Hagen-Emst. . Das Pfarrhaus an der Willdestraße in Hagen-Emst wird zum Kloster: Vier indische Mönche vom Orden der Unbeschuhten Karmeliten ziehen dort ein, um nach der Regel des heiligen Benedikt zu leben. Ora et labora (Bete und arbeite).

Ein Pfarrhaus wird zum Kloster. In das Pastorat der Heilig-Geist-Gemeinde auf Emst ziehen am morgigen Sonntag vier Patres vom Orden der Unbeschuhten Karmeliten ein. Sie haben Armut, Keuschheit und Gehorsam gelobt und leben nach der uralten Ordensregel des heiligen Benedikt: Ora et labora (deutsch: Bete und arbeite).

Die Gründung eines Klosters in Zeiten von Priestermangel und Glaubensschwund bringen vier indische Mönche zu Wege: Pater Yesudas Puthenvila (52), Pater Kaneesh Earnest (34), Pater Saju Bernard Eric (34) und Pater Abel Joseph (31) wurden von der Ordensleitung nach Hagen versetzt, um das Kloster aufzubauen und die seelsorgerliche Arbeit in den Kirchengemeinden der Stadt zu unterstützen. „Die Patres feiern die Heilige Messe und spenden die Sakramente wie Taufen und Trauungen. Sie vollziehen auch die Liturgie bei den Beerdigungen“, berichtet Pfarrer Michael Kirmes (58).

Gewürze aus der Heimat

Der Tagesablauf der aus dem südindischen Kerala stammenden Männer ist streng geregelt und wird von den Grundsätzen des Klosterlebens bestimmt. Um 7.15 Uhr treffen sie sich in der kleinen Kapelle des Hauses zum Morgengebet, mittags folgt das Angelus-Gebet, später die Vesper (Abendgebet) und die Komplet (Nachtgebet). Das gemeinsame Gebet mit den Mitbrüdern sei ihm wichtig, betont Pater Yesudas, ein zurückhaltender, gottergebener Mensch, dem die Güte ins Gesicht geschrieben steht: „So lebe ich meine Spiritualität.“

Auch die Mahlzeiten nehmen die Mönche, die einen schlicht-braunen Überwurf mit Kapuze tragen, zusammen im Refektorium (Speiseraum) ein, sie essen gern Fisch und Reis, den sie mit Gewürzen aus ihrer Heimat, vor allem Kurkuma, Pfeffer, Nelken und Kardamon, zubereiten.

Auf Akzeptanz hoffen

Zu den übrigen Tagesstunden gehen sie pastoralen Aufgaben nach oder meditieren. Die Unbeschuhten Karmeliten (die übrigens nicht barfuß gehen, der Name stammt von der heute nicht mehr gültigen Vorschrift, Sandalen zu tragen) gehören zu den kontemplativen Orden, denen ein zurückgezogenes Leben und die Versenkung ins Gebet besonders wichtig sind. „Im Gebet findet meine Seele Ruhe“, schildert Pater Yesudas sein Bedürfnis.

Die Mönche, von denen nur Pater Yesudas schon seit mehreren Jahren in Deutschland lebt, sollen Zeit bekommen, um sich in dem fremden, kalten Land zu akklimatisieren. Pater Kaneesh wird in der Gemeinde St. Josef in Altenhagen eingesetzt, Pater Yesudas hilft in Heilig Geist und St. Elisabeth, die beiden anderen Inder sollen zunächst die deutsche Sprache erlernen und die Führerscheinprüfung ablegen.

„Es bleibt abzuwarten, welche Akzeptanz sie in den Kirchengemeinden finden“, so Pfarrer Kirmes, der die Unterstützung in der täglichen Arbeit im übrigen gutheißt: „Die Verwaltungstätigkeit für uns Pfarrer nimmt stetig zu. Die Zahl der Priester sinkt, die Zahl der Gemeinden, die wir betreuen müssen, wird größer. Da braucht man nicht viel Mathematik um sich ausrechnen zu können, wohin die Reise geht.“

Gemeinden schenken Tabernakel

Vieles in dem neugegründeten Kloster an der Willdestraße wirkt provisorisch. Die Wände der Zellen, in denen die Patres wohnen, und der Kapelle, in der sie Maria verehren und ihren Sohn anbeten, sind fast nackt, das Kreuz mit dem Erlöser steht auf einem Tisch, davor blakt eine Kerze. Die Kirchengemeinden St. Elisabeth und Heiligt Geist werden den Mönchen als Begrüßungsgeschenk einen Tabernakel für die Kapelle schenken.

Seitdem Pfarrer Richard Rademacher vor sieben Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde, stand das Pastorat leer. Jetzt ist wieder Leben eingekehrt in die Räume, die seit jeher dem Glauben gewidmet waren, ein bescheidenes, stilles Leben.