Hagen. . Brunhilde Entz (18) aus Hagen wurde 1979 bestialisch umgebracht. Der mutmaßliche Täter wurde über seine DNA ermittelt. Er sitzt bereits seit 33 Jahren im Gefängnis - und gilt als einer der wohl brutalsten Verbrecher der deutschen Kriminalgeschichte.
Fast auf den Tag genau 34 Jahre nach dem grausamen Mord an Brunhilde Entz beginnt am Dienstag vor der Schwurgerichtskammer des Hagener Landgerichts der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter.
Dieter F. (69) ist angeklagt, das 18 Jahre alte Mädchen am 9. Januar 1979 im Stadtteil Altenhagen überfallen, vergewaltigt und umgebracht zu haben: „aus Mordlust, grausam, zur Befriedigung seines Geschlechtstriebes und zur Verdeckung einer Straftat“, wie Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer das Motiv beschreibt.
Dieter F., einer der wohl brutalsten Verbrecher der deutschen Kriminalgeschichte, lauerte der jungen Frau in den frühen Morgenstunden auf. Brunhilde Entz, Verkäuferin bei Tchibo, machte sich gegen 2 Uhr aus dem „Pilssalon“, einer Gaststätte am Bahnhof, auf den Rückweg zum 900 Meter entfernten Zuhause.
Mutmaßlicher Mörder quälte Hagener Opfer
Wahrscheinlich verließ auch ihr Mörder, der die „Kronenburg“, eine benachbarte Kneipe, besucht hatte, um diese Zeit das Lokal. An der Ecke Düppelstraße/Altenhagener Straße stürzte er sich auf das Mädchen und quälte es mit ungeheuerlicher Brutalität.
Als Passanten Brunhilde Entz um 2.25 Uhr unter einem Auto fanden, war sie gepfählt, ihr Unterleib regelrecht auseinander gerissen. „Der Täter wollte die Frau vernichten“, so Martin Erlmann (55), Leiter der kriminaltechnischen Ermittlungsstelle im Polizeipräsidium Hagen, der das Verbrechen vor zwei Jahren anhand eines DNA-Nachweises auf der Hose von Brunhilde Entz aufklären konnte. Der Mörder war höchstwahrscheinlich Dieter F. (damals 35), ein vorbestrafter Sexgangster, der damals in Hohenlimburg wohnte und wegen eines anderen barbarischen Frauenmordes seit 1980 eine lebenslange Haftstrafe im Gefängnis von Diez (nahe Limburg an der Lahn) absitzt. Zum Mord an Brunhilde Entz will er sich nach Informationen der zur WAZ-Mediengruppe gehörenden Westfalenpost nicht äußern.
Staatsanwaltschaft ist von Schuld überzeugt
Die Staatsanwaltschaft ist auch so von seiner Schuld überzeugt. 57 Zeugen und Sachverständige, von denen einige bereits verstorben sind (in diesem Fall können die seinerzeit protokollierten Aussagen verlesen werden), sind aufgeboten.
Der Obduktionsbericht des damaligen Gerichtsmediziners Dr. Stark, der den Leichnam der jungen Frau untersuchte, liest sich wie eine Dokumentation des Grauens und der Unbarmherzigkeit.
Mutmaßlicher Täter tötete erneut
Zwei Monate nach dem Verbrechen in Hagen brachte F. in Mainz eine Frau auf ähnlich sadistische Weise um; beim Versuch, die Leiche zu beseitigen, wurde er gefasst. Seitdem sitzt er im Gefängnis, verurteilt zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Der Vater von Brunhilde, Dietrich Entz (82), durfte nach 32 Jahren quälender Ungewissheit so etwas wie Genugtuung empfinden, als er im Mai 2011 erfuhr, dass der Mord an seiner Tochter aufgeklärt scheint.
Geschwister von "Bruni": Belastungsprobe und Erleichterung
Inzwischen ist er ebenso verstorben wie seine Frau Hildegard, die das Verbrechen an ihrer „Bruni“ nie überwand und in geistige Umnachtung fiel. Für die drei Geschwister von Brunhilde aber bedeutet der Prozess Belastungsprobe und Erleichterung zugleich.
„Ach, was haben wir gegrübelt und uns mit der Frage gequält, wer wohl Brunis Mörder sein könnte“, sagt Jürgen Entz (56), ein Bruder der Getöteten. Wie alle in der Familie hing er an der jüngsten Schwester, weil sie so ein fröhlicher, lieber, hilfsbereiter, in sich ruhender Mensch war. „Bei uns stimmte die Chemie“, so Jürgen Entz. „Wir waren eine intakte Familie.“
Bis der Mörder, den sie nicht kannten, alle aus der Bahn warf.