Hagen. . Tenor René Kollo kommt mit einem besonderen Programm ins Hagener Theater. Am Donnerstag wird er dort den Abend „Mein Berlin. Eine Hommage an Walter und Willi Kollo“ präsentieren. Es sind Großvater und Vater des Sängers, denen hier ein klangvolles Denkmal gesungen wird.

Er sei ja schließlich ein echter Preuße, meint René Kollo und ist tatsächlich exakt fünf Minuten vor der Zeit am verabredeten Ort. Ganz entspannt kommt er daher und ist doch erst vor einer halben Stunde direkt aus Berlin eingetroffen. Natürlich ist er die drei Stunden selbst gefahren, zum Beifahrer habe er noch nie getaugt, erklärt der 75-Jährige.

Jetzt schaut er auf die Hagener Stadthalle und erinnert sich daran, dass er hier vor vielen Jahren schon einmal bei „Wetten, dass. . .“ aufgetreten ist: „Das muss eine der ersten Sendungen gewesen sein, als Frank Elstner noch Moderator war.“

Dieses Mal kommt der weltberühmte Tenor mit einem ganz anderen, einem ganz besonderen Programm ins Hagener Theater. Am Donnerstag wird René Kollo dort den Abend „Mein Berlin. Eine Hommage an Walter und Willi Kollo“ präsentieren. Es sind Großvater und Vater des Sängers, denen hier ein klangvolles Denkmal gesungen wird. „Ich habe das Programm im vergangenen Jahr zum ersten Mal im Festspielhaus in Baden-Baden vorgestellt; das Publikum war völlig begeistert“, ist René Kollo überzeugt, dass er auch morgen die Freunde guter Musik wieder glücklich machen kann und wird. „Einfach mitreißend“ nennt er die Kompositionen seiner beiden Familien-Vorderen, die Revuen, Filmmusiken und Schlager geschrieben haben und bereits zu ihren Lebzeiten den Namen Kollo als Qualitätsbegriff reifen ließen.

"Wer nicht Koch oder Fußballer ist, hat keine Chance mehr, ins Programm zu kommen“

Ob ein solches Angebot nicht auch etwas Feines für eine Fernsehaufzeichnung sein könnte? René Kollo winkt traurig ab: „Heute entscheiden die jungen Leute beim Fernsehen, und die haben alle keine Ahnung. Wer nicht Koch oder Fußballer ist, hat da keine Chance mehr, ins Programm zu kommen.“ Dabei, so ist sich der Weltstar sicher, wäre das notwendige Quoten-Publikum durchaus vorhanden. Aber es werde nicht berücksichtigt.

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Gegenwart und Vergangenheit, das beschäftigt den Berliner Künstler nicht nur im Bereich der Musik. Gerade schreibt er an einem Geschichtsbuch, in dem er Antworten auf die Frage sucht, warum der Nationalsozialismus 1933 in Deutschland so erfolgreich Fuß fassen konnte. „Ich will weg von der Meinung, die Menschen seien damals einfach zu blöd gewesen und hätten deshalb Hitler gewählt. Ganz im Gegenteil. Es war eine gewünschte Entscheidung der Deutschen, die wieder Ordnung bekommen wollten und eine Anknüpfung an die eigene Geschichte.“

Mangelnde Geschichtsinteresse und Geschichtsverständnis wirft Kollo unserer heutigen Zeit vor, daher auch sein eigener literarischer Beitrag als eine Art kleine Nachhilfestunde in Sachen deutscher Befindlichkeit und Vergangenheit.

Kollo erfülle sich mit neuem Programm einen Lebenstraum

Der Wagner-Tenor, der niemals Mitglied einer Kirche war, macht sich ohnehin viele Gedanken über Grundsätzliches. Auch die anstehende Papst-Wahl interessiert ihn sehr, wenngleich er hier ebenfalls einen klaren Blick auf die Situation hat: „Vor dem Hintergrund unserer allgegenwärtigen Medienlandschaft lässt sich die Kirche praktisch gar nicht mehr führen. Das Mystische, das Mythische hat da keinen Platz mehr, der Glaube geht verloren“, urteilt René Kollo.

Ob er als Sänger eigentlich nach wie vor mit eiserner Disziplin Übungen machen müsse, um die eigene Könnerschaft gewährleisten zu können?, wechseln wir noch einmal das Thema: „In meinem Alter kann ich das ohne Probleme jederzeit abrufen, gleichwohl haben wir natürlich noch eine kleine Probe auf der Bühne zum Einrichten“, so René Kollo. Zwei Sopranistinnen und das Hagener Orchester werden den Star begleiten. Kleine Anekdoten und Übergänge spricht Kollo selbst. Ja, er erfülle sich mit diesem Programm schon so etwas wie einen Lebenstraum. Vater und Großvater habe er ohnehin ständig im Kopf, bezeugt er und fügt hinzu: „Wenn man selbst älter ist, wird einem noch bewusster, wie gut das wirklich ist, was die Beiden damals geschaffen haben.“ Keine Frage, man darf sich auf den Lieder-Abend richtig freuen.