Hagen. Der Hagener Oberbürgermeister Jörg Dehm hat sich entschieden, seinen Zweitwohnsitz in Hagen aufzugeben. Er will wieder bei seiner Familie in Mülheim wohnen. Das stößt auf viel Kritik - auch aus den eigenen Reihen. Viele Nutzer behaupten, der Verwaltungschef verlasse das sinkende Schiff.
Schock für die Stadt Hagen am Montag: Oberbürgermeister Jörg Dehm will zurück zu seiner Familie in seine Heimatstadt Mülheim ziehen. Seine Zweitwohnung in Wehringhausen gibt er dafür auf. Er will nun täglich ca. 70km zwischen dem Wohnsitz in Mülheim und seiner Arbeitsstelle in Hagen pendeln. Bei seiner Wahl 2009 hatte der Oberbürgermeister noch beteuert, er wolle seinen Hauptwohnsitz nach Hagen verlagern, um sich vollkommen seiner politischen Aufgabe zu widmen. Doch dazu ist es nie gekommen. Jahrelang wartet die Stadt Hagen auf den Umzug der Familie Dehm.
Der Bürgermeister sagt, für ihn sei seine Position keine Lebensaufgabe, sondern ein Job auf Zeit. Von dieser Wortwahl Dehms zeigen sich einige Hagener schockiert: „Er sieht also das Oberbürgermeisteramt als "Managerjob" an. Aber genau das ist es mitnichten. Der Oberbürgermeister ist der Vertreter unserer Heimatstadt, er repräsentiert und vertritt die Menschen, die in Hagen leben“, so Hagenerjung1909. Auch E-HA ist sprachlos über die Aussagen Jörg Dehms und kritisiert, der Oberbürgermeister schlüge mit seiner arroganten Art allen Hagenern ins Gesicht.
Dehm verlässt das sinkende Schiff
Mit seiner Entscheidung provoziert der Oberbürgermeister auch Kritik an seiner bisherigen Amtsführung: „Er hat sich durch hemdsärmelige rechtswidrige Aktionen "ausgezeichnet“, weniger durch kluge Entscheidungen! Er hat das Wohnen in unserer Stadt teurer und unattraktiver gemacht! Er hat durch Veränderungen in der Verwaltung seinen eigenen Einfluss vergrößert“, so SchwarzerRitter. Auch DarwinDuck ist der Meinung, Dehm habe die Stadt Hagen „in Schutt und Asche“ gelegt und verlasse nun das sinkende Schiff.
Einige Nutzer geben zu bedenken, was ein Umzug des Oberbürgermeisters für die Bürger Hagens und die Zukunft der Stadt bedeuten würde. „Wenn schon nicht der erste Bürger der Stadt dort zu Hause sein will, warum sollten es dann andere wollen?“, so MeisterallerKreisklassen. Tetatz hingegen bedenkt den Kostenpunkt, der für die Stadt entstehen würde: „Wenn der Stadt dadurch keinerlei Kosten oder Nachteile entstehen, soll er doch wohnen wo er will“.
Einige Hagener fordern den Rücktritt Dehms
Während einige noch mit der Kritik an der aktuellen Entscheidung beschäftigt sind, blicken andere Nutzer bereits in die Zukunft. Viele fordern den Rücktritt des Oberbürgermeisters. „Ja, Herr Dehm, gehen sie und drehen sie sich bitte nicht mehr um. Das, was sie Hagen angetan haben, wird noch lange Zeit Schmerzen bereiten“, so fleywohner. Altesholz drückt seinen Wunsch für die Zukunft mit einem einzigen Wort aus: „Abwählen!“. Einige Nutzer fordern, der Oberbürgermeister solle sich bereits bei den Kommunalwahlen 2014 einem Votum stellen und nicht bis zum Ende seiner Amtszeit im Jahr 2015 abwarten.
Aber nicht nur Jörg Dehm selbst, sondern die gesamte politische Situation der Stadt steht in der Kritik. Für KaterVinc sind die politischen Vorgaben, die für den Oberbürgermeister gelten, unverständlich: „Das soll doch wohl ein Witz sein? Jedes Gemeinderatsmitglied muss in der Gemeinde wohnen, wo es das Mandat hat. Für einen OB soll das nicht gelten?“. MeisterallerKreisklassen stellt die Vermutung auf, Hagen leide generell unter Politikerschwund, und stellt sich die Frage, warum die Stadt ein solches Problem hat. Hier werden auch Parallelen zu der erst kürzlich eingesetzten CDU-Bundestagskandidatin Cemile Giousouf aus Achen gezogen. Einen ironisch-kritischen Kommentar lässt dazu abermals Hagenerjung1909 verlauten: „Leute, macht euch keine Sorgen. CDU-Chef Purps hat schon den Masterplan. OB-Kandidat wird Mesut Özil. Er hat Migrationshintergrund, 10 Millionen Facebook-Fans und lebt in Madrid. Zweitwohnsitz in Hagen dürfte auch kein Problem sein“.
CDU-Fraktionschef Röspel ist entsetzt
Auf Unverständnis trifft Jörg Dehm mit seiner Entscheidung auch bei den Vorsitzenden anderer Parteien. SPD-Parteichef Schisanowski wirft dem Oberbürgermeister Wortbruch vor und behauptet, für Dehm sei Hagen nur eine „Durchgangsstation in seiner weiteren Karriereplanung“ gewesen. Auch die Kollegen in der eigenen Partei zeigen sich schockiert. CDU-Fraktionschef Röspel sagt, er sei entsetzt über das Verhalten Dehms.
Den vielen kritischen Stimmen stellen sich einige Nutzer entgegen, die Verständnis für die Situation des Oberbürgermeisters zeigen. ffolkes kann die Aufregung mancher Nutzer nicht verstehen: „Dass Herr Dehm eine Zweitwohnung in Wehringhausen hatte, dürfte wohl nicht allen Hagener Bürgern bekannt sein […] Niemand hat’s bemerkt, aber alle regen sich nun auf“. raimont erzählt, er habe selbst einmal vor einer solchen Entscheidung gestanden und sich letztlich für seine Familie entschieden. „Es gibt eben persönliche Entscheidungen, die ein Außenstehender häufig nicht nachvollziehen kann und manchmal wohl auch nicht will“.