Vorhalle. .
Das Passionskonzert am vergangenen Freitag in der katholischen Liebfrauenkirche mit dem Titel „Via Crucis – Musik, Malerei und Texte zur Passion und Erlösung“ hatte den Charakter eines ökumenischen Gottesdienstes. Roland Voit (Orgel) und der Mozart-Konzert-Chor Hagen unter der Leitung von Albert Boehres interpretierten Werke von Mozart und Liszt. Herbert Grawe unterlegte die Kompositionen mit Bildern von Michelangelo und aus der eigenen Werkstatt. Pfarrer Hammermeister-Kruse als Vertreter der Protestanten war für Liturgie und Moderation verantwortlich. Liszt schilderte in „Evocation à la Chapelle Sixtine“ (Orgel) seine Ergriffenheit angesichts der Passions-Gemälde in der Sixtinischen Kapelle.
Auf wenige Töne beschränkte Melodik in der Einleitung spiegelte das bleiche Gesicht Marias mit niedergeschlagenen Augen wider. Schrille Akkorde zeigten einen Zeugen mit zerrauftem Haar und von Entsetzen geweiteten Augen. Virtuoses Kreuz und Quer verband sich mit der Dornenkrone, „schräge“ Einwürfe stachen durch das Stimmengeflecht wie die Nägel durch Jesu Füße. Helle zarte Farben im Zitat des „Ave verum“ von Mozart malten in der Musik wie bei Michelangelo die Lichtgestalt des Auferstandenen.
Im Bewusstsein der Erlösung
Der Chorsatz des Klassikers mit Orgelbegleitung bestach durch die außerordentlich feine Textinterpretation mit schwerer „Seufzer“-Betonung und ruhevollem Schluss im Bewusstsein der Erlösung. „Via Crucis“ (Kreuzweg) für Chor und Orgel von Liszt wurde mit Bildern von Grawe unterlegt. Jesus ohne Rauschebart und Lockenpracht hatte Gegenwartsbezug; Maria war als zeitlose Jungfrau dargestellt. Die Evangeliumslesungen zwischen den 14 Stationen bedrohten immer wieder die Spannung, die vor allem der Chor aufbaute.
Homogen verschmelzende Einstimmigkeit der Männer hatte gregorianische Linearität. Düstere Orgel- Akkorde nach ihrem im Piano verklingenden „Ave, ave crux“ schrumpften nach einer Pause zu einem einzigen Staccato-Ton: Sprachlosigkeit in grausamer Situation. Das „Stabat Mater“ der Frauenstimmen jeweils nach dem Fall Jesu gelang zart und verklärt.
Zwei Choräle erinnerten an den Aufbau von Bachs Passionen. Der ergreifenden Schlichtheit dieses Werkes stand virtuoses Rauschen in Praeludium und Fuge über „B-A-C-H“ von Liszt gegenüber.
Das Thema interpretierte der Maler oft in Kreuzform. Züngelnde Flammen, zerrissene Linien in Kontrastfarben bezogen sich auf das Toben des Organisten; Pastelltöne luden zum Ausruhen in lichtvollen Passagen ein. Während man noch über die Absicht des Malers rätselte, war die Musik weitergerast: Die Zuhörer hatten einen schweren Stand. Der Gottesdienst auf künstlerisch hohem Niveau wurde mit begeistertem Applaus geschlossen.