Hagen. . Gegen das neue Kursangebot „Fitness zu Musik“ der städtischen Max-Reger-Musikschule formiert sich Widerstand.
Im Angebot ein Fitnesstraining zu Musik: „Das Ganze ist eine Mischung aus Gymnastik, Aerobic, Latin, Rhythmus und Spaß an Bewegung.“ Aha, die Rede scheint von Zumba zu sein, dem trendig-sportiven Tanz, der sicherlich von einem Fitnesscenter oder von einer Tanzschule angepriesen wird. Doch falsch gedacht: Das „Fitness zu Musik“-Angebot stammt von der Max-Reger-Musikschule, also einer städtischen Einrichtung, die aus Steuergeldern finanziert wird. Dagegen regt sich jetzt der Widerstand.
Vom Begriff Zumba (um den In-Tanz zu unterrichten, benötigt man eine spezielle Lizenz samt Zumba-Instruktoren) will Helmut Schröder, Leiter der Musikschule, allerdings nichts wissen: „Ach was. Es handelt sich um eine Eigenkreation, eine Mischung aus unserem Tanzbereich und Musik. Das ergänzt sich doch wunderbar.“
Hart umkämpfter Freizeitsektor
Der 23 Unterrichtseinheiten umfassende Kursus richtet sich an Erwachsene, soll vom 23. Januar bis 17. Juli im Musikschul-Gebäude auf dem Elbersgelände, Dödterstraße 10, angeboten werden und die Teilnahmegebühr soll 154 Euro (also 6,70 Euro pro Stunde) betragen. „Der Freizeitsektor ist hart umkämpft. Auch wir als städtische Musikschule müssen kreative Wege gehen“, begründet Schröder, selbst übrigens passionierter Turniertänzer, seine Ausdehnung auf neue Betätigungsfelder.
Anders bewertet Thorsten Kielmann das „Fitness-zu-Musik-“ Angebot. Der Geschäftsführer der Injoy-Fitnessstudios in der Färber- und Bergstraße spricht von Wettbewerbsver-
zerrung und dem Verschleudern von Steuergeldern. „Wir müssen unser Geld auf dem freien Markt verdienen. Was die städtische Musikschule vor hat, gehört sich einfach nicht.“
Alle Kosten an den Hacken
Ähnlich verärgert äußert sich Dirk Fastbinder vom Sportpark Bechelte: „Wir haben alle Kosten selbst an den Hacken, müssen uns um die Parkplatzbereitstellung für unsere Kunden kümmern und viel Geld für Energie und Winterdienst zahlen. Die Musikschule als öffentliche Einrichtung hat damit nichts zu tun. Dass sie solch einen Kurs kostengünstig anbieten kann, ist doch klar. Sie muss solche Nebenkosten – anders als wir – ja nicht umlegen.“
Und auch Wolfgang Stein vom Tanzcentrum Stein fragt sich kopfschüttelnd, ob es tatsächlich das Kerngeschäft einer städtischen Musikschule sei, Fitness-Tanz-Kurse anzubieten.
„Eine städtische Musikschule ist für die Ausbildung und Qualifizierung unserer Kinder im musischen Segment zuständig. Um dieses Ziel zu erreichen, kann Herr Schröder gern neue und kreative Wege gehen – allerdings in diesem Bereich. Angebote wie Fitness und Tanz für Erwachsene gehören hingegen woanders hin“, formuliert Wolfgang Röspel, Vorsitzender des Kulturausschusses, scharf.
Konkurrenz zu gewerblichen Muckibuden
Sven Söhnchen, kulturpolitischer Sprecher der SPD, unterstreicht, dass es ohne Frage sinnvoll und richtig sei, das rhythmische Gefühl bei Kindern zu stärken, „aber eine Art Zumba für Erwachsene anzubieten, darf nicht in den Aufgabenbereich einer mit städtischen Mitteln geförderter Musikschule fallen“. Söhnchen weiter: „Wenn zum Tanzen wenigstens live musiziert würde. Aber wenn die Musik auch noch vom Band kommt, dann ist das doch der größte Quatsch und schlichtweg eine Konkurrenz zu gewerblichen Muckibuden.“ Der Leiter der Musikschule mache da einen groben gedanklichen Fehler. Helmut Schröder versteht die Frage nach dem originären Kerngeschäft einer städtischen Musikschule nicht. „Unser Konzertsaal kann multifunktional genutzt werden. In der heutigen Zeit muss man eben flexibel sein.“
Bei Röspel und Söhnchen ist jedenfalls die Empörung über den neuen kreativen Weg der Max-Reger-Musikschule so groß, dass das Thema auf die Tagesordnung des nächsten Kulturausschusses am 14. Februar gesetzt wird.