Hagen. . Das Landgericht Hannover hat den Promi-Makler Thomas Bäkmann verurteilt, 6000 Euro an eine Wetteranerin zu zahlen. Das Geld stammt aus einem Kredit, den Bäkmann bei der Commerzbank Hagen vermittelt hatte.
Mit Gold behangen saß er einst in Fernsehshows und erklärte wortreich, wie es sich als Millionär so lebt. Mit einer Luxus-Boutique, mit einem Rolce Royce und im ständigen Kontakt mit den Schönen und Reichen. In der Sendung „Mieten, kaufen, wohnen“ vermittelte er als Promi-Makler Luxusvillen.
Bäkmann legt Berufung ein
Hinter dem Aktenzeichen 9 O 80/12 verbirgt sich die andere Seite von Thomas Bäkmann. Das Landgericht Hannover hat den schillernden Immobilienhändler in einem Zivilverfahren verurteilt, 6000 Euro nebst Zinsen an eine 21-jährige Frau aus Wetter zu zahlen. Geld, das aus einem Kredit bei der Commerzbank Hagen stammt. Weil Bäkmann nach eigener Aussage in die Berufung gehen will, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.
Für den Hannoveraner Rechtsanwalt Dr. Jan Wriedt, der insgesamt neun Parteien, die sich von Bäkmann betrogen fühlen, zivilrechtlich vertritt, ist dieses Urteil über den vergleichsweise geringen Betrag nur der Auftakt zu einer Serie von Entscheidungen, bei denen es insgesamt um mehr als 400.000 Euro geht. Im Fokus der Verhandlungen stehen vor allem Darlehen der Commerzbank Hagen und der ING-DiBa, bei denen Bäkmann immer wieder Kredite organisiert hat. „Uns ist eine Vielzahl von Darlehensverträgen bekannt, bei denen es zu Ungereimtheiten kam und an deren Abschluss Bäkmann jeweils beteiligt war“, sagt Wriedt, der nur einen Teil der Betroffenen vertritt.
Gericht überzeugt
Das Landgericht Hannover ist in seinem Urteil vom 21. Januar 2013 davon überzeugt, dass Bäkmann bei der Commerzbank in Hagen 12.000 Euro in bar erhielt. Geld, das aus einem Kreditvertrag stammte, den er der 21-jährigen Wetteranerin vermittelt hatte. Die junge Frau, die laut Gericht „einen einfachen und in wirtschaftlichen Belangen wenig erfahren Eindruck machte“, hatte dem Makler offenbar blind vertraut. Zumal Bäkmann bereits ihre Eltern bei Immobiliengeschäften beraten hatte und im Hause der Familie ein- und ausging. Sie war der Auffassung, einen Privatkredit in Höhe von 6000 Euro für den Kauf eines Autos abgeschlossen zu haben. 6000 Euro waren auch tatsächlich für das Auto fällig. Den Rest des Geldes, so glaubt es das Gericht, hätte Bäkmann sich in die eigene Tasche gesteckt. Der Makler selbst hatte den Vorwurf vor Gericht bestritten.
Ein Vorwurf, den auch zahlreiche weitere Anleger erheben, die sich von Bäkmann betrogen fühlen. Allerdings geht es in der Regel um weitaus höhere Summen aus Krediten, die in Zusammenhang mit dem Kauf von Schrott-Immobilien stehen. Von Häusern und Wohnungen, die das Geld, das für sie gezahlt wurde, nicht wert waren. Bei der Staatsanwaltschaft in Hagen liegen mehrere Anzeigen vor. Die Behörde ermittelt gegen den Promi-Makler wegen Betrugs (AZ 300 Js 526/12). Derzeit wartet man eine Einlassung von Bäkmann ab. Wie die Ermittlungen ausgehen und ob Bäkmann am Ende angeklagt wird, ist noch offen. Allerdings ist nicht nur der Makler ins Visier der Fahnder geraten. Auch gegen einen ehemaligen Mitarbeiter der Commerzbank-Filiale Hagen richten sich die Ermittlungen wegen Betrugs.
Wie kamen Kredite zustande?
In den Zivilverfahren vor dem Landgericht Hannover soll dieser als Zeuge vernommen werden. Dabei geht es immer wieder um die Frage, wie die vermeintlichen Kredite zustande kamen, an wen Gelder geflossen sind und welche Rolle Bäkmann, der in vielen Fällen über Kontovollmachten verfügte, gespielt hat.
Mit großem Interesse verfolgt auch Fritz Engelbrecht die Gerichtsverhandlungen in Hannover. Der Iserlohner Betriebswirt berät Anleger, die sich von Bäkmann betrogen fühlen. „Ich habe nahezu 100 Kreditverträge analysiert, die Bäkmann vermittel hat. Die Dimensionen, die das Wirken von Bäkmann annimmt, sprengen jede Vorstellungskraft“, sagt Engelbrecht, der sich bereits im Zusammenhang mit dem Skandal um die Sparkasse Menden um geprellte Anleger gekümmert hat. „Der Schaden zu Lasten von Anlegern und Banken geht weit in die Millionen.“ Mehrere Kreditinstitute seien betroffen.
Methode immer identisch
Die Methode, mit der Bäkmann vorgegangen sei, sei immer identisch, so Engelbrecht. „Er diente seine Hilfe an, erschlich sich Vertrauen von völlig unbedarften Opfern und erklärte, sie vor Schaden bewahren zu wollen, der ihnen aus vergangenen Immobilienkäufen drohe. Der Schaden, den er angerichtet hat, lag bei einzelnen Familien sogar jenseits der 500.000 Euro.“
Die Menschen hätten Bäkmann vertraut. „Sie dachten, er würde unverbindlich mit Banken sprechen. Dass er tatsächlich Kredite im fünf- und sogar sechsstelligen Bereich abschloss, war ihnen gar nicht klar“ , so Engelbrecht, der Kontakt zu den Banken aufgenommen hat. In vielen Fällen haben die Kreditinstitute mittlerweile Entgegenkommen signalisiert.
Thomas Bäkmann bezeichnet sich selbst als krank und arbeitsunfähig. „Zu den Vorwürfen möchte ich so lange nichts sagen, bis die Verfahren in Hannover abgeschlossen sind“, erklärte er.