Hagen. . 1970 mordete und terrorisierte in Griechenland noch das rechte Obristen-Regime. Der linke Ministerpräsident Georgios Papandreaou war entmachtet worden. Georgios Papandreous damaliger Sekretär Georgios Terzidis und dessen Bruder Apostoulos genannt „Laki“ bangten um ihr Leben und flohen nach Deutschland. In Hagen an der Frankfurter Straße eröffneten sie das erste griechische Restaurant in der Stadt: „Zum Zorbas“. Und das schließt morgen.
Uwe Faust ist schon an der Hand seiner Mutter „beim Zorbas“ essen und feiern gegangen: „Kinder durften dort alles, es ist heute noch unser zweites Wohnzimmer.“ Faust hat schnell entschlossen für morgen Abend eine Abschiedsparty organisiert: „Da stirbt ein Stück Stadtgeschichte.“
Längst heißt der Wirt nicht mehr Terzidis mit Nachnamen, sondern Karavelis. Christos Karavelis tut es in der Seele weh, „aber es muss einmal Schluss sein“. Jetzt und sofort, ohne lange Trauerzeit.
Sein Sohn möchte das Traditionslokal nämlich nicht übernehmen, er hat sein gastronomisches Standbein in Herdecke.
Ein bisschen hat sich auch der Charakter des einfachen Lokals gewandelt. In den 70er- und 80er-Jahren war das immer schon sehr unspektakuläre und schlichte Speiselokal „Zorbas“ der Künstlertreff der Region. Die politische Grundhaltung der Wirte, ihr Lebensgefühl, die Ungezwungenheit – all’ dies wirkte magnetisch auf ein ganz besonderes Klientel. So manche Hagenring-Vernissage endete im Morgengrauen beim Zorbas, Theaterleute tanzten nachts bei den Premierenfeiern auf den Tischen, Journalisten trafen Politiker, so manche Ratsvorlage wurde hier beim Souflaki erstmal durchgekaut, griechischer Wein floss in Strömen. Für die legendären Karnevals- oder Silvesterfeiern wurden die Tische quasi vererbt. Georgios und Lakis Terzidis eröffneten in Köln einen Ex- und Import für griechische Spezialitäten, erster Nachfolger in einer Reihe von Wirten wurde Germanos. In letzter Zeit ließ der Trubel im „Zorbas“ stark nach. Christos Karavelis beschäftigte nur noch Aushilfen und Familienangehörige.
Zum Abschied aus der Gastronomie entschloss sich Christos Karavelis sehr schnell, erst vor ein paar Tagen wurden Stammgäste und Lieferanten informiert.