Hagen. 270 Kinder waren am Dienstagnachmittag zu Gast an der ersten Hagener Kinder-Uni in der Fachhochschule Südwestfalen. Sie erfuhren manches über das binäre System und über Computer - und dass der Mathematiker Leibniz nicht den Butterkeks erfand.

Sie hatten alles dabei, die Jungstudenten: Block und Stift zum Mitschreiben und natürlich ihren Studentenausweis. „Ohne den würdet ihr hier nicht reinkommen“, begrüßte Detlev Patz­wald, Vizepräsident der Fachhochschule Südwestfalen, gestern Nachmittag im Audimax, dem größten Hörsaal der Lehranstalt, 270 Hagener Kinder, die im Rahmen der ersten Kinder-Uni Studienluft schnuppern wollten. Und bei der von unserer Zeitung präsentierten Veranstaltung eben auch mit einem Studentenausweis ausgestattet worden waren. „Das ist einfach ein Erlebnis für die Kinder“, freute sich Sabine Limberg, deren Sohn Léon (8) mit im Hörsaal saß, über die Atmosphäre. „Schade, dass es so etwas zu meiner Zeit nicht gab.“

Dann musste die Mutter, wie alle Eltern, das Audimax verlassen. Denn bei der nun folgenden Vorlesung „1 plus 1 gleich 10“ beanspruchten die Professoren Stefan Böcker (41) und Andreas de Vries (48) die volle Aufmerksamkeit der Jungstudenten. Um das binäre oder duale System und damit die Grundlagen der Computertechnologie zu erläutern, brachten die beiden Hochschullehrer Graf Zahl aus der Sesamstraße ins Spiel.

Leibniz - Mathematiker oder Keksfabrikant

Wenn der nämlich alle Ziffern außer der 0 und der 1 stehlen würde, könnte man immer noch zählen, aber 1 plus 1 wäre nicht mehr 2 (die hat der Graf Zahl ja geklaut), sondern 10. „Ihr seht, wir haben Recht gehabt mit unserer frechen Behauptung“, freute sich Stefan Böcker nach erledigter Beweisführung und verwies auf den Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz, der das binäre System vor 300 Jahren erfunden habe. Ob das der Mann mit dem Butterkeks gewesen sei, wollte ein junger Zuhörer wissen – eine Frage, die den Professor schließlich doch sprachlos machte.

Einige Kinder hatten ihre Blöcke nach der 45-minütigen Vorlesung voll geschrieben, die Mathe-Genies unter ihnen wollten mit den Professoren gleich noch im 4er- oder 8-er-System rechnen und diskutieren – was die meisten Eltern, die ihre Schützlinge nach dem wissenschaftlichen Input glücklich wieder in Empfang nahmen, ebenso wie den Reporter hoffnungslos überfordert haben dürfte.

Die nächsten beiden Vorlesungen am 5. und 19. März (jeweils dienstags um 16 Uhr) beschäftigen sich mit der Rolle von Unternehmen und den Möglichkeiten der Medizintechnik.