Hagen. Wozu SPD? Ist es gut, dass es den Jubilar im 150. Jahr noch gibt? Die SPD muss sich diese Frage momentan bei all ihren bundesweiten Feierlichkeiten aktuell gefallen lassen. In Hagen ging die Partei bei ihrem Festakt zum 150-jährigen Bestehen in der Kreishandwerkerschaft auf die Suche nach Antworten.

Auf einen Geburtstag zu gehen und den Jubilar zu fragen, warum es gut ist, dass es ihn noch gibt, ist eigentlich rotzfrech. Die SPD muss sich diese Frage bei all ihren bundesweiten Feierlichkeiten aktuell gefallen lassen. In Hagen ging sie bei ihrem Festakt zum 150-jährigen Bestehen in der Kreishandwerkerschaft auf die Suche nach Antworten.

Persönlichkeiten

Die SPD hat immer Persönlichkeiten hervorgebracht, die gegen alle Widerstände für unsere Ideale eingestanden sind“, sagte Unterbezirksvorsitzender Timo Schisanowski in seiner Begrüßungsrede. An der Spitze einer langen Liste stehe der Name Fritz Steinhoff, der in der deutschen Sozialdemokratie nach dem Krieg das uneingeschränkte Sagen gehabt habe. „Er verkörperte zeitlebens das, worauf wir heute noch stolz sind.“

Streitkultur

Es gibt Spötter, die sagen, dass die SPD sich mancherorts mehr um sich selbst kümmere als um Politik. „In keiner Partei wird so viel geredet, gerungen und gestritten wie in unserer“, sagte Carina Gödecke. Die Präsidentin des NRW-Landtags sprach gestern vor den rund 150 Genossen, ehe sie zur Feier ihres eigenen Unterbezirks nach Bochum weiterfuhr. „Leidenschaft und Pragmatismus sind bei uns keine Gegensätze, sondern Triebfedern.“

Die Herausforderung

Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität – das ist die leichte begriffliche Modifizierung der Ideale der Französischen Revolution. „Und es ist auch heute noch das, was wir uns auf unsere Fahne schreiben“, erklärte Festredner Prof. Dr. Bernd Faulenbach, Vorsitzender der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand. Die Partei stehe vor der großen Herausforderung, den internationalen Kapitalismus wieder Regeln zu unterwerfen, so Faulenbach. „Dafür braucht es unsere Partei, die den Sozialstaat erfunden hat und die Politik nicht nur für, sondern mit den Bürgern macht.“

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Das ewige Gestern

„Wer das gestern nicht kennt, wird auch das Morgen nicht kennenlernen.“ Faulenbach antwortete fast philosophisch auf die Frage, ob es am Geburtstag sinnvoll sei, sich nur im Lichte der Erfolge der Vergangenheit zu baden. „Unsere Politik verläuft in langen Linien, die zum Beispiel von Willy Brandt bis in das heutige Tagesgeschäft reichen“. Es sei ein Faden zu erkennen. Und natürlich sei dieser rot. Der älteste noch lebende Oberbürgermeister Hagens, Lothar Wrede, goutierte diese Worte mit langem Applaus.

Damals wie heute

„Es sind die gleichen Gründe wie vor 150 Jahren, die unsere Partei heute antreiben“, sagte der Hagener SPD-Bundestagsabgeordnete René Röspel in seinem Schlusswort – bevor es ans Büffett ging. „Wir befinden uns in einer Arbeitswelt, in der jeder zweite Arbeitsvertrag befristet ist. Wir kämpfen für einen Mindestlohn, für die Perspektiven junger Arbeitnehmer, und wir wollen das höchste Gut der Sozialdemokratie weiterleben lassen: Die Chance, glücklich zu sein in Selbstbestimmung, etwas aus sich zu machen, weil man das Potenzial dazu in sich hat und nicht weil einen die Herkunft privilegiert.“

Wozu SPD? Dazu.