Lippstadt. .
Dass der 1. Mai nicht in erster Linie ein Wandertag ist, sondern der Tag der Arbeit, an dem sich die Arbeitnehmer in besonderer Weise ihrer Rechte bewusst werden und ihre Forderungen an die Gesellschaft artikulieren sollten, untermauert der DGB-Kreisverband Soest alljährlich bei seiner zentralen Kundgebung auf dem Lippstädter Rathausplatz.
„Gute Arbeit. Sichere Rente. Soziales Europa“ – in großen Lettern prangte die Botschaft des Tages über der Bühne. Ließ sie an Deutlichkeit eigentlich nichts offen, präzisierten die Redner deren Aussage zusätzlich. „Immer mehr Menschen arbeiten“, nannte DGB-Kreisvorsitzender Holger Schild aus Erwitte einen an sich positiven Aspekt. Doch die Kehrseite schob er direkt nach: „Immer mehr Menschen arbeiten zu schlechten Bedingungen.“ Für sie werde man weiter streiten und das jeden Tag, nicht nur am 1. Mai. Daher bildete die Forderung nach einem allgemeinen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde auch eine der zentralen Botschaften.
Ehrlichkeit statt Versprechungen
An die Geschichte dieses Tages erinnerte Lippstadts Bürgermeister Christof Sommer: „Seit 127 Jahren ist der 1. Mai der Tag der Arbeit.“ In dieser langen Zeit mögen sich die Forderungen der Arbeitnehmer geändert haben, gleich geblieben ist aber das Ziel, das Sommer als „Suche nach einer gerechten und sozialen Wirtschaftsordnung“ formulierte. Mahnende Worte in alle Richtungen fand er mit Blick auf die im Herbst anstehende Bundestagswahl: „Da liegt es nahe, Versprechungen zu machen oder Forderungen zu stellen. Ehrlichkeit wäre wahrscheinlich das Bessere.“
Manfred Menningen, Tarifsekretär der IG Metall und Hauptredner, erklärte global worum es geht: „Wir wollen ein Leben mit der Chance auf gute Arbeit, soziale Sicherheit und Perspektive.“ In der Folge legte er ein Bekenntnis zu Europa und dem Euro ab. Nur müssten die Menschen, nicht die Märkte im Mittelpunkt stehen. Dass jeder achte Mensch in der Euro-Zone arbeitslos ist – in Summe 19 Millionen – nannte er „eine Katastrophe, aber keine Naturkatastrophe, sondern das Ergebnis falscher Politik“. Seine Rezepte dagegen: Wachstumsprogramm zur Überwindung der Krise, statt rigiden Sparens, mehr Demokratie auf europäischer Ebene, Transaktionssteuer und europäische Bankenaufsicht.
Ohne den Namen zu nennen nahm Menningen auch auf den Fall Hoeneß Bezug: „Steuerhinterzieher sollte man auf Entzug setzen. Man sollte ihnen das hinterzogene Geld entziehen.“