Hagen/Hannover/Iserlohn. . Anleger aus Südwestfalen fühlen sich von dem Promi-Makler Thomas Bäkmann betrogen. Das Landgericht Hannover hat nun zwei Klägern Recht gegeben. Es geht um einen Schaden von mehreren Hunderttausend Euro.

Es ist gut ein Jahr her, da saß Thomas Bäkmann im Studio der WDR-Sendung „Daheim und unterwegs“. „Geld bedeutet Freiheit“ lautete der Titel der Sendung. Bäkmann trug goldene Ringe an beiden Händen und wertvolle Ketten. Er ließ sich in einem Rolls Royce chauffieren und hatte einen eigenen Friseur an seiner Seite. Und er sagte Sätze wie diesen: „Wenn ich heute tot umfalle, kann ich sagen: Nein, ich bereue nichts.“

Im vergangenen Jahr hat sich viel getan. Die Staatsanwaltschaft Hagen ermittelt gegen den prominenten Immobilienmakler wegen Betrugs (AZ 300 JS 562/12), vor dem Landgericht Hannover klagen potenzielle Opfer gegen Bäkmann. Zwei Urteile (AZ 6 O 78/12 und 9 O 80/12) hat das Gericht gesprochen. In beiden Fällen soll der Makler zahlen. Weil Bäkmann Einspruch eingelegt hat, sind die Urteile nicht rechtskräftig.

Prozessflut in Sicht

Die Kartenhäuser, die Bäkmann einst geschaffen hat, scheinen zusammenzubrechen. Und ein Ende der Prozessflut, die in Hannover über ihn hereinbricht, ist noch nicht in Sicht. Neun Parteien vertritt der Hannoveraner Rechtsanwalt Dr. Jan Wriedt gegen Bäkmann. Insgesamt geht es um einen Schaden von mehr als 400.000 Euro. Im Fokus stehen dabei Darlehen, die bei der Commerzbank Hagen und der ING-DiBa abgeschlossen worden sind. „Uns ist eine Vielzahl von Verträgen bekannt, bei denen es zu Ungereimtheiten kam und an deren Abschluss Bäkmann jeweils beteiligt war“, sagt Wriedt, der nur einen Teil derjenigen vertritt, die sich von dem Makler betrogen fühlen.

Diese Vielzahl von Verträgen scheint es zu sein, die dem ­Promi-Makler juristisch zum Verhängnis wird. „Es erscheint nämlich als äußerst unwahrscheinlich, wenn nicht gar ausgeschlossen, dass sich all diese Klageparteien gegen den Beklagten verschworen haben“, schreibt das Landgericht Hannover in seinem jüngsten Urteil, in dem es Bäkmann dazu verdonnert, 14.525 Euro nebst Zinsen an einen Mann aus Iserlohn zu zahlen.

Geld in die eigene Tasche gesteckt

Geld, das der Kläger – davon ist das Gericht überzeugt – einst auf Empfehlung und durch Vermittlung von Bäkmann bei der ING-DiBa aufgenommen hatte. In dem Glauben, dass mit dieser Summe der Verkauf seiner Immobilie zwischenfinanziert werden müsse. Der Kredit belief sich auf 18.000 Euro. Gemeinsam mit der Ehefrau des Klägers soll Bäkmann das Geld abgehoben und sich 10.000 Euro in die eigene Tasche gesteckt haben.

Ähnlich verhält es sich in einem anderen Fall. Auch hier ist das Landgericht Hannover davon überzeugt, dass Bäkmann bei der Commerzbank in Hagen 12.000 Euro in bar erhielt. Geld, das aus einem Kreditvertrag stammte, den er einer 21-Jährigen aus Wetter für den Kauf eines Autos vermittelt hatte. Die Frau, die laut Gericht „einen einfachen und in wirtschaftlichen Belangen wenig erfahrenen Eindruck machte“, hatte dem Makler offenbar blind vertraut. Zumal Bäkmann bereits ihre Eltern bei Immobiliengeschäften beraten hatte. Sie war der Auffassung, nur einen Kredit über 6000 Euro abgeschlossen zu haben. Auch hier geht das Gericht davon aus, dass sich Bäkmann den Rest des Geldes in die eigene Tasche gesteckt hat.

Schaden in Millionenhöhe

Derartige Vorwürfe erheben zahlreiche weitere Anleger. Zum Beispiel der Hagener Walter Krassowski. Er will Bäkmann im Zusammenhang mit Immobiliengeschäften zwischen 2007 und 2009 insgesamt 99.500 Euro ausgehändigt haben. Wo das Geld geblieben sei, wisse er nicht.

Thomas Bäkmann hat sowohl vor Gericht als auch gegenüber der WAZ-Mediengruppe die Vorwürfe bestritten. „Zu Details will ich mich nicht äußern, bis die Verfahren in Hannover abgeschlossen sind“, sagt er.

Zu den anstehenden Gerichtsterminen sind auch Mitarbeiter der Commerzbank Hagen geladen. Fast alle Geschädigten hatten hier Privatkredite abgeschlossen. Beteiligt war immer derselbe Sachbearbeiter. Der Mann arbeitet mittlerweile bei einer Security-Firma in Schwerte. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hagen richten sich auch gegen ihn.

Wie sie ausgehen, ist noch offen. Aber sowohl der ehemalige Kreditsachbearbeiter als auch seine Vorgesetzten sollen als Zeugen in Hannover aussagen. Dabei geht es um die Frage, wie die Kredite zustande kamen und an wen Gelder geflossen sind.

Der Iserlohner Betriebswirt Fritz Engelbrecht verfolgt mit großem Interesse die Prozesse in Hannover. Er berät Anleger, die sich von Bäkmann betrogen fühlen und hat nahezu 100 Kreditverträge ­analysiert. „Die Dimensionen, die das Wirken von Bäkmann annimmt, sprengen jede ­Vorstellungskraft“, sagt der Mann, der sich auch um Geschädigte des Mendener Sparkassen-Skandals gekümmert hatte. „Der Schaden zu Lasten von Anlegern und Banken geht in die Millionen. Bäkmann hat das ­Vertrauen und die Naivität argloser Menschen schamlos ausgenutzt.“