht für Tausende Autofahrer, deren Fahrzeuge von Hagelkörnern ramponiert wurden. Denn: Viele Versicherungen kündigten wenige Stunden nach dem Wolkenbruch bereits große Sammel-Begutachtungen von beschädigten Autos an. Dabei winkt für Versicherungsnehmer zwar schnelles Geld. Aber auch großes Risiko.

Andreas Marx ist ein erfahrener Kfz-Sachverständiger. Und als solcher kennt er das ungewöhnliche Szenario, das demnächst auf großen Sammelplätzen für viele Versicherte ansteht. Hunderte Autos werden auf Plätzen im Akkord begutachtet. Nicht selten bekommen Fahrzeughalter an Ort und Stelle dabei gleich einen Scheck in die Hand gedrückt. „Das sollte man vermeiden“, sagt Andreas Marx, „denn die tatsächliche Schadenssumme kann mitunter weit unter dem Scheckbetrag liegen.“

Keine Hochstufung bei Teilkasko

Stattdessen solle man sich eine nachprüfbare Kalkulation vor Ort ausdrucken lassen und anschließend die Werkstatt des Vertrauens zur genauen Überprüfung aufsuchen. Die Versicherungen hätten durchaus ein Interesse daran, den Preis niedrig zu halten, sagt Marx.

Grundsätzlich gilt: Wer eine Teilkasko-Versicherung abgeschlossen hat, kann Schadensansprüche geltend machen. Die normale Kfz-Haftpflichtversicherung kommt nicht für die Schäden auf. Die durchschnittliche Selbstbeteiligung liegt bei etwa 150 Euro.

„Egal, wie klein ein Schaden optisch erscheinen mag, man muss jede kleine Delle von innen bearbeiten“, sagt Marx. Und jede Delle habe in etwa eine Schadenshöhe von 100 Euro. Ein weiterer Vorteil der Teilkasko-Versicherung: Halter von beschädigten Fahrzeugen werden nicht hochgestuft.

30 Minuten Begutachtung pro Fahrzeug

Unsere Zeitung nahm gestern exemplarisch Kontakt zu vier Kfz-Versicherern in Hagen auf. Das Ergebnis nach den Telefonaten mit der DEVK, der Provinzial, der LVM und der Hagener Versicherungsagentur Kleine, die Kfz-Versicherungen von mehreren Anbietern offeriert: rund 3.000 beschädigte Fahrzeuge. Die tatsächliche Zahl dürfte um ein Vielfaches höher sein.

Die DEVK wird ihre Versicherten beispielsweise demnächst auf ein Firmengelände bitten. Die Begutachtungen werden sich einige Zeit hinziehen. Die LVM wird ihre Kunden ab nächster Woche Dienstag zur Überprüfung bestellen. Hier ist die Scheck-Variante vor Ort eine Option. Für eine seriöse und genaue Begutachtung eines beschädigten Fahrzeugs benötige man schon 30 Minuten Zeit, erklärt Kfz-Sachverständiger Marx. „Wird das im Akkord gemacht, geht’s schief.“

Meistens eben für die Kunden. Grundsätzlich rät er jedem Fahrzeughalter, mit einer Begutachtung nicht zu zögern. Marx: „Es gibt kaum Hagelschäden, die unter 1000 Euro liegen. Man sollte nicht glauben, dass der Schaden eventuell zu gering sein könnte.“