Hagen. . Die Themen Arbeit, Rente und gerechte Verteilung des Reichtums beherrschten am Mittwoch die Mai-Kundgebung im Volkspark in Hagen. Es ging um brennende Fragen der Gerechtigkeit. „Immer weniger Menschen verfügen über immer mehr Reichtum“, bilanzierte DGB-Chef Jochen Jochen Marquardt.

Qualitätvolle Arbeit, die angemessen bezahlt wird – dieses Dauerthema bestimmt seit Jahren die 1.-Mai-Aktivitäten des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hagen. Kein Indiz für mangelnde Kreativität bei den Einzelgewerkschaften, sondern vielmehr Ausdruck einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft.

„Immer weniger Menschen verfügen über immer mehr Reichtum“, bilanzierte auf der Maikundgebung DGB-Chef Jochen Marquardt. „Am anderen Ende der Skala boomt derweil die Minijob-Branche, weil die Gehälter in vielen Betrieben angesichts der Kostenbelastung des Alltags nicht mehr auskömmlich sind.“

„Völker hört die Signale“, schmetterten einst die Klassenkämpfer bei den Aufmärschen der Arbeiterbewegung. Im Hagen des 21. Jahrhunderts waren es zunächst die mächtigen Glocken der Johanniskirche, die anlässlich des Maifeiertages zur Andacht riefen. Wobei die ersten Akkorde des Orgelspiels um 9.30 Uhr von den meisten Werktätigen noch ungehört blieben.

BVB-Sieg in Madrid forderte Tribut

Die Partykultur des Vorabends – Tanz in den Mai und BVB-Einzug ins Champions-League-Finale in Madrid – forderten ihren Tribut. Eine knappe Hundertschaft fand den Weg in Hagens ältestes Gotteshaus, aber auch die Augenlider mancher Unverdrossener ließen erkennen, dass nach der Maikundgebung ein Arbeitnehmer-Mittagsschläfchen wohl unausweichlich sein dürfte.

Superintendent Bernd Becker, scheidende Säule des Sozialen Bündnisses für Hagen bestehend aus Kirchen- und Gewerkschaftsvertretern, beklagte wie sein DGB-Partner Marquardt, dass die Punkte Arbeit finden, von Arbeit Leben sowie von Arbeit eine ausreichende Altersversorgung anhäufen können, weiterhin im Fokus stünden.

Bogen vom Propheten Jeremia bis zu Uli Hoeneß gespannt

„Gesetze werden gebrochen und korrumpiert“, spannte im Anschluss Dechant Dieter Osthus einen Bogen vom Propheten Jeremia bis zu Uli Hoeneß. „Jesus schaut nicht auf den höchsten Profit, sondern auf den geringsten Menschen“, appellierte der katholische Geistliche an das Gerechtigkeitsempfinden und Gewissen der Gesellschaft: „Wenn Besitz gleichmäßiger verteilt ist, dann können die, die mehr habe, auch ruhiger schlafen."

Marsch zum Volkspark auf das Kundgebungsgelände 

Ein Gedanke, den die Schar aus dem Gottesdienst bei ihrem Marsch zum Volkspark mit auf das Kundgebungsgelände trug. Dort nutzten bereits Aktivisten von Gewerkschaften und internationalen Kulturvereinen die Maikundgebung zum Austausch mit den interessierten Gästen. DGB-Chef Marquardt machte in seiner Rede deutlich, dass sich die sozialen Verwerfungen wie unter einem Brennglas auch in Hagen abbildeten: „Die Zahl der Leiharbeitsplätze hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt, die Altersarmut steigt unablässig.“ Mindestlohn und Vermögenssteuer, so der Gewerkschaftsführer, seien die einzigen denkbaren antworten.

1.Mai-Kundgebung in Hagen

Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark.
Maikundgebung des DGB im Hagener Volkspark. © WP Michael Kleinrensing
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Gastrednerin war Beate Mensch vom DGB-Bundesvorstand

Eine Forderung, die Gastrednerin Beate Mensch vom DGB-Bundesvorstand in ihrem Beitrag unter dem Motto „Armut trotz Arbeit“ leidenschaftlich unterstrich. In routinierter Gewerkschaftsrhetorik jonglierte sie mit statistischen Zahlen und zeigte die Gräben zwischen Neoliberalismus und Hartz IV auf. Doch zu diesem Zeitpunkt war ein Großteil des Auditoriums, dem trotz Kulinarik-, Musik- und Familienprogramm die jüngere Generation auszugehen droht, bereits in launige Gespräche vertieft. Sofern der Kopf nach den Festivitäten der Nacht dafür schon wieder frei war . . .