Hagen. . Die Musikschule Hagen wird 50 Jahre alt, doch ausgerechnet im runden Geburtstagsjahr durchläuft das Institut an der Dödterstraße eine Krise. Die ist allerdings nicht hausgemacht, sondern hängt mit den Finanzproblemen der Stadt zusammen.

Die Musikschule wird 50 Jahre alt – und durchläuft ausgerechnet im Jubiläumsjahr eine formidable Krise. Das liegt nicht am musikalischen Angebot und auch nicht an einem Einbruch der Schülerzahlen. Vielmehr ist das Institut im Zuge der städtischen Finanzkrise ins Taumeln geraten. „Unsere Situation ist nicht weniger dramatisch als die des Theaters“, sagt Musikschulleiter Helmut Schröder. „Wir stehen nur nicht so häufig in den Schlagzeilen.“

Gut 1,5 Millionen Euro beträgt der Etat des Hauses an der Dödterstraße. Der städtische Zuschuss beläuft sich auf 964.000 Euro, die Unterrichtsgebühren spülen 613.000 Euro in die Kasse, hinzu kommen 20.000 Euro vom Land NRW. Den Löwenanteil bei den Ausgaben machen mit 1.427.000 Millionen Euro die Personalkosten aus, und die sollen laut Vorgabe der Stadtverwaltung sinken. Ausscheidende Musiklehrer darf Schröder nicht durch Neueinstellungen ersetzen – es sei denn auf Honorar-Basis. Diese Praxis soll beibehalten werden, bis alle Planstellen abgebaut sind. Derzeit sind die fest angestellten Lehrer (39 von 62) noch in der Überzahl, doch dieses Verhältnis dürfte sich in nicht allzu ferner Zukunft umkehren.

Flucht nach vorn

Die rund 200 Erwachsenen, die sich in der Musikschule an einem Instrument ausbilden lassen, bezahlen dafür 870 Euro pro Person und Jahr. Den größten Anteil der gut 2000 Schüler machen jedoch die sogenannten Jeki-Kinder aus, die über das von der Landesregierung finanzierte Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ unterrichtet werden. 955 Jeki-Grundschüler werden von der Musikschule betreut.

In Anbetracht des engen finanziellen Handlungsspielraums bleibe eigentlich nur die Flucht nach vorne, um neue Ideen zu entwickeln, so Schröder, der Anfang 2015 in den Ruhestand tritt: „Wir müssen das Beste aus unserer ­Dauermisere machen.“ Dazu gehört das neue Angebot „Fitness zu Musik“, das unter Lokalpolitikern und Fitnessclub-Betreibern Empörung hervorgerufen hat, weil es eine Art Zumba-Kurs und deshalb eine unlautere Konkurrenz zu privaten Anbietern sei. Es hätten sich lediglich fünf Damen gesetzteren Alters angemeldet, betont Schröder, dessen Kollegen sich in der letzten Woche vor dem Kulturausschuss rechtfertigen mussten. „Bei uns geht es nicht ums Schwitzen und die Fitness, sondern ums Tanzen“ , so Schröder . Der Kurs werde auch nicht von einer Trainerin, sondern einer Tanzpädagogin geleitet.

Neue Wege geht die Musikschule auch in der Kooperation mit der Volkshochschule. Beide Einrichtungen gehören zum neu gebildeten Fachbereich Bildung innerhalb der Stadtverwaltung. Die VHS bietet jetzt zum Beispiel einen Klavierkurs für Einsteiger. Da sei die Hemmschwelle niedriger, zumal sich nicht jeder Teilnehmer gleich ein Klavier zulegen müsse, so VHS-Leiterin Bianca Sonnenberg. Und Schröder fügt hinzu, die Musikschule sei „bis zum Anschlag ­kompromissbereit“. Ob sein Institut weitere 50 Jahre überleben wird, vermag er aus heutiger Perspektive nicht vorherzusagen.