Hagen. Elif Ö. (37) steht dem Gericht nicht mehr als Zeugin zur Verfügung, sie ist tot. Erschossen mit einer „Makarov“-Pistole. Der Angeklagte Ösman Ö. (40) schweigt. Doch Sohn Serdar (19), der durch zwei Schüsse verletzt wurde, berichtete gestern Einzelheiten über die Familientragödie am Graf-von-Galen-Ring.

Elif Ö. (37) steht dem Gericht nicht mehr als Zeugin zur Verfügung, sie ist tot. Erschossen mit einer „Makarov“-Pistole. Der Angeklagte Ösman Ö. (40) schweigt. Doch Sohn Serdar (19), der durch zwei Schüsse verletzt wurde, berichtete gestern Einzelheiten über die Familientragödie am Graf-von-Galen-Ring.

Was war am 7. Dezember gegen 12.20 Uhr in der Wohnung im sechsten Stock geschehen? Serdar bekam von der lauten Auseinandersetzung zwischen seinem Vater und seiner Mutter zunächst nichts mit, denn er saß in seinem Zimmer, hörte Musik und hatte Kopfhörer auf. Doch dann eskalierte der Streit um das angeblich schlecht geputzte Badezimmer.

Serdar verteidigte seine Mutter

Um einem gewalttätigen Übergriff ihres Mannes zu entgehen, schloss sich die Frau in Panik auf der Toilette ein. „Mach auf! Mach auf!“, schrie der in Rage geratene Mann – als sie schließlich ängstlich die Tür öffnete, griff er zu einem Bügeleisen und schlug damit auf seine Frau ein. Serdar gelang es kurz darauf, seinem Vater das Bügeleisen zu entreißen.

Daraufhin nahm Ösman Ö. die Pistole vom Kleiderschrank und lief in den Flur. „Lauf weg, lauf weg“, rief die Mutter ihrem Sohn noch zu, „doch als ich auf dem Weg zu meinem Zimmer war, hat er schon geschossen.“ Serdar schluckt. „Mutter schrie ganz laut. Schon fiel der nächste Schuss. Dann habe ich nichts mehr gehört von Mutti.“

Fehlfunktion rettete Serdar das Leben

Der junge Mann wollte aus der Wohnung flüchten, doch die Tür war verschlossen. Daraufhin verbarrikadierte er sich in seinem Zimmer. Der Vater feuerte durch die Tür, es gelang ihm schließlich, in den Raum zu kommen, er richtete die Waffe gegen den Sohn und drückte mehrfach ab, ohne dass sich ein Schuss löste. Erst als er den Schlitten der Pistole durchzog, fiel ein Schuss, der Serdar an der Hand und dem linken Ohr streifte. Ein weiterer Schuss traf den jungen Mann im Bereich der linken Wange.

Der Angeklagte Ösman O. mit seinem Anwalt
Der Angeklagte Ösman O. mit seinem Anwalt © WP Michael Kleinrensing

Daraufhin presste der Angeklagte seinem Sohn die Waffe mit großer Kraft auf die Stirn – um den letzten, wohl tödlichen Schuss abgeben zu wollen. Nur weil sich der Schlitten leicht nach hinten verschob, löste sich aber kein weiterer Schuss mehr.

„Meine Mutter war eine liebe Seele, wir Kinder hatten ein gutes Verhältnis zu ihr.“ Doch sie durfte nur zu Hause bleiben und putzen. „Es gab nicht eine Woche, wo er sie nicht geschlagen hat. Er ist für mich der letzte Dreck.“ Serdar Ö. lässt Dampf ab: „Was ist das für ein Mensch? Abschaum ist er!“ Die Vorsitzende Richterin mahnt: „Ich kann ihre Reaktion sehr gut verstehen. Gleichwohl müssen Sie sich hier mäßigen.“