Hagen.

An der rechten Hand den Laptop, an der linken das Kind – so geht die alleinerziehende Mutter mühelos durchs Leben. Selbstbewusst, zielsicher. Aber realistisch? „Alleinerziehende sind allemal besser als ihr Ruf“, wehrt Anna Vierhaus von der Gleichstellungsstelle der Stadt ab. Ein Viertel aller Haushalte in Hagen, rund 5 000, bestehen aus Mutter und Kinder oder Vater und Kind – wobei es meistens die Frauen sind, die allein mit Töchtern und Söhnen leben.

Alleinerziehenden werden oft multiple Problemlagen zugeschrieben: Probleme mit der Kindererziehung, persönliche Defizite, Suchterkrankungen“, fasst Birgit Overkott von der Gleichstellungsstelle zusammen. Dabei böte diese Gruppe gar kein einheitliches Bild. Von Schul- und Ausbildungsabbrecherinnen über Frauen mittleren Lebensalters, die nach einer Trennung zurück in den Beruf wollen, bis hin zu Karrierefrauen – „Alleinerziehende finden sich in allen sozialen Schichten“, so Anna Vierhaus.

Alleinerziehende brauchen viel Unterstützung

Was sie allerdings eint: Mangel an Geld und Zeit. Das haben Gespräche mit Menschen ergeben, die mit Alleinerziehenden zu tun haben: Beratungsstellen, Jobcenter, Kindertagesstätten, Familienzentren und Gewerkschaften. „Diese Gespräche haben auch ergeben, dass Alleinerziehende viel Unterstützung brauchen, in der Elternrolle, in Beruf und Bildung“, erklärt Overkott.

In Hagen haben sich Ämter und Institutionen auf die Fahnen geschrieben, Alleinerziehende zu unterstützen, ihr Image aufzupolieren. Mit einer stadtweiten Plakataktion geht’s los. Das Bild vermittelt eine positive Botschaft: „Wir können Beruf und Familie vereinen.“ Können sie auch, die Alleinerziehenden – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Armutsrisiko ist überdurchschnittlich hoch 

Das Netzwerk für Alleinerziehende arbeitet insbesondere daran, Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf zu ebnen. Denn: Das Armutsrisiko für Alleinerziehende ist überdurchschnittlich hoch – als Folge ungleich verteilter Chancen. „Unternehmen müssten erkennen, dass Frauen ein Arbeitskräftepotenzial bieten“, meint Annekatrin Brauckmann-Alte von der Agentur Mark, bei der die Fäden für das „Netzwerk 4B“ zusammenlaufen.

Die vier Bs stehen für bessere Beschäftigungschancen, Bildungsberatung, eine optimierte Betreuungssituation und dafür Betriebe ins Boot zu holen. „Vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels“, erinnert Brauckmann-Alte.

Verbesserung der Lebensumstände angestrebt

Vorhandene Unterstützungsangebote in Hagen sollen koordiniert und optimiert werden. Dabei geht es nicht um Einzelfälle, sondern um die Verbesserung der Lebenssituation aller Alleinerziehender in Hagen. Damit alle eine gesellschaftliche und politische Anerkennung erfahren. „Familie ist da, wo Kinder sind“ lautet ein Slogan des Netzwerkes. Familie, das ist auch Mutter ohne Vater oder umgekehrt sein.