Hagen. .

Die Stadt Hagen muss sich mächtig strecken, um die gesetzlich garantierte Kinderbetreuung gewährleisten zu können. Schon die jüngste Anmeldungsrunde für die Kindergärten machte einen immensen Mangel an Betreuungsplätzen offenbar: 300 Plätze im U3-Bereich und 250 für die Älteren. Bis 2014 müssen zudem 32 Prozent der Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren ausgerichtet sein. Das ist gesetzlich so festgelegt. Kurzfristig wird die Stadt die Situation bewältigen, das hat Fachbereichsleiter Gerd Steuber versprochen. Mittelfristig muss investiert werden.

400 Praxisstunden

Neben den räumlichen Voraussetzungen ist selbstverständlich auch qualifiziertes Personal vonnöten. Darauf hat das Käthe-Kollwitz-Berufskolleg reagiert und vor nicht allzu langer Zeit eine Berufsfachschule ins Leben gerufen. Dort werden neben Sozialpflegern auch Kinderpflegerinnen ausgebildet. Diese können in Kitas als Assistenzkräfte eingesetzt werden. Auf diesen Einsatz werden die zumeist jungen Frauen an der Käthe in einem zweijährigen Bildungsgang vorbereitet. Neben Sozialpädagogik, Gesundheit und Hauswirtschaft stehen auch 400 Praxisstunden auf dem Lehrplan. „Die Schülerinnen gehen nach ihrem Blockpraktikum an einem Tag in der Woche in eine Kita“, sagt die Lehrerin Eva Müller. „Und ein Praktikum bei einer Tagesmutter gehört auch fest zum Programm.“ Eine entsprechende Qualifizierung bekommen die Schülerinnen an der Käthe ebenso wie die Möglichkeit zu einem Schulabschluss.

„Das Hauptproblem der Kinderpflegerinnen ist das Image“, bedauert Abteilungsleiterin Mareike Schlüß. „Wir bilden sehr praxisnah und qualitätsvoll aus. Leider müssen sich unsere Kinderpflegerinnen dann mit dünn ausgebildeter Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt messen.“ Das Hin und Her im Rahmen der Kibiz-Gesetzgebung, bis zur Revision durften die Kinderpflegerinnen nicht im U3-Bereich eingesetzt werden, war auch nicht gerade hilfreich. „Das war der falsche Ansatz“, konstatiert Klaus Hirschberg, der vor Schlüß die Abteilungsleitung inne hatte. „Schließlich liegt ein Schwerpunkt der Ausbildung im pflegerischen Bereich.“

Im Alltag sind die Kinderpflegerinnen ein fester Bestandteil der Kita-Teams. Sie machen in Hagen rund ein Drittel der Belegschaft aus. Gemeinsam mit den Erzieherinnen tragen sie das Tagesgeschäft. „Das geht nur mit flachen Hierarchien“, weiß Andrea Paukstadt vom Familienzentrum in Wehringhausen. „Die Verantwortung trägt natürlich die Erzieherin, aber es wird alles besprochen und abgesprochen.“

Zukunftssicherer Beruf

Der Beruf der Kinderpflegerin ist zukunftssicher. Zwar sind bei der Arbeitsagentur derzeit nur drei freie Stellen gemeldet, doch mit dem Ausbau der Kapazitäten wird der Bedarf wachsen. „Allerdings sind Kinderpflegerinnen zurzeit tariflich unterbezahlt. Da müssen wir zukünftig für bessere Bedingungen sorgen“, sagt der 1. Beigeordnete Christian Schmidt.