Vorhalle.
. Um 19 Uhr steht die Kulisse, sind die Solisten des Hagener Kammerorchesters bereit. „Der Rattenfänger von Hameln“ hat viele in das Stadtteilhaus Vorhalle gelockt. Die Kinder aber lassen noch einen Moment auf sich warten. Die Stille bleibt: Alle sind gespannt, wie die Acht- bis Zehnjährigen der Liebfrauenschule und des Agnesheimes Funckenhausen die Sage umsetzen werden. Nicht zuletzt ist dort der Hagener Oberbürgermeister Jörg Dehm am Rand der Bühne – als Schirmherr des Projekts und als Märchenonkel.
Als das Theaterstück von Günther Kretzschmar beginnt, ist schnell klar: Jörg Dehm bleibt eine Randfigur, die rund 30 Kinder stehen im Mittelpunkt. Als Bürger beklagen sie sich über die unzumutbare Rattenplage in ihrer Stadt; als Ratten sehen sie in ihren Kostümen beinahe zu niedlich aus. Immer wieder beginnen die Solisten des Hagener Kammerorchesters zu spielen und die Kinder erheben ihre Stimmen – oft im Chor, aber auch allein. Dirigiert werden die Musiker von dem Opern- und Konzertsänger Klaus Beermann. Er war es auch, der mit den Acht- bis Zehnjährigen seit letztem Sommer probte.
Vor einer farbenfrohen Fachwerkkulisse verkündet der Bürgermeister von Hameln, dass der, der die Rattenplage beseitigt, 100 Gulden Belohnung bekäme. Nachdem der Rattenfänger mit seiner Flöte die Nagetiere in den Fluss geführt hat, soll er sich allerdings mit einem Gulden zufrieden geben. Für die Kinder von Hameln wurde die geringe Bezahlung zum Verhängnis.
Obwohl es im Märchen kein glückliches Ende gibt, strahlen am Samstagabend alle im Stadtteilhaus. Die Kinder werden spontan vom Oberbürgermeister Dehm ins Rathaus eingeladen. „Ich bin einfach nur begeistert, wie die Kinder das aufgeführt haben. Die Haltung und die Sprache haben sich seit dem Beginn der Proben sehr verändert“, meint Michael Gebauer, Veranstalter und Geschäftsführer des Sozialdienst katholischer Frauen e.V.. Der Erfolg des Projektes ist auch auf viele Ehrenamtliche und Sponsoren zurückzuführen.
Am 9. April wird das Stück noch einmal aufgeführt – zusammen mit Kindern der Musikschule Glinka aus Smolensk. Als Abschluss ist eine Fahrt nach Hameln geplant.