Hagen-Eckesey. . Um die Schüler zur Gewaltlosigkeit anzuhalten, hat sich die Grundschule Eckesey professionelle Unterstützung gesichert. Ein Sport- und Kommunikationstrainer zeigt den Kindern, wie sie in Konfliktsituationen reagieren können.

Körperliche Übergriffe, Beleidigungen und Schikane sind bereits in Grundschulen keine Seltenheit. Die Hagener Lehranstalten machen da leider keine Ausnahme. Auch an der Gebrüder-Grimm-Schule in Eckesey, an der 112 von 130 Schülern Migrationshintergrund haben, ist das Konfliktpotenzial hoch. „Wir haben es zwar weniger mit großen Schlägereien und Verletzungen zu tun“, berichtet Rektorin Brigitte Hoffmann. Dafür werde geschubst und geboxt, zudem komme es immer wieder zu Beleidigungen, und das nicht nur zwischen Schülern: „Auch den Eltern gegenüber. Leider.“

Deshalb hat sich die Schule die Unterstützung des Vereins „Gewaltfrei Lernen“ aus Pulheim gesichert. Sport- und Kommunikationstrainer Henryk Lüderitz (34) weilte in Eckesey, um den Schülern sinnvolle Reaktionen für die typischen Konfliktsituationen des Schulalltags beizubringen. Die Übungen kombinierten spielerisch wirkungsvolle Befreiungen mit wortstarken Reaktionen und starkem Körperausdruck.

„Stopp!“ lautet das Zauberwort, mit dem die Kinder sich aggressive Kameraden in Zukunft vom Hals halten sollen. Statt laut zu werden und zurückzubrüllen oder gar selbst zu schlagen sei es allemal besser wegzugehen oder mit den Schultern zu zucken: „Und sich so zu verhalten, das lässt sich lernen“, betonte Lüderitz. Selbstbewusstsein könnten sie auch demonstrieren, indem sie eine aufrechte Haltung einnehmen und dem Kontrahenten in die Augen schauen würden, schärfte er den Kindern ein.

Ritualisierte Sätze

Ritualisierte Sätze und das häufige Wiederholen der Abwehrübungen sind wichtig, damit die Kinder das richtige Verhalten gegenüber Raufbolden und Störenfrieden verinnerlichen. Die Stopp-Strategie ist dreistufig. Hört ein streitlustiger Schüler trotz zweimaliger Zurückweisung nicht auf, ein anderes Kind zu schikanieren, soll dieses einen Lehrer informieren. Denn die Pädagogen sind in das Konzept eingebunden: „Wir haben eine einheitliche Absprache getroffen, damit die Kinder wissen, dass alle Lehrer gleich reagieren“, so Rektorin Hoffmann. Besonders schlimme Verfehlungen werden ins „rote Buch“ eingetragen, das eigens zu diesem Zweck angeschafft wurde.

Die Schulleiterin lenkt den Blick zudem auf ein Problem, das alle Grundschulen betrifft: Es fehlen - bis auf Josef Torwesten, der zudem in zwei Jahren pensioniert wird - männliche Lehrer und damit wichtige Bezugspersonen vor allem für Schüler, die allein von der Mutter erzogen werden: „Diesen Kindern fehlt die väterliche Vorbildfunktion.“ Die kann zwar auch ein Lehrer nicht ausfüllen, doch könnte er zumindest in Teilen eine Art Stellvertreterrolle übernehmen. Fehlen männliche Leitfiguren gänzlich, orientieren sich Kinder häufig am Fernsehen, bestätigt Henryk Lüderitz: „Und dort werden ganz gewiss nicht Empathie und Fairness vermittelt.“